Antigone Salzburger Schauspielhaus  - © Ernst Wukits

Salzburger Theaterszene: Von König, Tod und Teufel

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Der eine König ist Kreon von Theben, der andere König ist auch Tod und Teufel in einer Gestalt: Sophokles' „Antigone“ im Salzburger Schauspielhaus und Elfriede Jelineks „Wolken.Heim / Am Königsweg“ in den Kammerspielen des Landestheaters Salzburg, zwei Stücke von Regisseur Johannes Ender zu einem Abend vereint. Beide Stücke zum gegenwärtigen Disput über Politik, Staat und Gesellschaft. Die Zusammenführung der beiden Jelinek-Texte ist ein großer Wurf: Einmal in der Ablehnung rechter Ideologie, zum anderen wird die Gefährlichkeit des Auftretens eines „Führers mit der starken Hand“ gezeigt.

Führt Sophokles' „Antigone“ – natürlich auch in dieser Fassung Michael Köhlmeiers – vor, wie sich der Gewissenentscheid selbst bei Androhung der Todesstrafe wider das Gesetz des Königs als richtig erweist, weil er dem ungeschriebenen, unwandelbaren Gottesgebot folgt, so zeigt Elfriede Jelinek im ersten Teil „Wolken. Heim“, wie sich rechtes Gedankengut in einer Familie einnistet, umworben von einem König als elegantem Beau, der das Klima vergiftet. Im „Königsweg“ irrlichtert der König als Satan und Tod in einer Gestalt durch das Geschehen. Schmieriger König, furchterregender Tod Die Premieren erhielten an beiden Bühnen einhellige Zustimmung. Im Landestheater fand sich die Familie zusammen im Wohnzimmer eines Häuschens (Ausstattung Hannah Landes) mit dem großartigen Marco Dott als Großvater, Matthias Hermann (Vater), Tina Eberhardt (Mutter), Martin Trippensee (Sohn), Leyla Bischoff (Tochter) und schließlich mit Gregor Schulz als einem zunächst schmierigen König und dann auch als furchterregendem Tod.

Die literarische Qualität der Jelinek-Texte mit den bewusst eingesetzten Versatzstücken aus der Weltliteratur und der aktuellen Situation gab der Eröffnung der Spielzeit im Schauspiel entsprechenden Akzent. Im Schauspielhaus spielt sich die „Antigone“ auf einer kulissenfreien Ebene ab (Ausstattung Ragna Heiny). Robert Pienz führt sein Ensemble ohne Chor durch die Handlung. Der Chor wurde durch Eins, Zwei, Drei ersetzt (Rene Eichinger, Michael Zehentner, Michael Graf), folgt aber stringent dem Handlungsablauf der Sophokleischen Vorlage und führt durch alle Höhen und Tiefen einer leidgeprüften Verwandtschaft und damit – mit der Bestattung des Polyneikes – zur Frage nach dem Widerstand gegen die Staatsgewalt. All das ist gekonnt gespielt, berührend der Dialog zwischen Antigone (Magdalena Lermer) und Ismene (Johanna Egger), Olaf Salzer gibt einen kalten König Kreon und würde man Isabella Wolf als Seher Teiresias akustisch verstehen, würde man das weitere Unheil verstehen. Aber: Ein großer Theaterabend.

Antigone Salzburger Schauspielhaus, 13.10., 17.10., 19.–21.10.

Wolken.Heim / Am Königsweg Salzburger Landestheater, 13. und 14.10., 18.10.

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