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„Club Zero“: Allzu langatmig

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In ihrem neuen Film „Club Zero“ lässt Jessica Hausner britische Upperclass-Zöglinge in eine Nulldiätsekte abgleiten.

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In ihrem neuen Film „Club Zero“ lässt Jessica Hausner britische Upperclass-Zöglinge in eine Nulldiätsekte abgleiten.

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Man kann gar nicht umhin, Jessica Hausners neuestes Opus „Club Zero“ mit der Internatsapokalypse „Serviam“ von Ruth Mader aus dem Vorjahr zu vergleichen: In beiden Filmen geht es um Lehranstalten für die oberen Zehntausend, in beiden „verführt“ eine charismatisch-mystische Figur Heranwachsende – bei Ruth Mader zu absoluter religiöser Hingabe, in Jessica Hausners Plot eine Ernährungstrainerin, die aus einer kleinen Gruppe von Zöglingen eine toxisch verschworene Gemeinschaft von Nichtessern schmiedet (daher auch der Name „Club Zero“).

Während „Serviam“ vor allem dem Lokalkolorit eines Austro-Suspenses frönt, gibt sich „Club Zero“ weltläufiger: Es ist im gehobenen Britannien angesiedelt, das Oxford-English der Schauspieler(innen) – an ihrer Spitze der australische Star Mia Wasikowska – ruft Reminiszenzen an den Sprachlaborunterricht im Gymnasium, den man weiland zu besuchen hatte, wach. Überkandidelt retro ist nicht nur die Sprache, sondern gleichermaßen die Gewandung der jungen Leute, und auch sonst scheint das Setting an Artifiziellem kaum überbietbar.

Was Hausner da erzählt, ist aber dem entgegen eigentlich mitten aus dem Leben heutiger gesellschaftlicher Befindlichkeiten entnommen: Denn die Nulldiät, zu denen Miss Novak (Wasikowska) ihre Schützlinge anleitet, hat ihre Gründe: Essen zerstört die Natur, vernichtet die Artenvielfalt, ruft Tier- und Pflanzenleid hervor – und kann also keineswegs etwas sein, dem achtsame Zeitgenoss(inn)en noch nachgehen sollten.

Alsbald wird klar, dass solcher Plot eine Allegorie für den Widerstand gegen alle möglichen Unbilden der Gegenwart – angefangen bei der Klimakrise – darstellt. Und auch dass „Club Zero“ das möglichst schwarzhumorig abhandeln will. Die absurde Handlung, die extreme Künstlichkeit, in der das dargestellt wird, und auch die Langsamkeit sollen dem Raum geben. Die jungen Leute zeigen vor, wie weit sie in ihrer durch Miss Novak indizierten Essverweigerung gehen können – sie stochern in ihren Schulkantinenmenüs herum, ohne etwas davon zu konsumieren, oder geben am heimatlichen Esstisch vor, schon zuvor gespeist zu haben. Und wenn dann doch etwas in den Magen gekommen ist, dann darf das p. t. Publikum noch dem in extenso gefilmten Erbrechen beiwohnen.

Dass das alles kein gutes Ende nehmen kann, wird bald ebenso evident wie die Botschaft vom Übergang einer Protestbewegung hin zu einer fundamentalistischen Sekte. Das darzustellen ist richtig und wichtig. Allerdings geht dem Film schnell der Atem aus, sodass die beabsichtigte Langsamkeit unversehens in Langeweile übergeht. Und das ist mindestens so ernüchternd wie die Erkenntnis, dass gut gemeint das Gegenteil von gut ist

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