Witali Melnikow - © Schreenshot: Entropy Institute/east2west news

Witali Melnikow: Tod eines russischen Raketenforschers

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Witali Melnikow wird zu den mysteriösen Todesfällen gezählt, die seit dem Ukraine-Krieg vermehrt in Russland zu beobachten sind.

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Witali Melnikow wird zu den mysteriösen Todesfällen gezählt, die seit dem Ukraine-Krieg vermehrt in Russland zu beobachten sind.

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Neues aus der Welt der Raumfahrt: Nach einem halben Jahr im All sind vier Raumfahrer der Crew-6-Mission von der ISS auf die Erde zurückgekehrt, darunter der Russe Andrej Fedjajew und der Amerikaner Stephen Bowen. Damit waren seit dem Ukrainekrieg und der dadurch bedingten immensen Spannungen zwischen den USA und Russland erneut Raumfahrer beider Länder ins All geflogen. „Gemeinsam demonstrierten sie den Ehrgeiz der Menschheit, neue kosmische Ufer zu erreichen“, sagte NASA-Chef Bill Nelson nach ihrer Rückkehr. Ebenfalls in dieser Woche startete eine indische Sonde zur Erforschung der Sonne – ein eindrückliches Zeichen für Indiens Ambitionen als Großmacht und Weltraumnation.

Keine Erfolgsgeschichte war indessen die russische Luna-25-Mission: Der Versuch, eine erste Raumsonde auf dem Südpol des Mondes landen zu lassen, scheiterte am 19. August, als das Gerät auf die Mondoberfläche krachte. Fast 50 Jahre nach Moskaus letzter erfolgreicher Mondmission wollte Russland an die Weltraum-Erfolge der Sowjetunion anknüpfen. Für das Putin-Regime war der Absturz des nationalen Prestige-Objekts deshalb wohl besonders ärgerlich.

Nun kam die Meldung, dass mit Witali Melnikow ein russischer Raketenwissenschafter einer „Pilzvergiftung“ erlegen ist. Die Ärzte hätten zwei Wochen vergeblich um sein Leben gekämpft, berichtet die russische Tageszeitung Moskowski Komsomolez. Der 77-jährige Professor und Putin-Vertraute leitete die Abteilung für Raketen- und Raumfahrtsysteme bei RSC Energia, einer der führenden Raumfahrtfirmen in Moskau. Zudem war er ein Forschungsvorstand in der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos. Mit 291 wissenschaftlichen Artikeln genoss er weltweit hohes Ansehen und arbeitete eng mit ausländischen Kolleg(inn)en zusammen, darunter auch Experten der NASA.

Zuvor war mit Mikhail Marow ein anderer Weltraumforscher, der wohl eng an der Luna-Mission beteiligt war, ins Spital eingeliefert worden. Der Gesundheitszustand des 90-Jährigen habe sich nach dem Absturz der Sonde „stark verschlechtert“, hieß es aus Moskauer Quellen.

Eine zufällige Chronologie – oder doch ein politischer Hintergrund? Seit dem Ukrainekrieg häufen sich in Russland mysteriöse Todesfälle. Und die Spekulationen blühen angesichts eines Staats, in dem Mord offensichtlich ein Mittel ist, um in Ungnade gefallene Personen aus dem Weg zu räumen.

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