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Mehr Freude am „ Katholisch-Sein "

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Am Ende des zweiten christlichen Jahrtausends können wir feststellen, daß die Kirche aufgrund ihrer „Anziehungskraft" sich in den verschiedenen Gemeinden, Völkern, Ländern, Kontinenten ausgebreitet hat, ohne Unterschied bezüglich Sprachen, Kulturen, Hautfarben und Herkunft. Dazu haben jene Glaubenden beigetragen, die nach dem Wort Gottes gehandelt haben.

Die wachsende und immer erneuerungsbedürftige Kirche bezeichnete der Völkerapostel Paulus als den geheimnisvollen Leib Christi: Wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, bilden alle Glieder des Leibes wiederum, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib. Dieser Vergleich läßt uns die Verschiedenheit und die Einheit der Charismen als Geistesgaben sowie ihre Rangordnung am besten verstehen. Jeder an Christus Glaubende ist daher berufen, seine Gaben und Talente für das Gemeinwohl, für den Aufbau der Kirche in „Wahrheit und Liebe" zu entfalten und einzusetzen.

Einige Gedanken zur Frage: Was ist an der Gemeinschaft der an Christus Glaubenden in Osterreich konkret erneuerungsbedürftig?

1. Das Herz jedes Glaubenden bedarf einer dauernden Erneuerung.

2. Um die Gegenwart Gottes in seiner Kirche zu erfahren, ist die Förderung eines sachlichen, gelassenen Dialogs auf der Basis der Heiligen Schrift, der Kirchenväter, der Kirchengeschichte, der Tradition und des Lehramtes unerläßlich.

3. Weiters ist das vertiefte Studium der Dokumente der Päpste, der Konzils- und postkonziliaren Dokumente erforderlich; diese Dokumente, die das lehrgut der Kirche bilden, beweisen, daß die Kirche ihre Identität bewahrt und gleichzeitig ihre Dynamik entfaltet, dank des Dienstes an der Kirche durch den Nachfolger Pe-tri, auf den Christus - der selbst der Schlußstein ist (vgl. Eph 2,20) - die Kirche gebaut hat (vgl. Mt 16,18-19) und dank der Nachfolger der Apostel, die mit Petrus das Fundament der Teilkirchen sind: „Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut" (Eph 2,20).

4. Was heute nottut, ist mehr begeisterte Freude am „Christ- und Katholiksein". Diese Freude kann eine Bestärkung erfahren durch eine geschichtliche Betrachtung der Katholiken Österreichs, die Förderer des christlichen Glaubens in Europa und in der Welt waren.

Noch heute hat Österreich Missionare, die in den verschiedenen Missionsländern aller Kontinente tätig sind, wo die Zahl der Getauften, der Priesterberufe, der kirchlichen Strukturen, der Bischöfe zunimmt.

5. Es ist notwendig, das Geheimnis des Reiches Gottes zu erspüren, das auf Erden „schon da ist, aber noch nicht ganz"; die Franzosen bringen diesen Zustand zum Ausdruck mit dem Wort: „Dejä et pas encore".

Im Bewußtsein dieses Zustandes sind wir eingeladen, alles zu prüfen und das Gute zu behalten, gemäß der Ermahnung des Apostels Paulus im ersten Brief an die Thessalonicher, in dem er über die Forderungen des Gemeindelebens spricht (vgl. 1 Thess 5,12-22).

Zum Schluß darf ich allen Teilnehmern an der Wallfahrt flach Mariazell wünschen, daß jeder an seinem Platz und im Rahmen seiner Möglichkeiten zum weiteren Aufbau und zum Wohl der Kirche in Österreich beitragen möge (vgl. Eph 4,1-16).

Möge Maria, die „Magna Mater Austriae", für jeden, der die Gnade des Glaubens empfangen hat, darin Ermutigung sein.

Der Autor ist

Apostolischer Nuntius in Österreich.

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