Schweinigeln und reinigeln - Frank Castorf bringt Elfriede Jelineks jüngsten Text auf die Bühne des Akademietheaters – ein bisweilen mäandernder Bühnenmarathon rund um die Pandemie. - © Foto: Matthias Horn

Jelinek im Akademietheater: "Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!"

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Frank Castorf bringt Elfriede Jelineks jüngsten Text auf die Bühne des Akademietheaters – ein bisweilen mäandernder Bühnenmarathon rund um die Pandemie.

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Frank Castorf bringt Elfriede Jelineks jüngsten Text auf die Bühne des Akademietheaters – ein bisweilen mäandernder Bühnenmarathon rund um die Pandemie.

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Eines vorweg: So bunt kann (und will) es das Theater nicht treiben, wie die Realität uns immer wieder vor Augen führt. In Elfriede Jelineks Text zur Coronakrise „Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!“, das zum Saisonauftakt des Akademietheaters in der Inszenierung Frank Castorfs zu sehen ist, wird den Anfängen der Pandemie von den Tiroler Berghängen bis hin zu den Schlachthöfen Italiens nachgespürt. Skipisten und Skistars wurden in Jelineks Werk und den dazugehörenden Theaterbearbeitungen bereits mehrfach zum Sinnbild für den unverhohlenen Blick in die Tiefen der (österreichischen) Gesellschaft. Die Autorin hat ein Gespür für die wunden Punkte unserer nationalen Identitätsbilder.

Naheliegend, dass Castorf in der österreichischen Erstaufführung des Stücks denn auch mit einem Jelinek-Double (Dörte Lyssewski mit signifikanter Haarpracht und rotem Lippenstift) als blinde Seherin aufwartet. Castorfs letzter Bühnenkontakt mit Jelineks Werk ist bereits 25 Jahre her, damals mit der Aufführung von „Raststätte oder Sie machens alle“. In zwei Wochen darf Castorf in Wien erneut ran, diesmal im Burgtheater mit „Zdeněk Adamec“ vom zweiten Literaturnobelpreisträger des Landes, Peter Handke. Die Zauberin Kirke eröffnet mit unheilvollen Worten das Bühnengeschehen.

Dass sie nichts Gutes im Schilde führt, wird schnell klar, schnappt sie sich doch gleich zu Beginn die Sauerstoffflasche des japsenden Odysseus (Branko Samarovski) und verwandelt seine Weggefährten hurtig in eine tobende Schweineschar. Viele weitere Schweinereien sind es auch, die uns Jelinek in ihrer wahrgewordenen Höllenfahrt zu den Abgründen Tiroler Hüttengaudis und den prekären Verhältnissen in der Fleischindustrie aufzeigt

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