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Im Sturmwind der Zeiten

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WELTGESCHICHTE DER NEUZEIT 1750 bis 1950.Von Otto W e s t p h a 1. W.-Kohlhammer-Verlag, Stuttgart. 400 Seiten.

Der Hamburger Historiker (1891 bis 1950), zuerst in seiner Geburtsstadt, dann in Göttingen und zuletzt wieder in Hamburg wirkend, ist 1941 mit einer im Sinne des damaligen Regimes gehaltenen Geschichtsauffassung („Das Reich', 1941) hervorgetreten. Er ist in dem vorliegenden Werke bemüht gewesen, seinen Standpunkt zu revidieren. Er gibt sich, obwohl dies leicht gewesen wäre, nicht als Ankläger, obzwar er zu seiner Entlastung dies hätte tun können. Er ist bestrebt, nüchtern pro und kontra abzuwägen. Die bedingte Revision der früheren Geschichtsauffassung hat subjektiv ihren Reiz, sie kann im Orchester der vielen seit 1945 herausgekommenen Schriften ein Instrument abgeben. Das Buch ist Fragment geblieben: es gibt das sechste und siebente Kapitel aus dem zweiten Bande — für zwei Bände war das Werk angelegt. *

MENSCHEN MACHEN GESCHICHTE. Von Hermann Stegemann. Okeanos-Verlag, Gräfeling. 286 Seiten. Preis 14.80 DM.

Auch hier ein nachgelassenes Werk. Stegemann (1870 bis 1945), als Historiker zuerst mit seinen Bemerkungen zur Kriegslage 1914 bis 1918 im Berner „Bund“ tätig, aus denen dann die vierbändige Geschichte des ersten Weltkrieges erwuchs (1917 bis 1921 erschienen), bekannt durch das historisch-philosophische Werk „Der Krieg“, gibt hier in neun Zeitbildern „Dichtung und Wirklichkeit aus dem 18. und 19. Jahrhundert“. Die einzelnen Kapitel heißen: Sanssouci und Kolin: Roßbach und die Pompadour; Abschied in der Concier-gerie; Bonaparte rückt ins Feld; Die Flucht einer Königin; Andrä Hofers Reise zu Gott; Blüchers Briefe an Amalie: Freuden des Wiener Kongresses; Der gute Kaiser Franz. Natürlich vermischt sich die Dichtung mit der Geschichte — Stegemann war auch Romancier — und manche recht lyrische Episode fällt auf; der Autor schrieb ja außerdem Gedichte.Man muß das Werk als romanhafte Erzählungssammlung nehmen. Im einzelnen wäre anzumerken, daß im Kapitel über Andreas Hofer (Seite 186) es heißen muß: Pontlatzer Brücke, nicht Portlatzer Brücke; daß im Abschnitt über den Wiener Kongreß, der eigentlich eine de-Ligne-Novelle ist, die Fügung „Westwind kam vom Semmering her“ (Seite 245) eine in Anbetracht der geographischen Lage Wiens unmögliche Sache ist. Die Wiener Mundart sagt auch nicht: „frech soans wieder“ (Seite 260), der gute Kaiser Franz hätte nur sagen können: „Sans wieda“. Von den „Fluchten der anderthalbtausend Zimmer“ Schönbrunns zu schreiben, hört sich etwas zu pompös an. Wenn alle Zimmer in den Trakten zusammengezählt werden, kommt man wohl auf mehr als 1400, aber unter „Fluchten“ stellt man sich doch in erster Linie die Repräsentationsräume vor, und derer gibt es nur wenig über 40.

GESCHICHTE LEBT. Herausgegeben von Hanns Leo M i k o 1 e t z k y. Verlag Carl Ueberreuther, Wien. 679 Seiten, 47 Bildtafeln. Preis 125 S.

Unter Mitwirkung von Gerhard Aick und Robert Waissenberger werden leicht lesbare und anschauliche Geschichtsbilder aus fünf Jahrtausenden geboten, wobei auch die geläufigen anekdotischen Züge, wie sie die lugend schätzt, eingeblendet werden.

TATEN UND SCHICKSALE. Herausgegeben von Gustav W e n z. Union-Verlag, Stuttgart. 321 Seiten. Preis 9.80 DM.

Von den Sumerern über die Ägypter, Israeliten, Griechen, Makedonien über Roni und Karthago, die Zeit der Völkerwanderung bis zum Staufer Friedrich II. und der Selbstkrönung 1229 in Jerusalem werden aus verschiedenen Quellen moderner Erzählung einige Höhepunkte weltgeschichtlicher Entwicklung vor Augen geführt. Ein zweiter Band soll vom hohen Mittelalter bis zur Gegenwart reichen. Der Wert dieser Sammlung, der im Anhang Erklärungen beigegeben sind, liegt in dem Hinweis auf erzählende Geschichtswerke.

METTERNICH, DER KUTSCHER EUROPAS. Von

F. I. Gr obauer. Selbstverlag, Wien. 350 Seiten, 3 5 Abbildungen.

Es ist die ersichtliche Neigung, von den nachgeredeten Abziehbildern wegzukommen, was dieser flüssig geschriebenen Biographie zum Vorteil gereicht, und die Kunst, den Weltmann und Diplomaten nach Gebühr zu würdigen, den Gefühlsmenschen und an geistigen Dingen Anteil Nehmenden dabei nicht zu vergessen.

DIE DEUTSCHEN IN BÖHMEN UND MÄHREN.

