Das Sprach-Chamäleon: Felix Salten im Wien Museum MUSA
Die vielen Seiten des „Bambi“-Autors Felix Salten zeigt eine Ausstellung des Wien Museums im MUSA, die mit zahlreichen interessanten Exponaten aus seinem Nachlass gespickt ist.
Die vielen Seiten des „Bambi“-Autors Felix Salten zeigt eine Ausstellung des Wien Museums im MUSA, die mit zahlreichen interessanten Exponaten aus seinem Nachlass gespickt ist.
Max Kurzweils „Dame in Gelb“ besitze eine „an englische Maler erinnernde Souveränität“, Viktor Tilgners Büste von Hans Makart mache ihn „frappiert über so viele Details, so wenig Pathos und so viel Innigkeit“ und Gustav Klimt spricht er die Freiheit zu, die Pallas Athene so zu malen, wie er es für richtig hält.
Von wem diese Kunstkritiken stammen? Von niemand anderem als Felix Salten, bekannt als der Autor von „Bambi“. Dass er keinesfalls auf dieses berühmte Kinderbuch reduziert werden sollte, präsentiert eine Ausstellung des Wien Museums im MUSA ebenso umfassend wie eindrucksvoll – auch wenn zarte Rehspuren durch die Schau leiten.
Zeit des Umbruchs
Dabei werden einerseits eingangs genannte Ikonen der Sammlung des Wien Museums den passenden Zitaten gegenübergestellt, um zu zeigen, wie Salten just in einer Zeit, in der mit der Arbeit von Secession, Hagenbund und Künstlerhaus wichtige Umwälzungen stattfanden, Kunstkritiken schrieb. Da findet sich sogar ein kleines Buch über Gustav Klimt in einer Vitrine, in dem er dessen Fakultätsbilder verteidigt. Vor allem aber präsentiert die Ausstellung Felix Saltens Biografie mit vielen interessanten Exponaten aus seinem Nachlass – und sein Netzwerk.
Denn das Who´s who der damaligen Kulturgesellschaft findet sich in seinem ausgestellten Adressbuch. Mit Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Arthur Schnitzler war er eng bekannt. Dass er zu letzterem eine ambivalente Beziehung hatte, beweist auch ein Brief, in dem Schnitzler schreibt: „Lieber, ich denke, wir sind beide um eine Kleinigkeit empfindlicher als dringend notwendig ist.“
Darüber liegt Saltens Feuilleton-Beitrag zu Schnitzlers „Reigen“ in der Vitrine, in dem er das einstige Skandalwerk als „Goldschmiedearbeit, Kleinkunst“ bezeichnete, was ihm Schnitzler übelnahm, der auch in seinen Tagebüchern über Salten herzog und doch sein Trauzeuge wurde. Nur eines von vielen Beispielen, wie sich durch die Nachlässe Verflechtungen darstellen lassen.
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