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Mit der Mondlandung vor 40 Jahren hat Amerika das bis dahin Unvorstellbare wahr gemacht. Der Mensch war in diesem Moment so groß wie nie zuvor und wie nie mehr danach.

Edwin „Buzz“ Aldrin war der zweite Mann auf dem Mond – und der erste, der sich dafür geschlagen hat. Vor ein paar Jahren hat der heute 79-jährige Astronaut mit einem Kinnhaken den Filmemacher Bart Sibrel niedergstreckt. Sibrel hatte dem Apollo 11-Astronauten in der Öffentlichkeit aufgelauert und ihn aufgefordert, auf die Bibel zu schwören, dass er den Mond tatsächlich betreten habe. Aldrin weigerte sich. Sibrel ließ nicht locker: „Ich sagte ihm, er sei ein Dieb, weil er Geld nimmt für ein Interview über etwas, was er gar nicht getan hat.“ Aldrin schlug zu. Seither sind Sibrel und gar nicht so wenige andere noch mehr davon überzeugt, dass die USA alle sechs Mondlandungen gefälscht haben. Zeitweise schenkten über zehn Prozent der Amerikaner der „Mond-Lüge“ Glauben. Im Durchschnitt sind es auch heute noch sechs Prozent.

Dabei gibt es einen entscheidenden Beweis für die Echtheit der Mondlandung vor 40 Jahren: Die Sowjets haben keinen Einspruch erhoben. Und eines ist sicher: Hätte es auch nur den geringsten Zweifel an der Landung von Neil Armstrong und Co. gegeben, die Kalten Krieger hätten nichts unversucht gelassen, um den Gegner zu diskreditieren. Falschspiel im Wettlauf der Supermächte um die Vorherrschaft im All ist undenkbar. Ex-Astronaut William Anders beschreibt die Umstände präzise: „Apollo ist kein wissenschaftliches Programm“ gewesen, in Wahrheit hat es sich um eine Schlacht im Kalten Krieg gehandelt. Sicherlich, wir haben ein paar Gesteinsbrocken gesammelt und ein paar Fotos gemacht, aber wäre da nicht dieser Wettlauf mit den Russen gewesen, hätten wir niemals die Unterstützung der Steuerzahler gehabt.“

„Sputnik-Schock“ löst Wettlauf ins All aus

Es begann mit dem „Sputnik-Schock“. Die Amerikaner wähnten sich nach dem Zweiten Weltkrieg als technologisch fortschrittlichste Nation. Doch dann brachte der Rivale Sowjetunion im Oktober 1957 erstmals einen Satelliten ins All: Sputnik 1. Nur einen Monat später schoss Moskau Sputnik 2 in den Orbit, und diesmal gar mit einem Passagier. Die dreijährige Hündin Laika war das erste Lebewesen im All, ihr Flug wurde inmitten des Kalten Krieges propagandistisch ausgeschlachtet.

Während die USA den Rückstand in der Weltraumforschung aufzuholen versuchten, legte die UdSSR nach. Ihre Sonde Luna 3 flog 1959 als Erste an der erdabgewandten Seite des Mondes vorbei, und zwei Jahre später entschied Moskau nach Ansicht mancher den Weltlauf quasi für sich: Am 12. April 1961 flog Juri Gagarin, der Sohn einer Bäuerin und eines Zimmermanns, als erster Mensch durchs All. In 108 Minuten umrundete Gagarin im Raumschiff Wostok 1 den blauen Planeten. Sechs Wochen nach Gagarins Raumflug, gab US-Präsident John F. Kennedy das ehrgeizige Ziel vor, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Amerikaner auf den Mond zu schicken und ihn wieder heil zur Erde zurückzubringen. Doch noch waren die Sowjets voraus: 1963 schossen sie die erste Frau sowie 1964 die erste dreiköpfige Besatzung ins All, und 1965 unternahm ein Russe 500 Kilometer über der Erde den ersten „Weltraumspaziergang“.

Abe Silverstein, der Leiter der Raumfahrt-Entwicklung bei der NASA, schlug für das US-Raumfahrtsprojekt den Namen Apollo vor – nach dem Gott der griechischen Mythologie, der als treffsicherer Bogenschütze galt. Ihrem Ziel näher brachte die Amerikaner aber ausgerechnet der Kreml. Jahrzehntelang verfügte die Sowjetunion über leistungsstärkere Raketen als die Amerikaner. 1966 jedoch wurde ZK-Mitglied Nikita Chruschtschow, einer der größten Verfechter der sowjetischen Weltraumforschung, aus den letzten Ämtern gedrängt. Die Haushaltskürzungen seines Nachfolgers Leonid Breschnew stoppten schließlich die Erfolgsserie der Kosmonauten.

