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Reichtum für schmale Börsen

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Die „ö s t e r r e i c h - R e i h e“ (herausgegeben von Ludwig F. Jedlicka, Hans M. Loew und Kurt Skalnik im Bergland-Verlag, Wien) ist eine jener heimischen Kleinbuchreihen, die in kluger Planung ererbtes Gut und seine Frucht in der leider nur allzuoft dem Neuesten zugewandten Gegenwart zu hegen weiß. Grillparzer ist — nicht zuletzt preiswert für Schul- und Volksbildungszwecke — mit seinem Lustspiel „Weh dem, der lügt“, mit dem dramatischen Märchen „Der Traum ein Leben“ und dem „Bruderzwist in Habsburg“ vertreten. Wir finden bei dem Lustspiel, dessen Mißerfolg vor fast 120 Jahren in die Theatergeschichte unrühmlich eingegangen ist, eine knappe, wohldurchdachte Einleitung von H. M. Loew, der auch den „Traum“ in die richtige Sicht rückt; im „Bruderzwist“ eine prägnant-essayistische Einleitung von K. Skalnik. Aus der Fülle der Gedichte Lenaus ist unter dem Titel „Cimbal und Harfe“ ein Band bestrebt, den Dichter als einen Mitlebenden und Mitleidenden, als einen Vielgesichtigen des österreichischen Völkerstaates vorzustellen. Raimund, der nach wie vor im Schatten Nestroys leben muß, kommt mit dem „Barometermacher auf der Zauberinsel“ und Anzengruber mit der 1888 erschienenen Erzählung „Unrecht Gut“ zu Wort. „Katzensilber“ von Adalbert Stifter ist eines jener poetischen Wunder, die man mit wachsendem Lebensalter immer anders liest, stets glaubt man im Hintergrunde neuen Zauber zu entdecken — und man wird alt darüber. In die Abteilung Theatergeschichte gehört „Das Burgtheater“ von Hugo Ellenberger, ein Handbuch für den fremden Besucher des Hauses (und wohl auch für die meisten Wiener). Nötig war es, daß Kurt Adel aus schwer zugänglichen Quellen „Das Jesuitentheater in Österreich“ vorstellt und lateinische Proben („Judas Makka-bäus“ und „Prallhansen“) mitteilt — für Oberklassen der Mittelschulen sehr brauchbar. „Die romanische Kirche von Schöngrabern“ — gerühmt als einer der wichtigsten romanischen Bauten Europas — beschreibt Karl Köstler (16 Bildtafeln unterstützen den Text). Christi Schönfeldt gibt eine durch zahlreiche Briefdokumente unterstützte Monographie unseres berühmtesten Orchesters („Die Wiener Philharmoniker“). Norbert Tschulik, als Kritiker bekannt, zeigt „Anton Bruckner im Spiegel seiner Zeit“. In der Abteilung der historischen Bildnisse nimmt „Maria Theresia in ihren Briefen und Staatsschriften“ dank der bezeichnenden archivalischen Grundlagen, die Ludwig F. Jedlicka ausgewählt hat, einen besonderen Platz ein.

Ins Allgemeine reichen andere Kleinbände des Bergland-Verlages. So die mit hübschen Zeichnungen ausgestattete „Einladung in die Wachau“ von L. W. Rochowanski, ferner die sieben Erzählungen des in Prag geborenen und früh verstorbenen Hermann Grab. Das Nachwort hierzu verfaßte Emst Schönwiese, dem wir ausgewählte Gedichte, „Der alte und der junge Chronos“ — ausgezeichnet durch hervorragende Formkunst —, zu danken haben.

In der Reihe „Neue Dichtung aus Österreich“ (gleichfalls im Bergland-Verlag, Wien), die Rudolf Felmayer herausgibt, ist die Lyrik mit zwei schmalen, aber an Aussage gewichtigen Bänden vertreten: Rudolf Henz mit „Lobgesang auf unsere Zeit* und Ernst Waldinger mit der Fremde und Heimat, Geschichte und Mythos verknüpfenden Lyrik „Zwischen Hudson und Donau“. Oskar Jan Tauschinski erzählt „Zwielichtige Geschichten“ in realistischer Sprache (der Verfasser hat 1957 den Staatspreis für Jugendliteratur bekommen). Der Herausgeber der Reihe, Rudolf Felmayer, ist einer von jenen hellsichtigen, wandlungsreichen Lyrikern, die hinter Tages-Urbildern die ewigen Gleichnisse erfühlen. Von ihm sind neue Gedichte unter dem Titel „Der Spielzeughändler aus dem Osten“ erschienen.

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