In ihrem neuen Roman „Ich an meiner Seite“ erzählt die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Birgit Birnbacher vom Resozialisierungsweg eines jugendlichen Straftäters. Mit dokumentarischer Sicherheit zeigt sie auf, wie leicht ein Leben aus der Balance geraten kann.
In ihrem Roman "Verschüttete Milch" blickt Barbara Frischmuth mit einer Handvoll Fotos in einer Mischung aus Fiktion und Autobiografie zurück in die Kriegs-und Nachkriegszeit ihrer Kindheit."Das Dorf im Gebirge lebte nicht von seinen Agrarprodukten, dafür war das Klima zu rau, sondern vom Salz, das abgebaut, und vom Tourismus, der in den letzten eineinhalb Jahrhunderten aufgebaut worden war." Auch wenn nie explizit davon die Rede ist, lässt sich in dieser knappen Beschreibung, mit der die österreichische Autorin Barbara Frischmuth ihren neuen Roman "Verschüttete Milch" beginnt, unschwer
Spams in der Mailbox haben normalerweise keine Chance. Sarah Martingal versucht es trotzdem, weil sie finanzielle Unterstützung braucht. Eine durch "Translate. Template Sprachen reisende E-Mail-Nachricht" rauscht durch den Äther und soll den unbekannten Vater des Jus-Studenten Daniel finden, den Martingal einst in der "rush hour des Kosmos" kennen und lieben gelernt hat. Noch bleibt ihrem Sohn nur der Traum "von Zukunft und Wohlstand".So lässt sich der Plot einer der 20 Erzählungen umreißen, die der Grazer Autor Clemens J. Setz in seinem jüngsten Erzählband "Der Trost runder Dinge"
Mit dem lapidaren Satz "(indes ich 11 Wochen in Klostergarten und Krankensaal,)" eröffnet die bald 94-jährige österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker ihren jüngsten Prosaband "Pathos und Schwalbe". Am 25. Juli 2015 muss sie ins Franziskus-Krankenhaus "übersiedeln" und verbringt dort die Sommermonate abseits ihrer Wohnung, ihres "Schreibgehäuses", wie die Malerin Linde Waber Mayröckers Arbeitsuniversum bezeichnet. Für die Dichterin bedeutet das eine Ausnahmesituation, da sie gezwungen ist, gerade den Ort zu verlassen, an dem sie schreiben kann. Ihre Wohnung mit den
Ungewöhnlich ist dieses Leben hier am Land. Einfach, geradezu bedürfnislos, vor allem aber glänzend still. Beneidenswert. "Vor der Barke unter der Linde aber blieb ich stehen -ein Stoß nur, und die Reise hinüber fängt an", heißt es im Motto, es sind zwei Zeilen, aus dem Roman selbst. Dann ein Traum von Josip quasi als Einstieg in eine neue Welt. Wer die Literatur der gebürtigen Oberösterreicherin Andrea Winkler kennt, weiß, dass man in ihren Texten fremden, innovativen Erfahrungen begegnet, die sich gegen herkömmliche Erwartungshaltungen sperren, sich ihnen vielleicht manchmal sogar
Im Oktober 2013 findet am Wiener Burgtheater - im Gedenken an das Novemberpogrom von 1938 -die Premiere des Dokumentarprojekts "Die letzten Zeugen" statt. Lucia Heilman, eine Holocaustüberlebende, ist eine der sechs ZeitzeugInnen, die hinter Gazeschleiern auf der Bühne sitzen, während ihr Schicksal erzählt wird.Ihre Überlebensgeschichte, die sie der Zivilcourage und dem Mut eines Freundes der Familie verdankt, hat der österreichische Autor Erich Hackl nun in seinem neuen Werk aufgezeichnet. Er hat die Ereignisse von damals nach den Erinnerungen Lucia Heilmans behutsam und sensibel
"Christine Lavants Sprache ist erstaunlich modern, an gewissen Stellen auch hermetisch. Ihre Gedichte verdienen es, immer wieder entdeckt zu werden."Bereits seit 18 Jahren wird der 21. März als Welttag der Poesie begangen, um die kulturelle Relevanz lyrischen Schreibens zu unterstreichen und Gedichte als Ausdruck moderner Welterfahrung begreifbar zu machen. Lyrik ist zu einem Minderheitenprogramm geworden, was bedauerlich ist. Denn es ist wohl so, dass sich in Gedichten die Auseinandersetzung mit dem Sein besonders prägnant konzentriert. In der Gegenwartslyrik spiegelt sich jedenfalls eine
