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Pendant zu Stalingrad

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Der 6. Juni 1944 ist mir aus persönlichen und politischen Gründen unvergeßlich. Er war mein 19. Geburtstag und zum ersten Mal seit meiner Matura 1943 war ich für kurze Zeit nur Studentin.

Am 15. April 1944 hatte ich „abgerüstet" und tat nun das, was ich laut Studienbuch schon seit Beginn des Sommersemesters 1944 tun sollte: Ich studierte Medizin. Dabei kam ich infolge der Werbung eines Kollegen sehr rasch mit der Katholischen Hochschulgemeinde in Kontakt.

Die Gemeinde war keineswegs nur ein Zentrum „innerer Emigration". Grundsätzlich antinationalsozialistisch eingestellt, haben sich einige Mitglieder auch am aktiven Widerstand beteiligt. Zu ihnen gehörte der heutige Primarius Dr. Hans Bruck. Er hat mir vertraulich die Nachricht von der angloamerikanischen Landung in der Normandie mitgeteilt. Sie war mein schönstes Geburtstagsgeschenk.

Die „Wende" von Stalingrad hatte nun auch ein Pendant im Westen: die Niederlage der Wehrmacht des deutschen NS-Regimes und damit das Ende des Krieges waren ein großes Stück nähergerückt.

Als das Attentat Stauffenbergs auf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte, war ich schon wieder „kriegsdienstverpflichtet", diesmal als Hilfskrankenschwester in einem Wiener Lazarett. So tief uns der 20. Juli und seine Folgen trafen, die Hoffnungen des 6. Juni verschütteten sie nicht.

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