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Wort im Gebirge. Schrifttum aus Tirol. Folge IV. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 1952. 224 Seifen.

Die Folge IV des in der „Furche" schon mehrmals gewürdigten vorbildlichen literarischen Jahrbuches aus Tirol verzeichnet als Herausgeber und Autor noch Josef Leitgeb, an dem die alpenländische Literatur inzwischen eine ihrer markantesten Persönlichkeiten verloren hat. Den Reichtum des Gebotenen veranschaulichet am besten die klangvollen Namen der Autoren: Sanier, Amort, Lach- mann, Oberkofler, Ledermaier, Berger, Fußen- egger, Punt, Hohenauer, Holgersen, Mazagg, Lechner, Leitgeb, Senn. R. H.

Geschichte, Geographie und Kultur der Schweiz. Schweizer Buchhändler- und Verlegerverein, Zürich 1952. 226 Seiten.

Ein umfangreicher, fleißig erarbeiteter und gut gruppierter Nachweis für alles, was an historischer Literatur (auch zur allgemeinen Geschichte und zur Geschichte einzelner Staaten) aus Schweizer Verlagen zur Zeit wirklich lieferbar ist; interessant auch für den Nichtschweizer, aufschlußreich auch dort, wo wir Lücken zu empfinden glauben. R. H.

Die endlose Furche. Von A. G. S-tr e e t. übertragen von G. Spinnhirn. Friedens-Verlag, Salzburg-Rorschach-München. 356 Seiten.

Ein sauberer englischer Roman, der ein Thema behandelt, das auch bei uns seit hundert Jahren, näherbin zwischen den beiden Weltkriegen, sattsam und brav von vielen Seiten beackert wurde: die Rückkehr zur

Scholle. Die liebevolle Schilderung englischer Kleinstadtverhältnisse in spätviktorianischer

Zeit, der frische, unprätentiöse Erzählton machen die Lektüre leicht. F. H.

Kulturgeschichte der Oper. Von Joseph Gregor. Gallus-Verlag, Wien; Scientia-Ver- iag, Zürich. 503 Seiten.

Der Autor verfolgt bis an die Schwelle der Gegenwart die Verbindung des Kunstwerkes „Oper“ mit dem Leben, den Werken des Geistes und der Politik. Auch in dieser zweiten (nach dem Klappentext schon dritten) Auflage geben wir den Kapiteln über die uns fernere Historie vor dem 19. Jahrhundert und den Exkursen über die Opernkunst der Gegenwart den Vorzug. Hier wird der „siderische Einfluß“ von Wagner und Richard Strauß wohl beträchtlich, überschätzt. Aber das wird erst die Zukunft zeigen. A. F.

Das Antiquariat. 8. Jahrgang. Nr. 13 18. Verlag Krieg, Wien 1952. 94 und 30 Seiten.

Drei verdienstvolle Bibliothekare der Nationalbibliothek: DDr. Stummvoll, Dr. Kisser und Dr. Trenkler finden anläßlich ihres 50. Geburtstages eingangs ihre Würdigung. Aus dem weiteren Textteil soll wenigstens der Beitrag von Dr. Josip Badaliö über die Inkunabelforschungen in Jugoslawien (Kroatien) genannt 6ein. H. S.

Die Freunde. Von O. Berne der. Verlag J. Pfeiffer, München 1952. 174 Seiten.

Fünf Erzählungen für Buben und Mädchen ab 13 Jahren. Die Titelerzählung voll wahrhafter Gläubigkeit; „Muttergold" ein dramatisches Kleinbild, aber groß in der Vereinn- lichung von Allmacht und Allgegenwart.

H. S.

Aus dem Reich der Schiene. Was Geschichtsquellen von den Anfängen der Eisenbahn offenbaren. Von Karl Feiler. Scholle-Verlag, Wien. 162 Seiten. 51 Abbildungen.

Der österreichische Leser wird das Erscheinen dieses Buches wärmsten begrüßen. Enthält es doch neben allem Wissenswerten über die Entstehung der Eisenbahnen überhaupt besonders ausführliche Schilderungen über die Erbauung der drei ersten österreichischen Bahnen: der Linz—Budweiser Pferdebahn, der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn und der Semmeringbahn, der ersten Gebirgsbahn Europas, die der geniale Venezianer Ghega allen Widerständen zum Trotz, vor nun beinahe 100 Jahren schuf. Ausgezeichnete Bilder ergänzen die Darstellung. Ein Buch, das wert ist, weiteste Verbreitung, insbesondere auch unter der Schuljugend, zu finden.