Peter Handke verdichtet das Gehen meisterhaft zur leuchtenden Spur durch das Epos und verzahnt es mit Zitaten etwa aus Wolfram von Eschenbachs 'Willehalm'.Ein Bienenstich am späten Morgen eines stillen Mittsommertages in der Niemandsbucht. Der Himmel wolkenlos, kein Tau, die ersten weißen, sich öffnenden Kleeblüten locken Insekten an. Dieser Bienenstich in einer nahezu idyllisch anmutenden lichten französischen Sommerlandschaft wird zum Motor eines Aufbruchs und lässt die Geschichte einer Obstdiebin ganz langsam Gestalt annehmen. Man weiß sofort: Wer ein Epos so beginnt, geht in
"Neu ist vieles: Wie sieht eine Literatur der Zukunft aus, vielleicht verfasst von 'technischen Aliens' in der Art eines 'kybernetischen' Erzählens?"Während Marlene Streeruwitz als Gastdozentin an der Universität Paderborn ihre dritte Poetikvorlesung hält, wird sie plötzlich durch einen Zwischenruf unterbrochen: "Was soll denn das alles. Hier." Applaus. Eine provokante Poetik? "Wir werden in diesen Vorlesungen Literatur sprechen und nicht über Literatur reden." Was Streeruwitz zu Beginn verkündet, hört sich programmatisch an und macht neugierig, weil Ungewöhnliches zu erwarten ist
Vielleicht zählt Julian Schutting zu den leiseren Stimmen in der österreichischen Dichterszene, mit Sicherheit aber zu den wichtigsten. Davon zeugen nicht nur zahlreiche Preise und Auszeichnungen, sondern vor allem sein poetisches Werk selbst, das mittlerweile zu einer beträchtlichen Anzahl von mehr als 50 Büchern angewachsen ist. Der Literaturwissenschaftler Gerhard Zeillinger sieht ihn "neben Friederike Mayröcker" als den "letzten großen Sprachkünstler in der österreichischen Literatur", ja als "letzten wirklichen Dichter". Am 25. Oktober feiert Julian Schutting seinen 80.
Neue Lyrik von Nico Bleutge und Ilse Helbich. In ihren Gedichten
spüren sie auf völlig unterschiedliche Weise den kleinen und großen
Dingen des Lebens nach.
Paulus Hochgatterer umkreist in seiner neuen Erzählung "Der Tag, an
dem mein Großvater ein Held war" das Schicksal von Menschen in den
letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges. Er berührt damit nicht nur
ein historisches, sondern auch ein aktuelles Thema.
Evelyn Schlag hat mit "Yemen Café" einen Roman über den Krieg, die
Liebe und das Leben geschrieben. Auf kunstvolle Weise verknüpft sie
verschiedene Perspektiven zu einem polyphonen Bild des Jemen.
Marion Poschmann lässt uns den Mond sehen, auch wenn er gar nicht
scheint. Brillant und gewohnt virtuos zeigt sich die Autorin in ihrem
Lyrikband "Geliehene Landschaften" wie auch in den Essays "über
Dichtung", die auf das Geheimnisvolle in der Lyrik verweisen.
Das Licht zieht sich wie eine zarte Leuchtschrift durch die neue poetische Welt der in Zürich lebenden Autorin Ilma Rakusa. In ihrem Gedichtband "Impressum. Langsames Licht" geht es um Momente kontemplativen Innenhaltens, um Anschauung und stille Betrachtung, aber auch um kleine Episoden, die sich auf Reisen oder im gewöhnlichen Alltag im Gedächtnis verankert haben.Rakusa evoziert in sieben Kapiteln schwebende Stimmungen, die sie mit Orten, Zeiten, Dingen, Bildern oder Personen verbindet. Licht wird zum "fliehenden Fresko", wenn "das Rot des / Ahorns fast transzendent" unter Schneeflocken
Mit dem posthum erschienenen Band "Der Betrachter" liegen nun die
Notate des ungarischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Imre
Kertész lückenlos bis 2009 vor.
Mit Raffinesse zeichnet Julya Rabinowich in ihrem Roman "Krötenliebe"
ein funkelndes Porträt der Alma Mahler - und entwirft anhand ihrer
amourösen Intermezzi mit Oskar Kokoschka und Paul Kammerer ein
markantes Zeitbild der drei Grenzgänger.
