"Die theologische Regie von Franziskus: die Lehre der Kirche über ihre pastorale Bedeutung zu erschließen und den Kirchen vor Ort mehr Kompetenzen einzuräumen."In der katholischen Kirche gilt ein Grundsatz der Konfliktregelung: Roma locuta, causa finita. Rom spricht, damit ist die Sache entschieden, der Fall abgeschlossen. Seit dem Ersten Vatikanischen Konzil, das den Lehr-und Jurisdiktionsprimat des Stellvertreters Christi festschrieb, gilt diese Regel als förmliches Gesetz. Von der Ernennung der Bischöfe bis zum lehramtlichen Controlling: Rom zog seitdem an sich, was es in der
"Der Papst betont,'dass die Eucharistie nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen ist'."Am vergangenen Donnerstag war in Rom ein Termin mit Seltenheitswert anberaumt. Zwei Delegationen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) trafen in den Räumen der Glaubenskongregation aufeinander, um einen Konflikt zu bereinigen, der die Bischofskonferenz erschüttert.In ihrer Frühjahrsversammlung hatten sich mehr als zwei Drittel der Bischöfe für eine pastorale Handreichung ausgesprochen, die den Kommunionempfang für
"Steht der Verdacht im Raum, mit der 'abweichlerischen' Mehrheit der deutschen Bischöfe beachte auch der Papst in Rom die wahre Lehre nicht?Im inneren Widerspruch des Appells der Sieben liegt etwas Tragisches. Sie reagieren auf einen kirchlichen Umbruch, dessen Folgen sich auch nach diesem Papst nicht mehr kassieren lassen."In der katholischen Kirche in Deutschland brennt es. Der Konflikt, der gerade zwischen dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, und dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki öffentlich ausgetragen wird, macht einen tiefgreifenden
"Lehmann ging über Grenzen hinaus, des Faches wie der Konfession. Karl Rahner blieb ein Bezugspunkt für ihn, ohne dass er zum Rahnerianer geschrumpft wäre."Er war -mit dem Titel seiner Biografie -einfach der Kardinal. Man schrieb ihm sogar, weniger freundlich, eine eigene Kirche zu: die Lehmann-Kirche. Sie soll für Anpassung an den Zeitgeist stehen, für billigen Ausverkauf des kirchlich Allerheiligsten, etwa wenn es um die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion ging, für die Lehmann schon vor vielen Jahren initiativ wurde, oder wenn der langjährige Mainzer Bischof
Der Papst erlaubt den Priestern der schismatischen Pius-Bruderschaft
auf unbestimmte Zeit, das Bußsakrament zu spenden. Ein Husarenstück
des Pontifex, das zeigt: Franziskus ist nicht der theologisch
Ahnungslose, als den ihn seine Kritiker hinstellen.
Der Flyer "Gender: katholisch gelesen" löste im Vorjahr Debatten in
Deutschland aus. Auch auf der Familien-Synode in Rom war das Thema
Gender präsent. Hier wie dort offenbart sich ein innerkirchlicher
Identitätsdiskurs, der längst nicht ans Ende gelangt ist.
