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Lebendige Vermittlung

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Viele der in den letzten Jahrzehnten neu aufgestellten großen wie kleinen Museen bemühen sich, sowohl den Grundsätzen der Pädagogik als auch jenen der An-dragogik (Wissenschaft von der Erwachsenenbildung), zu entsprechen. Pädagogische Prinzipien zu berücksichtigen, ist bei Heimat- oder Regionalmuseen dann relativ leicht, wenn sie als erste Zielgruppe die Kinder der dritten

Schulstufe ansehen. Denn diese werden im Rahmen des Sachunterrichtes meist in ein Museum geführt, das sich der Darstellung der näheren Umwelt der Schule widmet. Dies bedeutet aber, daß die Entwicklung des Ortsbildes in solchen Museen dargestellt werden muß, um den Zielvorstellungen der Lehrer und des Lehrplanes zu entsprechen.

Als ich im Jahre 1976 das Stadtmuseum St. Pölten neu gestaltete, habe ich den Grundsatz vertreten, ein regionales Museum dieser Größenordnung müsse zeigen, wie Stadt und Umland von den Anfängen menschlicher Siedlung bis zur Gegenwart geworden sind und von den Bewohnern ständig neu gestaltet wurden. Dabei sind auch Fotos oder Nachbildungen heranzuziehen.

Der erste und wesentliche Schritt zur Museumspädagogik ist also die Aufstellungsart einer Sammlung, eine leicht zu über-bhckende und an allgemeine Bildungsschemen anknüpfbare Präsentation muß gefordert werden.

Wenn ein Museum über eine Führungskraft verfügt, die imstande ist, die Sammlungsgegenstände entsprechend dem jeweiligen Bildungsstand der Besucher zu erklären, ist ein weiterer wesentlicher Schritt zur Abwicklung rtuseumspädagogischer Ziele erreicht. Denn diese kann jene Objekte besonders hervorheben, die für das Alter oder den Interessentenkreis der Besucher ansprechend sind. Mir scheint das gesprochene Wort nach wie vor der beste Vermittler von Wissen, auch in Museen und Ausstellungen, zu sein.

Erst an dritter Stelle wird das pädagogisch richtige Schriftbild stehen, denn dieses setzt beim Besucher nicht nur eine gewisse Vorbildung, sondern auch den Willen voraus, es zu lesen.

Eine wesentliche Voraussetzung für die pädagogisch richtige Nutzung der Museen ist die Schulung der Lehrer für den Museumsbesuch, sei es ihm Rahmen ihrer Ausbildung, in Fortbildungsveranstaltungen von Arbeitsgemeinschaften.

Nur Lehrer, die selbst Beziehung zum Museum haben, werden dieses auch mit den Schülern besuchen und das Gesehene entsprechend auswerten. Gleiches gilt für die Organisatoren von Erwachsenenbildungseinrichtungen. Denn darüber besteht kein Zweifel: der organisierte Besuch von Kulturveranstaltungen wird immer bedeutender.

Darüber hinaus müssen Museen auch permanent attraktiv bleiben. Neben dem ständigen Ausstellungsteil müssen Museen auch ausreichende Sonderausstellungsräume besitzen, um Spezial-probleme laufend darstellen zu können.

Ich habe mich immer zur Meinung bekannt, daß die großen und kleinen Sonderausstellungen nicht nur einen neuen Museumstyp erzeugen," sondern auch eine große Schicht treuer Besucher formen. Die Gestaltung von großen Ubersichten der österreichischen Geschichte, wie dies etwa bei den Ausstellungen der Länder Nieder- und Oberösterreich geschieht, stieß auf solch großen Widerhall, daß sie für Wirtschaft und Kulturpolitik attraktiv geworden sind.

Daher verdienen sie auch die volle Unterstützung der großen Museen und Sammlungen, aus deren Depots die Objekte entlehnt werden müssen. Denn bei diesen Ausstellungen werden jene neuen Formen der Museumspädagogik entwickelt und erprobt, die auch für die ständigen Sammlungen Erfahrungswerte liefern.

Ich halte also die verstärkten Bemühungen um eine Verbesserung der pädagogischen Prinzipien bei der Gestaltung und beim organisierten Besuch von Museen für äußerst wichtig.

Der Autor ist Leiter des Stadtmuseums St. Pölten.

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