Ein Fotograf, der nicht mehr fotografieren will und eine
Schriftstellerin, der das Schreiben nicht gelingt, sind die
Protagonisten in Ruth Cerhas jüngstem Roman. Ihre Geschichten sind
mit der Geschichte der kroatischen Insel verknüpft, auf der sie
aufeinandertreffen.
DANIELA STRIGLS BIOGRAFIE ÜBER MARIE VON EBNER-ESCHENBACH (1830-1916)
IST EIN EPOCHENGEMÄLDE, AN DEM SICH DAS LETZTE JAHRHUNDERT DER
MONARCHIE AUS DER PERSPEKTIVE EINER ADELIGEN MIT GROSSEM
SOZIALKRITISCHEN BEWUSSTSEIN STUDIEREN LÄSST.
Arbeit ist eine Sucht, die wie eine Notwendigkeit aussieht", sagt der Bohemien Peter Altenberg, der nie einer geregelten Tätigkeit nachgegangen ist.Etwa 100 Jahre später spricht "die praktikantin" in Kathrin Rögglas Roman "wir schlafen nicht" ganz konkrete Wünsche nach einem "ordentlichen berufsleben" an: "sie wäre gerne mal richtig in einem projekt", ja endlich einmal "in einem job drin"."Der Markt ist hart"Arbeit ist thematisch eng mit der Literatur verquickt, ob schwere Arbeit an der Grenze körperlicher Möglichkeiten und Ausbeutung oder moderne Arbeit als Herausforderung -rund um die
Intuition sei der Motor für das Entstehen ihrer Gedichte und eine "Erholung von der Prosa", sagte Birgit Müller-Wieland bei einer Lesung aus ihrem neuen Gedichtband "Reisen Vergehen". Diese Poesie ist von unterschiedlichen Impulsen getragen, weil es hier um Weltaneignung mit subjektivem Blick aufs Dasein geht. Reisen, Orte und Begegnungen spannen darüber ein thematisches Netz. Ausgangspunkt des Schreibens können Emotionen, Reflexionen, Erinnerungen sein, etwa "eine zerbeulte Gegend aus Bergen, Schloten / und Seen", tröstende Rosen, ein Sofa, das "alles weiß und speichert" oder "ein
Eine "vernichtende Kampagne gegen den Tod“ plante Elias Canetti und schrieb jahrelang an seinem nun posthum veröffentlichten Werk, ohne ersten Satz, ohne Konzept.Elias Canetti notiert 1951 folgende Worte über seine Auseinandersetzung mit dem Tod: "Heute, an Allerseelen, gelobe ich mir, daß dieses Stück, allen Toten gewidmet, und allen, die noch sterben müssen, bald und stark fertig werden wird. Es soll so werden, daß jeder es versteht und daß ich mich vor niemand dafür schämen muß. Denn wenn ich dieses Stück, meine erste verbindliche Stellungnahme zum Tod, nicht fertig
Ein Künstler und ein Politiker von Weltruhm. Auf den ersten Blick gibt es gar nicht so viele Gemeinsamkeiten, aber sie sind Freunde: "Wir wollen einander versprechen, dass, wann immer einer Hilfe benötigt, der andere, wo immer auf der Welt er ist, alles liegen und stehen lässt und kommt!" Warum so große Worte? Ein so großes Versprechen? Winston Churchill und Charlie Chaplin teilen eine fundamentale grimmige Erfahrung, ihren inneren Kampf gegen den "schwarzen Hund". Wenn er kommt, beißt er einem in die Kehle, ja er beißt einem die Worte ab. Diese Depression ist so schlimm, dass sie sogar
Pünktlich zu seinem 60. Geburtstag erscheint ein neuer Band von Erich
Hackl. Auch in seinen "Drei tränenlosen Geschichten" bleibt der
österreichische Autor, der konsequent seinen Weg gegangen ist, seinen
Lebensthemen treu.
Clemens J. Setz hat mit "Die Vogelstraußtrompete“ seinen ersten Lyrikband herausgebracht. In seinen Texträumen beschreitet er strukturell und thematisch eigene Wege.Ein englischer Wikipedia-Eintrag zum "Reality Checkpoint“ in Cambridge als Motto? Zumindest beginnt der Grazer Autor Clemens J. Setz seinen Lyrikband "Die Vogelstraußtrompete“ ganz unkonventionell mit einem in Verse gesetzten Internetbeitrag, der als Alltagstext einen doch innovativen Auftakt bildet.Setz hat in den letzten Jahren mit seinem Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“, für den er den Preis
Der ungarische Literaturnobelpreisträger Imre Kertész gewährt im
Tagebuch "Letzte Einkehr" radikale Einblicke in sein Leben, das eng
mit dem Schreiben verwoben ist.