Deutschland erlebte im Herbst 2014 einen Streik, der die Gemüter erregte: Der Ausstand der Lokführer-Gewerkschaft zog nicht nur chaotische Verkehrsverhältnisse nach sich sondern auch immense Kosten - und eine eigentümliche Angst: Ein ganzes Land stand still. Mobilitätsverluste legen die Nervenzentren unserer Gesellschaft frei.1969 hielt Heinrich Böll eine Rede, in der er zu einem anderen Streik aufrief: zum Streik der Schriftsteller. Literarische Verweigerung als gesellschaftlicher Eingriff? Böll malte die Konsequenzen einer schriftlosen Gesellschaft auf Zeit aus: Einem ganzen Land geht
Sollen Krankenkassen einem 85-Jährigen noch eine Hüftprothese bezahlen? Wer erhält ein lebensverlängerndes Organ? Entscheidet der Zufall oder die Lebenserwartung? Oder die Tatsache, im reichen Norden zu leben? Das Leben ist auch Teil eines Finanzkalküls geworden.Was kostet das Leben? Diese Frage, die als Lebensformel spielerischen Leichtsinn artikuliert, besitzt einen tiefen Ernst. Mit Ökonomien des Lebens sind wir immer wieder konfrontiert: in der Nahrungsmittelökonomie wie der Gentechnologie, in der Begrenzung von Migrationsströmen wie in den Algorithmen der Suchmaschinen des World
Am Anfang steht ein Mythos, der Mythos einer mehrfachen Grenzüberschreitung. Zeus zeichnet für sie verantwortlich. Die Gewalt eines Gottes steht im Raum, als hätte bereits die Antike künftige Religionskonflikte erahnt, aber auch die Erotik einer Verwandlungsgeschichte, in deren Mittelpunkt Europa steht: die Patin eines Kontinents, der nicht nur topografisch von offenen Übergängen bestimmt ist. Als einen narrativen Ausgangspunkt der europäischen Geschichte haben zuletzt Thomas Macho und Peter Sloterdijk die Pest des 14. Jahrhunderts ausgemacht. Der schwarze Tod kassierte alle räumlichen
Angesichts der anstehenden Bischofsernennungen in Salzburg und Graz spielen die Limburger Entwicklungen auch nach Österreich: Eine "apostolische Entflechtung“ des Bischofsamtes tut not.In Österreich stehen wichtige Bischofsbesetzungen an. Hoch angesehene Bischöfe werden in absehbarer Zeit aus dem Amt scheiden. Die Bestellung ihrer Nachfolger steht unter Vorzeichen, die vor einem Jahr noch ganz anders aussahen. Mit dem neuen Papst macht sein Wort vom "Stallgeruch der Hirten“ die Runde. Und die Art und Weise, wie Franziskus vom Volk Gottes spricht, weckt Hoffnungen auf römischen
Das Wissen, das die Religionen in die öffentlichen Kommunikationskanäle einspeisen, ist eigenwillig und gefährlich: Denn es relativiert alles Gegebene."Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst der Religion.“ Peter Sloterdijk hat vor einigen Jahren der Angst vor dem Wiedergänger Religion Ausdruck gegeben. Gefährlich erscheinen Religionen in ihrer politischen Gegenwart mit fundamentalistischer Erregungskraft. Etwas Unkontrollierbares steht im Raum. Das zeigt sich an der Empfindlichkeit der Hochreligiösen. Wer Gott beleidigt, verletzt heiligste Gefühle. Zwischen Mohammed-Karikaturen
Der italienische Philosoph Giorgio Agamben legt den Traum von einem "lateinischen Reich“ wieder auf. Indem er Grenzen überwinden will, zieht er freilich neue alte.Ein Ende der europäischen Finanzkrise ist nicht in Sicht. Kaum scheinen sich die Aktienmärkte erholt zu haben, schwanken die Kurse bereits. Im Schuldentaumel geraten nicht nur ganze Länder in Balanceprobleme, sondern die Idee der Europäischen Union selbst steht zur Diskussion. Der italienische Philosoph Giorgio Agamben (* 1942) hat sie mit einem Aufsatz angeschärft, der vor einigen Wochen zunächst in La Repubblica und dann
