Human Flowers of Flesh -still - © Foto: Filmgarten

Bilderreigen für meditative Trance

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Philip Waldner über den Experimentalfilm „Human Flowers of Flesh“ von Regisseurin Helena Wittmann.

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Philip Waldner über den Experimentalfilm „Human Flowers of Flesh“ von Regisseurin Helena Wittmann.

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Das Rauschen des Meeres, das Rascheln der Blätter, eine Spinne, die ihre Beute mit Fäden umwickelt: Es sind Oasen der Ruhe, welche die deutsche Regisseurin Helena Wittmann in ihrem zweiten Langfilm „Human Flowers of Flesh“ einfängt. Eine Geschichte gibt es kaum. Ida (Angeliki Papoulia) ist auf ihrem Segelboot mit fünfköpfiger Crew unterwegs von Marseille über Korsika bis nach Algerien, wo sich ein Stützpunkt der Fremdenlegion befindet. Wittmann wandelt hier bewusst auf den Spuren von Claire Denis, die sich in ihrem Meisterwerk „Beau travail“ (1999) bereits der Fremdenlegion gewidmet hat. Denis Lavant, der Protagonist aus „Beau travail“, taucht gegen Ende von „Human Flowers of Flesh“ dann sogar kurz auf. Mehr noch als Denis ist Wittmann an der Abstraktion interessiert. Durch langanhaltende Kameraeinstellungen treibt sie die Bilder an einen Punkt, wo Figuren und Geschichten eins mit der Landschaft werden. Die Legionäre heben sich durch ihre grünen Tarnanzüge kaum vom Waldboden ab, und eine monochrome blaue Leinwand lässt nur langsam Schemen eines überwachsenen Flugzeugwracks am Meeresgrund erkennen. Die Grenzen zwischen Organischem und Anorganischem, Mensch und Natur, Figur und Hintergrund werden sukzessive aufgelöst. Das hat mehr mit den meditativen Experimentalfilmen eines James Benning als mit traditionellem Erzählkino zu tun. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit einem poetischen Bilderreigen belohnt, der angenehm in Trance versetzt.

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