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Hugo von Hofmannsthals Leben und Schaffen

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Die Nationalbibliothek veranstaltet in ihrem Prunksaal anläßlich der ersten Tagung der „Hugo-von-Hofmannsthal-Gesell- schaft“ in Wien eine sehr anschauliche Ausstellung über diesen genialen österreichischen Dichter und sein Werk. Sie wird bis 15. Oktober geöffnet bleiben. — Es wurde der Versuch unternommen, die Stätten, den Raum, die Menschen seiner Umgebung miteinzubeziehen und das geistige Klima der Stadt ahnen zu lassen. Hofmannsthal wird als kleiner Junge von neun Jahren, in späteren Altersstufen und schließlich aufgebahrt in der Kutte des Dritten Ordens uns als Mensch nähergebracht. In 60 Schaukästen zieht auf diese Weise sein Leben mit seinem Werk an uns vorüber.

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Die Nationalbibliothek veranstaltet in ihrem Prunksaal anläßlich der ersten Tagung der „Hugo-von-Hofmannsthal-Gesell- schaft“ in Wien eine sehr anschauliche Ausstellung über diesen genialen österreichischen Dichter und sein Werk. Sie wird bis 15. Oktober geöffnet bleiben. — Es wurde der Versuch unternommen, die Stätten, den Raum, die Menschen seiner Umgebung miteinzubeziehen und das geistige Klima der Stadt ahnen zu lassen. Hofmannsthal wird als kleiner Junge von neun Jahren, in späteren Altersstufen und schließlich aufgebahrt in der Kutte des Dritten Ordens uns als Mensch nähergebracht. In 60 Schaukästen zieht auf diese Weise sein Leben mit seinem Werk an uns vorüber.

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Zahlreiche Origiriälhöndschriften, insbesondere solche des noch nie gezeigten ersten Jahrzehnts und unbekannte Briefe werden erstmals präsentiert. Wir sehen Auszüge aus einem Briefwechsel mit Hermann Bahr, Schnitzler, Felix Salten, Stefan George und Wildgans. Fast alle literarischen Werke liegen in Erstdrucken oder ersten Buchausgaben auf. Daneben finden wir eine Anzahl von Artikeln und Feuilletons, die er für die „Neue Freie Presse“ geschrieben hat (tatsächlich hatte er mehr als 70 Beiträge für diese Zeitung verfaßt).

Naturgemäß nehmen die Dramen und Gedichte den großen Platz ein. Zeitschriften wie „Pan“, „Jugend“ und „Simplicissimus1, die sich um eine künstlerische Gestaltung der Beiträge bemühten, sind im Original ausgestellt. Die Bühnenwerke Hofmannsthals werden von Kostümzeichnungen, Bühnenbildentwürfen und Szenenphotos illustriert, angefangen mit der „Hochzeit der So- beide“ (1899) bis zur „Ägyptischen Helena“ (1928); dazu werden auch Darstellerporträts gezeigt. In den Theaterprogrammen können wir heute noch viele bekannte Namen finden. Da war die Duse, die 1903/04 die Hauptrolle in „Elektra“ spielte, wohl der größte Star. In dem Stück „Der Abenteurer und die Sängerin“, das Casanovas Aufenthalt in Venedig behandelt, mag man Vergleiche mit unserer heutigen Besetzung anstellen, wenn man die Namen von 1899 liest, wie etwa Tressler, Hartmann und Kalina.

Das Werk Hofmannsthals auf diese Weise in seiner Gesamtheit vor uns ausgebreitet, läßt uns den Dichter des Fin de Siėcle und den vielleicht letzten großen Klassiker erkennen, wie er auf frühere Epochen zurückgreift und uns die Welt der Antike etwa mit „Elektra“ nach Sophokles näherbringt. Die Zeit des Barocks, des 17. und 18. Jahrhunderts und der Einfluß Molieres und Bider- manns,, spwie andere barocke Strömungen werden iip „Lästigen“ nach Moliėre, im „Rosenkavalier“ oder etwa in seinem Jugendbuch über den Prinzen Eugen augenfällig. Der Historismus, von Stadt, Architektur und Gesellschaft ausgehend, spiegelt sich in den Werken Hofmannsthals. Hinzu kommt noch ein „Impressionismus“, der die herbstliche Stimmung des untergehenden österreichischen Kaiserreiches in Schwermut wiedergibt. Ein Manuskript des „Schwierigen“, eine Erstausgabe, Kritiken von Felix Salten in der „Neuen Freien Presse“ sowie Münchner und Schweizer Zeitungen lassen die gesellschaftliche Atmosphäre der Jahrhundertwende erstehen. Ein typisch wienerisches Lustspiel wird an die Seite von Lessings klassischer „Minna von Barnhelm“ gestellt.

Die Erstausgabe des „Bergwerks von Falun“ wird von Besprechungen, Stellungnahmen und Kritiken von

Zeitgenossen begleitet. Diese Geschichte beschäftigte nicht nur Hofmannsthal, sondern auch

E. T. A. Hoffmann und Richard Wagner. Das Thema scheint in der Luft gelegen zu sein. Bei Hofmannsthal kommt darin eine Art Lebenskrise zur Auswirkung, die den Übergang in eine schicksalhafte Existenz einleitet.

Ein späteres Werk, „Das Salzburger große Welttheater“, setzt sich mit Calderön auseinander und faßt das Leben als Spiel ‘auf, in dem der Mensch eine Rodle vor Gott agiert, der ihm dann im Tod begegnet.

Der wertvolle Katalog stammt von Dr. Hadamowsky, die darin enthaltene ausführliche Hofmannsthal- Bibliographie von Dr. Ritzer.

Die Ausstellung vermittelt uns in einer ungemein anschaulichen Weise die Atmosphäre der Zeit, der Stadt voller Schwermut, Eleganz und Schönheit, in die der Dichter hineingeboren war und die er selbst auch in genialer Art wiederzugeben imstande war. Für die junge Generation vielleicht nicht mehr so einfach zugänglich, doch zumindest für den Eingeborenen anziehend und dadurch auch verständlich.

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