Österreichs Mann der Weltkirche

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Wer hätte bis vor kurzem gedacht, dass Christoph Schönborn als Kirchenreformer reüssieren könnte? Doch der Kardinal wird auf den ultrakonservativen Internetseiten, die an Papst Franziskus kein gutes Haar lassen und den Untergang der Kirche durch liberale oder libertäre Umtriebe prophezeien, gleichfalls geprügelt. Und dass das Magazin Kirche In zu seinem 70er, den er am 22. Jänner begeht, mit einer mehrseitigen Hommage an den Wiener Erzbischof aufwartet, zeigt, wie deutlich sich die öffentliche Wahrnehmung Schönborns gewandelt hat. Vielleicht liegt es ja am durchaus stürmischen Wind des derzeitigen Pontifikats, dass auch dieser Kirchenmann sich bewegte -etwa mit Vorschlägen auf der Familiensynode im Herbst, wie man die erstarrten Fronten zwischen kirchlicher (Ehe-)Lehre und der gelebten Realität auch vieler Gläubiger aufbrechen könnte. Dabei war Schönborn, der persönlich durchaus Konziliante, in der Vergangenheit eher mit Ausritten in eine sehr konservative Richtung aufgefallen - indem er etwa das eine oder andere einschlägige theologische Institut nach Österreich brachte. Oder indem er sich mit seinem Kommentar in der New York Times 2005 kurzzeitig zum Sprachrohr der Intelligent-Design-Community machte. Oder indem er - bei einer Predigt 2008 - die Mariatroster Erklärung von 1968, mit der Österreichs Bischöfe versucht hatten, das "Pillenverbot" der Enzyzklika Humanae vitae ein wenig abzumildern, als "Sünde des Episkopats" von damals brandmarkte.

1995, als Schönborn Hals über Kopf die Nachfolge von Kardinal Hans Hermann Groër in Wien antrat, musste er die größte Kirchenkrise des Landes meistern. Ob ihm das nachhaltig gelungen ist, wird die Geschichte weisen - eine Beruhigung der Lage ist in den 20 Jahren seither aber evident. Der Adelsspross, in den letzten Kriegstagen in Böhmen geboren, floh wie viele andere Deutsch-Böhmen nach Österreich. Er wuchs in Vorarlberg auf, trat in den Dominikanerorden ein und wurde von Kardinal König 1970 zum Priester geweiht. Der polyglotte Dogmatikprofessor im schweizerischen Fribourg wurde von Johannes Paul II. 1987 zum Redaktionssekretär des Weltkatechismus ernannt. Vier Jahre später folgte er auf Kurt Krenn als Weihbischof in Wien. Seit 1998 Kardinal, ist Schönborn längst in der ersten Reihe der weltkirchlichen Akteure zu finden -jedenfalls in dieser Rolle eifert er seinem großen Vorvorgänger Kardinal König nach. Mit 70 ist man als Kardinal ja überdies "im besten Alter".

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