Börsen-Quickie ist nicht mehr chic

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„Aus der Weltfinanzkrise lernen“: Wir gähnen schon! Gibt es da Neues? Nun ja, nicht der Sache, aber der Herkunft nach. Der viel zitierte shareholder value verliert an Boden, der stakeholder value legt zu – bei den Wirtschaftskapazundern! Der Geldwert der Aktien sei Ziel allen Wirtschaftens, hat man uns ein Vierteljahrhundert lang eingebläut. In Europa schwang dabei auch Kritik an Politik und Parteien mit, die verstaatlichte Unternehmen an die Wand gefahren hatten.

Inzwischen wissen wir: Auch Manager können das! Immer mehr wurden angeheuert, um einer Firma rasche Spekulationsgewinne zu verschaffen. Das brachte Aktionären irreale Anteilserträge und Managern Bonus-Schmattes in Millionenhöhe. Bis die funkelnde Glasmenagerie des Finanzkapitalismus barst. Und siehe da: Jetzt sagen auch immer mehr Fachleute, dass gute Unternehmenspolitik auf stakeholder value, Gemeinwohlinteressen, abzielen sollte: Kunden, Mitarbeiter, Zulieferer, das ganze Umfeld, das von einem Unternehmen abhängt.

„Das Ende des Jack-Welch-Kapitalismus ist in Sicht“, verkündet Richard Lambert, Chef der britischen Industriellenvereinigung. Jack Welch hat 20 Jahre lang als General-Electric-Boss durch Feuern und Zusperren 700 Millionen Dollar gescheffelt. Jetzt nennt selbst Welch shareholder value eine „Schnapsidee“. Das alles ist im liberalen Economist nachzulesen. In der Harvard Business Review fordert der Edelökonom der University of Toronto, Roger Martin, ein Abgehen vom „tragisch irregeleiteten“ Aktienkult. Und der neue Unilever-Weltboss Paul Polman gesteht in der Financial Times: „Ehrlich, ich arbeite nicht für die Aktionäre, sondern für die Kunden.“

Ein anderes riskantes Extrem? Nicht, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt: Ein klug verfolgter stakeholder value nützt längerfristig auch den shareholders am meisten. Man sieht es auch an den täglichen Börsezacken.

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