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Wieder ein Elternsprechtag

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Elternsprechtag. Ich stehe mit vielen anderen Müttern auf dem Flur und warte, warte, auf das, was ich eigentlich schon weiß. Oder besser: zu wissen glaube. Gleich wird die Tür aufgehen, ich darf eintreten, mich setzen in die kleine, graue Bank und dann hören, was mein Kind alles falsch gemacht hat.

Natürlich hat er auch gute Leistungen gebracht, aber die scheinen weniger des Redens und Anerkennens würdig zu sein. Warum nur? Warum ist nur das Negative wichtig?

Natürlich wird der Herr Lehrer wieder hinter seinem Pult sitzen. Etwas höher, damit er besser auf mich herabblicken kann. Dann weiß ich sofort, wer hier das Sagen hat. Ich könnte ihm ja auch einiges erzählen, was er falsch gemacht hat. Aber dann, wer weiß?

Ich glaube, ich höre besser auf mein Kind, das mir aufgetragen hat, nur zuzuhören und ja nicht zu kritisieren. Er müsse es ansonsten nur wieder ausbaden.

Ich schaue in die Augen der anderen Mütter. Warum ist niemand fröhlich? Warum wird auf einem Elternsprechtag nie gelacht? Da gibt es doch so herzliche lustige Lausbuben- auch Lausmädchengeschichten, oder?

Warum sind Elternsprechtage kein Miteinander-Spre-chen? Sondern fast immer nur das genaue Gegenteil. Ich-bezogene Kritikveranstaltungen, bei denen der Lehrer die Hauptrolle spielt und nicht der Schüler. Warum nur herrscht auf fast jedem Elternsprechtag mehr Angst als Freude vor? Warum sind Eltern immer die Schwächeren? Ich frage mich plötzlich: welchen Sinn haben Elternsprechtage?

Da stehe ich nun vor dieser grauen Tür. Soll ich mit über mein Kind herziehen, um ,£chönwetter" zu machen? Oder soll ich auch meine Kritik anbringen und damit die Stimmung vielleicht noch negativer beeinflussen? Elternsprechtage sind keine schönen Tage!

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