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Böhmens Historie

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Die Ereignisse der böhmischen Geschichte sind in den beiden letzten Jahrhunderten unterschiedlichsten Bewertungen und zahllosen Mythen, Idealisierungen und Verdammungen ausgesetzt gewesen. Tschechische Nationalisten etwa sprachen von der „do-ba temna”, der nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg (1620) einsetzenden „Zeit der Finsternis” unter den Habsburgern. Marxisten sahen im Hussitismus Ansätze des Klassenkampfes und der eigenen Ideologie.

Hoensch legt unter Schichten von Verzerrungen und Vorurteilen dieser Art - dazu gehört auch die Überbewertung und Glorifizierung der Ostsiedlungsbewegung durch die deutsche Geschichtsschreibung-die „echte” böhmische Geschichte frei! Es ist der erste Versuch seit den 60er Jahren, die Geschichte der böhmischen Länder geschlossen abzuhandeln.

Ohne ins revisionistische Fahrwasser abzugleiten, verwirft der Autor eine einseitige ökonomische Betrachtung und wertet gesellschaftliche, kulturelle und politische Entwicklungen auf. Die einzelnen Epochen sind auch quantitativ gleichwertig gewichtet, eine Überbewertung der Zeit seit 1918 wird vermieden. Die Kritik an Interpretationsklischees und Vorurteilen überzeugt, der Autor setzt ein im Vorwort versprochenes „größeres Maß an Nüchternheit als bei früheren Deutungsversuchen” tatsächlich um.

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