Aber auch das US-Apollo-Programm begann mit einer Tragödie, als 1967 drei Raumfahrer verbrannten. Und selbst bei der ersten Mondlandung sind Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Mike Collins nur knapp einer Katastrophe entgangen. Der damalige US-Präsident Richard Nixon hatte bereits eine Trauerrede an die amerikanische Nation für das Scheitern der Mission vorbereitet. Darin heißt es unter anderem: „Das Schicksal hat bestimmt, dass die Männer, die zum Mond geflogen sind, um ihn friedlich zu erforschen, dort in Frieden ruhen werden.“ Den Astronauten sei bewusst, dass es „keine Hoffnung für sie gibt“. Aber: „Die Suche des Menschen wird nicht vergeblich sein. Andere werden folgen und ihren Weg nach Hause sicher finden.“

Ein Scheitern der Apollo-11-Mission war tatsächlich keineswegs weit hergeholt. Der US-Astronaut James Lovell sagte, die Mängel an der Mondlandefähre „Eagle“ hätten die Vorstellungskraft der größten Pessimisten bei der NASA übertroffen. Edwin Aldrin habe seinen Freunden kurz vor dem Start erklärt, die Chancen für seine Heimkehr lägen allenfalls bei 60 Prozent. Später hat er die Landefähre mit einem Kugelschreiber starten müssen, weil der Zündungsknopf abgebrochen war.

So reibungslos den 500 Millionen Zuschauern vor den Fernsehgeräten die erste Mondlandung erschien, hinter den Kulissen gab es riesige Missgeschicke. „Ein Computer im Mutterschiff der Columbia zeigte für den Abstieg der Mondlandefähre ‚NO‘“, weiß der österreichische Arzt, Weltraumexperte und Mondlandungs-Kommentator Herbert Pichler. Nach einigem Hin und Her entschied die Bodenstation, den Abstieg doch zu wagen. Im Nachhinein zeigte sich, dass der Bordcomputer durch sein „NO“ auch gar nicht den Abstieg verhindern wollte, er war einfach überlastet und verweigerte.

1972: Apollo 17 – Ende einer Raumfahrtära

Die Mondlandung war glanzvoller Höhepunkt einer fast zehnjährigen Kraftanstrengung der Amerikaner, an der rund 400.000 Menschen beteiligt waren. Die Gesamtkosten des Apollo-Projekts beliefen sich auf umgerechnet etwa 50 Milliarden Euro.

Mit der Rückkehr von Apollo 17 endete fünf Tage vor Weihnachten 1972 diese Ära der US-Raumfahrtsgeschichte. Apollo 17 hob am 7. Dezember 1972 um 8.33 Uhr in Florida ab. Nach vier Tagen setzte sie auf dem Mond auf. Eugene Cernan, Ronald Evans und Harrison Schmitt, der erste Geologe auf dem Mond, führten zahlreiche Experimente durch. In 75 Stunden legten sie 35 Kilometer mit dem Mondauto zurück. Doch das öffentliche Interesse war längst nicht mehr so groß wie zu Beginn der Monderoberung. Die Amerikaner waren mit dem Vietnam-Krieg beschäftigt. Mit einem „großen Schnitt“ hatte Präsident Richard Nixon schon vor dem Start von Apollo 17 die geplanten Apollo-Missionen 18, 19 und 20 gestrichen. Insgesamt landeten zwischen 1969 und 1972 sechs Apollos auf dem Mond. Zwölf Astronauten betraten den Erdtrabanten.

Angefangen hat es mit Neil Armstrongs „kleinen Schritt für einen Menschen, aber Riesensprung für die Menschheit“. Es endete mit den Worten: „So Gott will, werden wir in Frieden und mit Hoffnung für die ganze Menschheit zurückkehren.“ Doch 37 Jahre nach der Landung der letzten Menschen auf dem Mond hat sich der fromme Wunsch von Apollo-17-Kommandant Gene Cernan bislang nicht erfüllt. Er und Harrison Schmitt bleiben bis heute die letzten Menschen, die den Mond betraten.

Das teils skurrile Interesse an den Männern vom Mond jedoch hielt an. Im Mai 2005 drohte Neil Armstrong, seinen Friseur zu verklagen: Dieser hatte unerlaubterweise Haare der Raumfahrtlegende für mehrere tausend Dollar verkauft.

Apollo 11

Die Apollo-Missionen sind nach dem griechischen Gott benannt, der als treffsicherer Bogenschütze galt. Detailinfos zu den Mondlandungen unter:

www.nasa.gov/mission_pages/apollo/index.html sowie:

www.google.com/moon/

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