Eine Nation am Scheideweg
Alle Betrachtungen zur Geschichte der ersten Republik in Deutschland haben die Frage, wie es zu 1933 kommen konnte, zum Ausgangs- und Endpunkt.
Alle Betrachtungen zur Geschichte der ersten Republik in Deutschland haben die Frage, wie es zu 1933 kommen konnte, zum Ausgangs- und Endpunkt.
Was auf Weimar folgte, war so schrecklich, daß wir das Scheitern der ersten deutschen Republik zu den großen Katastrophen der Weltgeschichte rechnen müssen. Geschichtsschreibung über Weimar ist damit notwendigerweise immer auch Trauerarbeit.
Heinrich August Winkler, Professor für Neueste Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, hat die Frage nach dem Scheitern von Weimar, der ersten großen Chance der Deutschen,
Demokratie und Rechtsstaat zu lernen, in einem sehr gut geschriebenen Buch umfassend und überzeugend beantwortet.
Die Weimarer Republik stand vor der Aufgabe, den Widerspruch zwischen wirtschaftlicher und kultureller Modernität einerseits und politischer Rückständigkeit andererseits aufzuheben. Am Konflikt zwischen Demokratie und Nation ging sie zugrunde, zuletzt gab es zu wenige Bürger, die diese Republik wirklich wollten, und die NSDAP profitierte von einem tief verwurzelten Nationalismus.
Winkler betont, daß es nicht nur Teile der alten Machteliten, unter ihnen Vertreter der Schwerindustrie, sondern auch die Massen waren, die Hitler an die Macht brachten. Als fatal erwies sich der „Verfassungsfetischismus” der demokratischen Parteien, die sich weigerten, gegen den Buchstaben der Verfassung zu verstoßen und damit Hitlers Unter-minierungsarbeit ermöglichten.
