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In den letzten Jahren wurde über verschiedene Schwerpunkte der evangelischen Kirche in Österreich viel diskutiert, auch auf Synoden. Offensiv haben wir heiße Eisen angegriffen, uns manchmal auch Brandblasen zugezogen. Das Thema Mission war kein Thema. Zurückhaltend habe zumindest ich mich verhalten, wenn es ab und zu am Rande darum ging.Mit mir viele. Derzeit bin ich der Meinung, daß das nicht richtig war.

Nicht daß Sie mich mißverstehen: ich will keine Kreuzzüge. Aber ich möchte ein Profil von christlicher Kirche, das klar und deutlich ist. Ich möchte, daß die Botschaft, die wir vertreten, benannt werden kann. Ich wünsche mir, daß auch die anderen wissen, wenn sie von Christen reden, was es mit diesen Menschen auf sich hat. Ich wünsche mir, daß die Worte bekannt sind und die Inhalte, die die Gemeinde Jesu Christi zusammenhalten. Wer von uns kann über seinen Glauben Auskunft geben? Wer wird nicht verlegen, wenn nach seinen oder ihren Beweggründen, Christ, Christin zu sein gefragt wird und er, sie diese formulieren soll? Wie können wir Menschen einladen in unsere Gottesdienste und Gemeinden, wenn wir nicht deutlich sagen können, warum sie dies tun sollen? Ich glaube, daß wir da einiges versäumt haben, in letzter Zeit. Zwei Beispiele dafür: Da war ein Gespräch mit einer jungen Frau. Ich gebrauchte den Begriff Evangelium. Sie wußte damit offensichtlich nichts anzufangen, und meinte nur, daß das doch konfessionelle Feinheiten wären, die nicht so wesentlich seien. Genauso ging es mir in einem anderen Gespräch mit dem Begriff Nächstenliebe. Meine Gesprächspartnerin war sich nicht über den christlichen Hintergrund dieses Wortes im Klaren.

Das zeigt ein massives Problem auf: eine zunehmende Sprachlosigkeit, wenn es um den Glauben geht. Die Schwierigkeit, zu sagen, was man glaubt, die Undeutlichkeit der Begriffe, die Verlegenheit beim Gebrauch von Worten, oft ist nicht viel mehr als ein vages Gefühl, als eine alte Gewohnheit da. Und wenn es nur noch das ist, dann kommt zum innerlichen Abschied bald auch der äußere hinzu.

Die aktuelle Situation macht es für mich immer wichtiger, Menschen zu uns einzuladen. Aber wenn wir selber nicht mehr so recht wissen, warum, wie soll es dann anderen klar werden?

Luise Müller ist Superintendentin der evangelischen Diözese Salzburg und Tirol.

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