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Lutzenbergers Entlassung

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Mit der Entlassung seines Umweltministers Jose Lutzenberger hat sich der brasilianische Präsident Fernando Collor de Mello endgültig seines „grünen Feigenblatts" entledigt. Es bleibt ein zahmer provisorischer Umwelt-Ressortleiter Jose Goldem-berg, der vor allem für seine Erfahrungen mit dem Verwaltungsapparat gelobt wird.

Lutzenberger hatte diese Erfahrungen nicht. Dafür aber die Illusion, daß es gelingen könnte, die enge Verbindung von ökologischer Ausbeutung seines Heimatlandes und sozialer Ausbeutung der Bevölkerung aufzuzeigen. Er hoffte dabei weniger auf Unterstützung in seinem Land - zu genau kannte er brasilianische Korruption - als auf internationale Hilfe von Weltbank und Medien.

In Umweltfragen hat er viel bewegt. Weltbankkredite wurden umgeleitet, Schutzprogramme für Indianer ausgearbeitet, Beratungsstellen für arme Bauern organisiert. Mit seinem politischen Anliegen ist Lutzenberger aber nun gescheitert. Transparenz und soziale Gerechtigkeit gehören nicht zum Umweltprogramm Collor de Mellos. Als Lutzenberger die Aufklärung eines Korruptionsfalles in der Forstbehörde forderte, die seine eigenen Verordnungen boykottierte, kostete ihn das sein Amt. Ein signifikanter Abgang, immerhin.

Diese Entlassung ist Symptom einer Entwicklung, die auch die Vorbereitungen zur UNCED, der UNO-Konferenz für Umwelt und Entwicklung im Juni in Rio de Janeiro, prägen: Ökologie und Entwicklung sind gesellschaftsfähig, solange sie nicht mit Fragen nach Armut und Reichtum, Überfluß und Hunger, Korruption und Ausbeutung verknüpft werden.

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