W. L.

Die Revolution der Familie. Von A .L o i d 1.

Verlag der Berichte zur Kultur- und Zeitgeschichte, Sonderheft 1 52, Wien. 47 Seiten.

Der bekannte Autor hat hier in dankenswerter Weise eine hochaktuelle Frage aufgegriffen und in hervorragender Weise gelöst. Unter reicher Verwendung von Tatsachenmaterial wird der Nachweis geführt, daß die Geburtenkontrolle eine Fehllösung ist, vielmehr durch Neuordnung von Gesellschaft und Wirtschaft der naturgetreuen Familie genügend Lebensraum und finanzielle Fundierung zuteil werden kann. T. B.

(Kurzbesprechungen von: Roman Herle, Fritz Heer, Albert Friedrich, Hanns Salaschek, Willy Lorenz, Theodor Blieweis.)

qistisdhe Züge aufweist. Wird die bisher erzielte provisorische Stabilität die wirtschaftlichen Schwächen auf lange Sicht hin verdecken können? Schon regen sich Kräfte, die der Regierung und damit dem Wirtschaftsexperiment Krieg ansagen. Mit einer weiteren indirekten Unterstützung von seiten der Sozialisten kann nicht mehr gerechnet werden. Die Malaise unter den Anhängern des MRP, deutlich 6ichtbär geworden am Nationalkongreß in Bordeaux, verstärkt sich, und unter den Unabhängigen wie Radikalen finden sich Gegner, die nicht so sehr die Wirtschaft, sondern die Außenpolitik der ‘Regierung bekämpfen. Die Landwirtschaft wird immer skeptischer, die Großindustrie ist ungeduldig, und gewisse ihrer Vertreter werden nicht zögern, den Sdiuman-Plan zu torpedieren.

Aller Augen richten sich auf die Krise in der Außenpolitik Frankreichs. Die Reden Herriots und Daladiers sind Anzeichen dafür, daß die Regierung Kreisen gegenübersteht, welche die Schicksalhafte Verknüpfung der europäischen Probleme noch nicht verstanden haben. Auch die immer stärkeren Schwierigkeiten im nordafrikanischen Raume sind Momente, welche die Position der Regierung Pinay gefährden. Aber alle diese Überlegungen werden durch die zwei Kardinalprobleme der französischen Außenpolitik überschattet: Indochina und Deutschland. Im ersten Fall ist es von vordringlicher Notwendigkeit, die Amerikaner davon zu überzeugen, daß dies kein ausschließlich französischer Kolonialkrieg ist.

Die Aufstellung deutscher Kontingente, selbst im Rahmen einer europäischen Armee, wird von der alten Politikergene- ration als eine Bedrohung der französi schen Sicherheit gewertet. Derartige Traditionen sind oft sehr hartnäckig und vermögen ein weitgespannte politisches Konzept in Frage zu stellen. Diese Persönlichkeiten sehen in Frankreich noch immer die Vormacht Westeuropas und das wichtigste Bindeglied zwischen der atlantischen und der europäischen Welt. Pinay hat erst kürzlich, durch eine spektakuläre Geste der Nichtannahme einer amerikanischen Note, unterstrichen, daß Frankreich sich als unabhängige und ausschlaggebende Großmacht betrachte. Diese Geste wie die Versteifung in der tunesischen Frage haben die Stellung der Regierung außergewöhnlich gestärkt. Aber es wird nun nicht darum gehen, das Wirtschaftsexperiment weiterzuführen, sondern vor allem, die konstruktiven Leitlinien für die künftige Außenpolitik Frankreichs auszuarbeiten.

Europäische Einheit, atlantische Ge meinschaft oder der Glaube, als dritte Kraft zwischen den ideologischen und politischen Weltmächten der Gegenwart zu stehen, sind jene Konzepte, die als Grundlagen beziehungsweise Alternativen der Außenpolitik anzusehen sind. „Noch ist es Zeit“, meinte ein Leitartikel der gewichtigen Zeitung „Le Monde“, und verstand darunter die Möglichkeit eines Revirements der französischen Außenpolitik. Sicherlich, die Würfel sind noch nicht gefallen, die an den Fragen beteiligten Partner besitzen noch immer eine gewisse Handlungsfreiheit. Aber die großen politischen Wie wirtschaftlichen Probleme Frankreichs und Europas Verlangen eine Abwägung der Tatsachen und Kräfte und klare Entscheidungen im Bewußtsein eines gemeinsamen Schicksals aller abendländischen Nationen.

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