Über Weihnachten als Gegengeschichte, welche ein anderes Licht auf die Welt wirft. Die Menschwerdung fordert dazu auf, die Menschlichkeit Gottes zu realisieren.Vom "Fluch des Christentums“ hat der Christentumskritiker Herbert Schnädelbach vor einigen Jahren gesprochen. Gedacht hat er dabei an all das, was sich verhängnisvoll in der Geschichte dieser Religion ausgewirkt hat: von Leibfeindlichkeit war da die Rede, von einer Kultur der Angst und der Unterdrückung und von den vielen Ausbrüchen der Gewalt. In Gottes Namen - was für ein Gott in was für einer Geschichte! Mit diesem Gott kann
Sehr selbstverständlich sprechen wir von Menschenwürde. Doch in Wahrheit steht sie immer auf dem Spiel. Vom Verantwortungsraum eines notwendigen Glaubens.In wachsendem Maße entzünden sich globale Konflikte anhand von Gerechtigkeitsfragen. Es handelt sich um mehr als bloße Verteilungskämpfe. In der Teilhabe aller Menschen an natürlichen Ressourcen und sozialen Gütern besteht die Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Sie verlangt uns ab, die Fakten, die wir schaffen, vor den Folgen der Zukunft, die wir absehen können, zu verantworten. Der Umbruch der Sozialsysteme, die Verteilung von
Hat das Zweite Vatikanische Konzil die katholische Glaubenstradition gewahrt oder verraten? Das Kirchenereignis vor 50 Jahren sorgt bis heute für erregte Auseinandersetzung.Bei jeder Abstimmung landet dieses Fußballstadion auf Platz eins. Wer schon einmal an der Anfield Road war, weiß warum. Die Atmosphäre ist einzigartig. Hier feiert, aber hier leidet man auch wie sonst nirgendwo. Umso heftiger musste es die Fans des FC Liverpool angehen, dass 1994 die legendäre Tribüne "The Kop“ abgerissen und einige Jahre später von der Klubführung sogar der Umzug in ein neues Stadion verordnet
Entweltlichung der Kirche? Benedikts XVI. letzte Rede in Deutschland birgt Zündstoff. Theologische Anmerkungen zur Freiburger Konzerthausrede.S age keiner, der Deutschlandbesuch des Papstes habe nichts bewegt - zumal in Sachen Ökumene nicht. Steht Benedikt XVI. doch selbst als Reformator seiner Kirche da. Mit seiner Freiburger Rede hat er eine These in den Raum gestellt, die durchgreifende Umstellungen des kirchlichen Lebens vorsieht. Das markante Wort von der "Entweltlichung der Kirche“, geistlich gedacht, birgt politischen Sprengstoff - und theologischen dazu. Das war schon vor Ort zu
Das tiefe Bedürfnis des Menschen nach Sicherheit haben die Salzburger Hochschulwochen heuer zum Thema. Doch zu viel an Sicherheit ist nicht erstrebenswert. Eine Einführung.
Ein Dilemma: Aufgrund der beschleunigten Produktion päpstlicher Äußerungen wird es schwierig, festzustellen, welches Gewicht welcher Aussage zukommt.Benedikt XVI. mutet seinem Sprecher derzeit einiges zu. Seit sein Gesprächsband "Licht der Welt" die Schlagzeilen bestimmt, kostet es Federico Lombardi einige Mühe, seinen Chef zu dolmetschen. Es scheint zur Regel zu werden, dass der Papst Übersetzungsprobleme bereitet. Egal was er sagt, es ergibt sich Nachbesserungsbedarf.Ein ironisches Lehrstück - zum einen in Sachen Aufklärung, an der dem Heiligen Vater in seinem Kampf gegen den
Über die neue Konjunktur der Religionskritik nach dem Ablauf ihrer Verfallsfristen.Oft frage ich mich, ob eine Welt vorstellbar ist, die intellektuell reich und emotional befriedigend ist - und die ohne jede Religion auskommt. Es wäre eine Welt voller Demut vor der Heiligkeit des Lebens, der Natur und der Kunst, nur eben ohne den Respekt vor einem übernatürlichen Leben. Der Schriftsteller Ian McEwan legte vor einiger Zeit in einem Interview mit der Zeit diesen alten Traum neu auf: den einer Welt ohne Religion. Zu McEwans Imagine findet man die passende Unterstimme in einem Lied von John