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Kino-Weihnachts-Märchen
Das Weihnachtsfest kommt und, was für viele noch wichtiger ist, das Weihnachtsgeschäft mit ihm... Da auch die Kinos daran teilhaben sollen, bringen nach altem Brauch die Verleiher um diese Zeit ihre (angeblichen) „Film-Gustostückerln“ auf den Markt, also zumeist das, was (nicht immer ganz) gut und (jedenfalls) teuer ist. Heuer ist dies besonders ein amerikanischer, zur Gänze in Spanien gedrehter Groß-Aben-teuerfilm (im Fernsehstil eines „Lawrence von Arabien“) „Der Wind und der Löwe“ über eine amerikanische Truppeninvasion in Marokko Anno 1904, als ein Berberscheich eine Amerikanerin mit ihren Kindern — historisch-authentisch war es ein Mann! — entführte. Diese reichlich unüberlegte Intervention Theodor Roosevelts hätte beinahe zu einem Weltkrieg geführt — doch im Film wird es für alle nur zu einer glorreichen Heldentat, von Abd-el-Con-nery, pardon, Sean Bond bis zu der an derlei Edelrollen gewöhnten Can-dice Bergen und Brian Keith, der als alles-besser-wissender US-Präsident das seit Nixon stark angekratzte Image des Vaters der Nation retten soll. Doch immerhin — wer Karl Mays Orient-Bücher gern hat, wird den (in eben diesem Stil aufwendig gestalteten) großartig photographier-ten Film sicherlich mögen ...
Noch ein Grad aufwendiger, jedenfalls aber noch viel aufregender wirkt der Super-Schocker „Der weiße Hai“ von Steven Spielberg („Duell“ und „Sugarland Express“), wohl einer der spannendsten Nerven-Thriller der letzten Dekade; es geht hier um einen mörderischen Riesenhai, der — nachdem er einen Badestrand lahmgelegt hat — endlich in einem monströsen Kampf erlegt werden kann. Großartig, wie Regisseur Spielberg und Autor Peter Benchley, auch Verfasser des gleichnamigen Bestsellers, die Spannung zu steigern verstanden und Schockeffekte fabrizierten, die selbst den abgebrühtesten und filmerfahrensten Zuschauer zusammenzucken lassen. Auch ist der Film technisch hervorragend gemacht, ausgezeichnet geschnitten und selbst der Kunststoff-Hai wirkt (fast) überzeugend — so daß also für den, der im Kino perfekten Film plus Nervenkitzel erleben will, dieser „weiße Hai' sehenswert ist. (Dies fand allerdings unsere vorwiegend aus filmfremden und kinofachunkundigen Beamten bestehende Filmprädikatisierungskom-mission nicht heraus, die ja stets nur „höhere Werte“ im Sinn hat.
Auch Walt Disneys bereits legendären, als erster abendfüllender Zeichenfilm in die Geschichte eingegangenen Filmklassiker „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1937) fand diese Kommission nicht einmal sehenswert; doch trotz solch fast ständiger eklatanter Fehlurteile — sehen Sie sich dieses geniale und bahnbrechende Meisterwerk der Filmgeschichte unbedingt an! — und wenn Sie es bereits kennen, noch einmal und immer wieder: es ist zauberhaft wie am ersten Tag! Ebenso Alexander Kordas 1940 gedrehtes orientalisches Zaubermärchen „Der Dieb von Bagdad“ mit Sabu und Conrad Veidt, ebenfalls ein Klassiker der Filmgeschichte und ein „perfekter Film“, dessen Farbenpracht, Phantasie und Tricktechnik zeitlos begeistert. Alle weiteren Filme dann nächste Woche...
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