Ein historischer Rückblick. Herausgegeben von Heimln! Pvb- swYerlag, Gräfeling bei München. 392 Seiten, 17 Karten- Preis 13-80 DM-Die • neue und“ erweiterte Auflage dieses vielseitigen Handbuches, an dem außer dem Herausgeber noch 13 verschiedene Autoren die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen, ferner die religiösen, volksbiologischen, siedlungsgeschichtlichen Fragen behandelt haben, die immer wieder auf die zweite Nation Böhmens und auf die gegenseitige Einwirkung hindeuten, diese Auflage gewann hinsichtlich der Darstellung der Volkskunde und der Literatur an Gewicht.

DIE ANFÄNGE DER SLAWISCHEN BESIEDLUNG BÖHMENS UND MÄHRENS. Von Helmut Prei-del. Edmund-Gans-Verlag, Gräfeling. 122 Seiten, 11 Abbildungen, 2 Tafeln. Preis 3.60 DM.

In der mit vielen Hinweisen in den ausführlichen Fußnoten ausgestatteten Darstellung wird mit einer Reihe von fortgeschleppten Vorstellungen aufgeräumt, die in der Vergangenheit teils romantisch erklärt, teils zu politischen Zwecken verzerrt worden waren. Wichtig wirkt das Buch wegen der reichhaltigen Heranziehung und Übersetzung tschechischer Fachliteratur und anderer slawischer Quellen (aus Bulgarien, Slowenien).

DEUTSCHE GESCHICHTE. Von den Anfängen bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Von Wilhelm Treue. Alfred-Kröner-Verlag, Stuttgart. XII/SOO Seiten, 6 Stammtafeln. Preis 15 DM.

Weit mehr als dreihundert, zum Teil mehrbändige Veröffentlichungen sind in diesem, von einer starken Kraft der Zusammenschau entlegener Vorgänge getragenen Handbuch verarbeitet. Es gibt viele an-

ziehende Stellen darin — so etwa die Würdigung Eberts, die zwingend formulierte Entwicklung der wirtschaftlichen Lage ab 1930, die Charakterisierung Brünings, Papens und Hindenburgs: Von unterstützender Zitierung ist oft Gebrauch gemacht worden, und zwar schon früh im Zeitraum (Kreuzzüge) und mit wenig bekannten Äußerungen (Novalis über Friedrich Wilhelm I.).

DER DEUTSCHE GRIECHENLANDFELDZUG. Von Alex B u c h n e r. Kurt-Vowinckel-Verlag, Heidelberg. 212 Seiten, 15 Karten, 8 Federzeichnungen, 3 Gliederungsskizzen. Preis 11.70 DM.

In der Reihe, welche Oberst i. G. H. Teske herausgibt, nimmt diese Darstellung wegen der sachlichen, unpathetischen, bei aller Distanz fesselnd geschriebenen Art eine Sonderstellung ein. Für die theoretische Unterweisung der Truppe von heute sind zweierlei Gesichtspunkte zu verwerten: die Rolle moderner Befestigungen in Höhen über 1800 Metern und der Bewegungskrieg motorisierter und gepanzerter Verbände in jenem Gelände. *

SINFONIE DER STRASSE. Von Hermann Schreiber. Econ-Verlag, Düsseldorf. 423 Seiten. Preis 19.80 DM.

Die Straßen haben Geschichte gemacht, und selbst die Autobahnen waren vor dem letzten Krieg nicht ohne Seitenblick angelegt worden. Der Wiener Schreiber versteht es vor allem, die verbindende Funktion des Weges deutlich zu machen, er ist zudem ein ausgezeichneter Kompositeur des riesigen Stoffes.

ABER GOTT WAR DA. Von Ivar Lissner. Verlag Otto Walter, Ölten und Freiburg im Breisgau. 411 Seiten, 108 Abbildungen. Preis 23.60 sfr.

Dem Ethnologen Dr. Lissner, bekannt durch sein Buch „So habt ihr gelebt“, ist es hier um den Nachweis zu tun, daß bereits die ersten Menschen unter einem Gottglauben standen. Während 17 Jahre dauernder Wanderschaft in' Ostasien, während der letzten Jahre in Ostsibirien, der Mongolei und in der Mandschurei, vermochte es der mit einem gründlichen Sachwissen begabte Verfasser, sich tief in die religiöse Vorstellungswelt fremtier Völker einzufühlen.

CHEOPS UND DIE GROSSE PYRAMIDE Von

Otto H. Muck. Walter-Verlag, Ölten. 291 Seiten, 31 Abbildungen. Preis 18.80 sfr.

Eine packende Entdeckerfahrt ins Land der Pyramiden, ein gründlicher Einblick in die Glanzzeit des altägyptischen Reiches von dem durch sein „Atlan-tis“-Buch weithin geschätzten Autor, der in Wien die Grundlagen zu seinen naturwissenschaftlichen und technischen Kenntnissen gelegt hat. Gerade die Kombinationsfähigkeit, welche förmlich ein Gradnetz zwischen Breiten- und Höhenentwicklung ausbreitet, wird weite Kreise des Leserpublikums ansprechen.

MENSCHEN MEISTERN IHR SCHICKSAL. Von

K. G. Meise. Österreichischer Bundesverlag, Wien. 214 Seiten. Preis 58 S.

Der Autor, gegenwärtig Studienleiter der Wiener Kammeroper, Verfasser von Hörspielen und eines Romans über Madersperger, zeigt mit Episoden aus den Lebensbildern Mozarts, Waldmüllers, der Ebner-Eschenbach, Negrellis, Payers, Berta von Suttners i'nd Professor Holzknechts das Wirken opferbereiter Geister in der Geschichte, in der Wissenschaft und Kunst. Hier sind Ideale aufgezeigt, nach denen unsere Jugend blicken kann.

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