Hatching - Filmszene - © Polyfilm

Mörderische Kreaturen aus dem Innenleben

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Mit Hanna Bergholms „Hatching“ gibt es eine schaurig-schöne Genreperle aus Finnland in den heimischen Kinos zu entdecken. Es ist die perfekte Idylle, die uns zu Beginn des Films durch die Handykamera der Mutter einer finnischen Vorzeigefamilie (Sophia Heikkilä) vermittelt wird. Eine plötzlich ins Haus eindringende Krähe, der von der Mutter kaltblütig der Hals umdreht wird, macht aber schnell klar, dass es hier unter der Oberfläche nur so brodelt. Die Mutter drillt ihre 12-jährige Tochter Tinja (Siiri Solalinna) zur Turnerin, wobei diese verzweifelt versucht, den Ansprüchen ihrer Mutter gerecht zu werden. Aus einem mysteriösen Ei, das Tinja unter ihrer Bettdecke heimlich auszubrüten beginnt, schlüpft schließlich ein vogelartiges Monster, welches, genährt durch Tinjas aufgestaute Emotionen, die ohnehin fragile Familienkonstellation aus den Fugen zu bringen droht. „Hatching“ ist ein lupenreiner Vertreter des Body-Horrors, einem Genre, das anhand von allerlei körperlichen Deformationen die Einheit des menschlichen Selbst infrage stellt. Insbesondere ist hier der frühe Cronenberg Pate gestanden, dessen „Die Brut“ (1979) ebenfalls das verdrängte Innenleben einer Frau in Form von mörderische Kreaturen zum Ausbruch kommen ließ. Trotz dieser Anleihen überzeugt „Hatching“ durch ein eigenständiges Setting, in dem die Krisen der frühpubertären Protagonistin als Kritik an der modernen Leistungsgesellschaft lesbar gemacht werden. Besonders hervorzuheben ist außerdem das liebevolle Kreaturen-Design (u. a. Gustav Hoegen), das uns positiv an jene Zeit erinnert, als Kinomonster noch nicht ausschließlich vom Computer erzeugt wurden.

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