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Vom Realen zum Virtuellen

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Vierzehn Jahre ist es her, daß in Wien eine umfassende Ausstellung zeitgenössischer österreichischer Fotografie zu sehen war. Unter dem Titel „Eine Reale Vision” zeigt nun das Künstlerhaus zahlreiche repräsentative Werke heimischer Fotografen von 1948 bis 1996.

Die österreichische Fotografie begann sich erst in den sechziger und siebziger Jahren als eigene Kunstform von den Printmedien zu emanzipieren. Den Anfang der Ausstellung bildet daher die Presse- und Doku-mentarfotografie der späten vierziger und fünfziger Jahre: Die berührenden Fotos von Ernst Haas, die aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrende Soldaten und die auf sie wartenden Frauen und Mütter zeigen; Impressionen aus dem Ostblock von Erich Lessing, darunter auch Rilder aus dem aufständischen Rudapest des Jahres 1956; Inge Moraths Aufnahmen aus China, wohin sie mit ihrem Mann Arthur Miller gereist war, der als einer der ganz wenigen westlichen Schriftsteller seine Stücke in der Volksrepublik aufführen durfte.

Der Mittelteil der Ausstellung ist der zum einen konzeptlastigen, zum anderen lyrischen und narrativen Sprache der Fotografie gewidmet, die in den siebziger Jahren entstand. Einen „Paradigmenwechsel hin ins Rildhafte” macht Margit Zuckriegl aus, die zusammen mit Carl Aigner die Schau zusammengestellt hat. Otmar Thormanns an nackte Körper erinnernde Objekte aus ausgestopften Strümpfen bestechen durch ihre surreale Fleischlichkeit. Heinz Cibulka stellt in seinen „Hochgebirgsquartet-ten” je vier unterschiedliche Impressionen aus Österreich zueinander und bricht damit die vermeintliche heimatliche Idylle auf. Und Maria Hahnenkamp überschreitet die Grenze zwischen Abbild und Objekt: Da ihr

Fotoalbum unter Verschluß in einer Vitrine liegt, kann der Retrachter nur auf Video mitansehen, wie eine behandschuhte Hand es durchblättert.

Für den Wiener Aktionismus war Fotografie von großer Redeutung; schließlich war dies neben dem Film die einzige Möglichkeit, die aufsehenerregenden Aktionen zu dokumentieren. In der Ausstellung vertreten sind Rilder des 1969 verstorbenen Rudolf Schwarzkogler.

Die Gegenwartsfotografie hat sich, zumindest im Künstlerhaus, von der Realität völlig verabschiedet. Computer und Laserdruck sind die Apparaturen, deren sich die gezeigten Künstler bedienen, das Objekt ist die virtuelle Welt, die hinter den Bildschirmen beginnt.

Bei der Publikation zu der Ausstellung, die für das Centro de la Imagen in Mexico-City konzipiert worden ist, handelt es sich nicht um einen Katalog, sondern um drei Bände, die zwar auch Fotografien enthalten, vor allem aber literarische Texte von Baoul Schrott, Franzobel und anderen.

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