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„Priscilla“: Die Unschuld vom Land und der King of Rock ’n’ Roll

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Jacob Elordi als Elvis Presley, Cailee Spaeny in der Titelrolle von Sofia Coppolas Biopic.

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Jacob Elordi als Elvis Presley, Cailee Spaeny in der Titelrolle von Sofia Coppolas Biopic.

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Eineinhalb Jahre nach Baz Luhrmanns schriller Elvis-Biografie kommt nun Sofia Coppolas „Priscilla“ in die Kinos, das den Blick auf den King of Rock ’n’ Roll aus der Perspektive der Ehefrau versucht. 1959 begann die „Romanze“ zwischen der damals 14-jährigen, mit ihren Eltern in Deutschland stationierten Priscilla, die dann zu einer Beziehung wurde, wobei die noch Minderjährige ins Elvis’sche Puppenanwesen Graceland zog, wo sie unter der Fuchtel von Elvis’ Mutter die Highschool beendete. 1967 wurde geheiratet, Sex zwischen Elvis und Priscilla gab es nach ihren Angaben erst danach. 1973 wurde die Ehe geschieden, vier Jahre vor dem plötzlichen Tod des King.

Sofia Coppola („Lost in Translation“ 2003) zeichnet ein feinfühlig erzähltes Bild des Werdens der Beziehung zwischen einer „Unschuld vom Land“ (die auf einem deutschen Militärstützpunkt, wo Elvis seinen Wehrdienst ableistet, beginnt) und dem Megastar.

Plausibel, wie das junge Mädchen in die künstliche Welt von Graceland bei Memphis, Tennessee, übersiedelt und dort weiter die Rolle der jungfräulichen Kleinen an der Seite des mit genug Frauengeschichten ausgestatteten Elvis zu spielen hat. Aber sowohl die wohlbehütete Kindfrau als auch die dann doch zur Ehefrau Aufgestiegene hat sich Launen, der Kontrollsucht und Affären von Elvis unterzuordnen. Der goldene Käfig, in dem sie lebt, wird ihr bald zu einem Gefängnis, aus dem sie nicht anders kann als auszubrechen. Das gelingt ihr allerdings erst nach sechs schwierigen Ehejahren.

Sofia Coppola zeigt in dem minutiös ausgestatteten Film klar, dass ihre Sympathien aufseiten der zarten, aber auf ihre Weise starken Protagonistin liegen. Die Regisseurin verbeißt es sich aber, Elvis als reines Machomonster darzustellen, sondern auch er ist Teil eines künstlichen Beziehungs- und Lebensgeflechts, dem Priscilla entkommen musste und das Elvis selbst letztlich nicht überlebte.

Dass „Priscilla“ ein authentischer Film wird, verdankt er über weite Strecken der Darstellung Cailee Spaenys in der Hauptrolle. In Venedig wurde sie dafür als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Jacob Elordi macht als Elvis gleichfalls gute Filmfigur.

Interessant auch, dass „Priscilla“ wegen fehlender Rechte ohne einen Original-Elvis-Song auskommen musste. Eine Herausforderung für Filmemacherin Coppola, die die Indie-Band Phoenix ihres Ehemannes Mars engagierte – auch das alles andere als eine schlechte Entscheidung: Ein Elvis-Film funktioniert auch ganz ohne Elvis-Musik vortrefflich.

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