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Die österreichische Holzfaserplattenindustrie

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Die österreichische Holzfaserplattenindustrie mußte ihre Entwicklung in einer wirtschaftlich und politisch sehr unruhigen Zeit beginnen. Wenn auch die Planungen für den Aufbau dieses neuen Industriezweiges der österreichischen Holzwirtschaft in die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg zurückreichen und auch bereits im Jahre 1937 das erste Isolierbauplattenwerk die Produktion aufnehmen konnte, so vollzog sich doch die Errichtung und de Ausbau der Holzfaserplattenwerke, zu welchen führende Unternehmer der österreichischen Holzwirtschaft, die durch die Entwicklung dieses Industriezweiges im Ausland angeregt wurden, bereits unter den Schwierigkeiten einer kontingentierten und reglementierten Kriegswirtschaft. Einzelne Werke dieser Industrie haben außerdem im letzten Kriegsjahr nicht unbeträchtlichen Kriegsschaden genommen. Ein Hartplattenwerk wurde vollständig zerstört.

So stand die österreichische Holzfaserplattenindustrie im Jahre 1945 vor außerordentlich großen wirtschaftlichen Aufgaben. Die in den Kriegsjahren für einen wesentlich größeren Wirtschaftsraum geschaffenen Kapaziräten konnten durch den Verbrauch im Inland nicht im geringsten ausgenützt werden. Durch eine umfassende Werbung mußte der Inlandsmarkt für diesen im zivilen Verbrauch Oesterreichs noch vollkommen neuartigen Holzwerkstoff gewonnen und gleichzeitig die von ausländischen Faserplattenindustrien beherrschten Auslandsmärkte schrittweise erobert werden. Gleichzeitig bestand die Notwendigkeit, nicht nur die Kriegsjchäden zu beheben, sondern den Vorsprung der technischen Entwicklung, welche die Faserplattenindustrien in anderen Staaten während des Krieges nehmen konnte, aufzuholen und die österreichische Holzfaserplattenindustrie in ihrer Leistungsfähigkeit und Qualität ihrer Erzeugnisse auf den neuesten technischen Stand zu bringen.

Daß diese Aufgabe zu lösen der österreichischen Holzfaserplattenindustrie in den ersten zehn Nachkriegsjahren gelungen ist, sollen folgende Ziffern beweisen. Die österreichischen Verbrauchsziffern in Holzfaserplatten haben pro Kopf der Bevölkerung und Jahr seit 1950 folgende erfreuliche Entwicklung genommen:

1950 1,77 kg 1953 2,37 kg

1951 2,36 kg 1954 3,10 kg

1952 2,07 kg 1955 3,66 kg Die Verbrauchsziffern der nordischen Staaten liegen bekanntlich wesentlich höher, können jedoch mit Rücksicht auf die dort vorherrschende Holzbauweise für unsere wirtschaftlichen Verhältnisse keinen Vergleichsmaßstab bilden. Von Interesse werden sicherlich die Verbrauchsziffern einiger kontinental europäischer Staaten im Jahre 1955 sein, wie z.B.: Belgien 3,52 kg Niederlande 5,82 kg

Frankreich 2,01 kg Schweiz 4,10 kg Großbritannien 4,73 kg West-Italien —.70 kg deutschend 2,49 kg

Die österreichische Verbrauchsziffer liegt somit durchaus in der Mitte der übrigen vergleichbaren europäischen Staaten.

Im härtesten Konkurrenzkampf, insbesondere mit den Holzfaserplattenindustrien der nordischen Staaten, konnte aber auch, wie die nachstehenden Ziffern beweisen, der für die österreichische Holzfaserplattenindustrie lebenswichtige Export von Jahr zu Jahr vergrößert werden. Die Exporte betrugen:

Hartplatten Isolierbauplatten

1950 1.208 5.532

1951 144 7.640

1952 338 4.648

1953 2.025 5.203

1954 8.1 86 8.888

1955 11.990 10.870

Da die österreichische Holzfascrplatten-industrie unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen und mit höheren Kosten als die Industrien der nordischen Staaten zu arbeiten gezwungen ist, konnten diese Exporterfolge nur durch die auf allen Märkten anerkannte hohe Qualität der österreichischen Marken errungen werden.

Diese erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung der österreichischen Faserplattenindustrie wäre aber undenkbar, wenn nicht die österreichische Handelspolitik die Bedeutung der Holzfaserplattenindustrie für die österreichische Volkswirtschaft erkannt und bei allen ihren Maßnahmen und bei allen ihren Handelsvertragsverhandlungen die Interessen dieses so jungen österreichischen Industriezweiges wahrgenommen hätte. Darüber hinaus darf nicht unerwähnt bleiben, daß auch die Entwicklung, Rationalisierung und Modernisierung dieser Industrie nach dem Kriege ohne die Bereitstellung der notwendigen Investitionsmittel durch ERP-Kredite nicht möglich gewesen wäre. Unternehmerische Leistungen in harmonischer Verbindung mit staatlicher Kredit-, Wirtschaftsund Handelspolitik haben die österreichische Holzfaserplattenindustrie zu einem bedeutenden und auch gesamtwirtschaftlich wertvollen Mitglied der österreichischen Holz- und Volkswirtschaft werden lassen.

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