Peter Handke begann 1989 eine literarische Versuchsreihe, die lange als Trilogie galt. Letztes Jahr griff er diese mit "Versuch über den Stillen Ort“ wieder auf, mit der Geschichte eines Pilznarren schließt er sie ab. Eine bewusste Annäherung an Gewöhnliches.Harz und Moos und raschelndes Laub. Das Knacken der Äste, Spinnweben, wenn der Baumbestand dichter wird. Und plötzlich halb versteckt das schimmernde "Schatzkammerlicht“: "Gelblinge“, herausleuchtend aus den dumpfen Farben des Unterholzes. Diese fast romantische Freude kann man durchaus teilen, wenn man sich vorstellt, im
Am 5. Juli feiert Barbara Frischmuth ihren 70. Geburtstag. Ringen um kulturelle Verständigung und die Auseinandersetzung mit weiblichen Lebensentwürfen prägen ihr vielfältiges Werk.Barbara Frischmuth, diese lebendige und weltoffene Autorin, die das literarische Leben in Österreich schon auf so vielfältige Weise geprägt hat, wird 70. Wirft man einen Blick auf die Buntheit der Themenlandschaften in ihren Büchern, so kristallisiert sich ihr Plädoyer für kulturelle Verständigung als roter Faden heraus, ihr Bemühen um eine Annäherung der Kulturen. Erst kürzlich hat Frischmuth in einem
Aufzeichnungen aus einer Traumzwischenwelt und die Auseinandersetzung mit Sprache und Heimat der Kärntner Slowenen: Gleich mit zwei neuen Büchern lässt Peter Handke aufhorchen.Angewehtes und ZugefallenesIn "Ein Jahr aus der Nacht gesprochen" versammelt Handke Angewehtes, Zugefallenes, zufällig Entstandenes, indem er das, was im Gleiten vom Traum in den Tag generiert wird, also das in den Tag Gerettete, in einer Art Traumsprache kartografiert. Einzelne Sätze, Fragen, Bruchstücke, Wortneuschöpfungen, inspirierende übereinander geschobene Vorstellungsbereiche - dies alles fügt sich zu
Im September wird Alois Hotschnig den Anton Wildgans-Preis erhalten. Sein jüngster Erzählband zeigt ihn als Meister, unaufgeregt verrückt er in feinen Erzählungen die Koordinaten der alltäglichen Welt.In einem Porträt über den österreichischen Autor Alois Hotschnig heißt es einmal, dass seine Bücher dem Leser Aufmerksamkeit und Hingabe abverlangen. Dieses Urteil trifft wohl auch auf den jüngsten Erzählband zu. Denn wer sich ganz auf diese Texte einlässt, kann sensibel gemalte Sprachgemälde entdecken, denen eine schräge, ja schwebende Welt mit einer zum Teil fast surrealen
Sissi Tax wildert in unterschiedlichsten Regionen der Sprache und wirbelt in der literarischen Rumpelkammer Staub auf.Wirft man einen Blick auf die Biografie der steirischen Autorin, fällt sofort auf, dass Sissi Tax bis 1980 Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift manuskripte war. Das Grazer Forum Stadtpark, das lange eng mit den manuskripte verbunden war, kann als großer experimenteller, innovativer Garten gesehen werden, der Sissi Tax wohl auch nachhaltig geprägt hat. Das Hinterfragen der Sprache und ihrer strukturellen Verbindungen mit der Welt kristallisiert sich auch in ihrem neuen
Friederike Mayröcker schreibt ein weiteres Stück Lebenspoesie, diesmal in 99 Briefen an einen Freund.Friederike Mayröckers Texte sind luftige, hybride Landschaften, die sich noch nie in ein Schema haben pressen lassen. Auch wenn es hier um 99 Briefe an einen Freund geht, datiert von Mai 2006 bis April 2007, wäre es weit gefehlt, die Gattung Briefroman oder Ähnliches zu bemühen, um ihr neues Buch "Paloma" einzuordnen. Der Anstoß dazu soll, wie sie in einem Interview mit der FAZ erklärt, ein Impuls der ZEIT gewesen sein, eine Ansichtskarte an einen Freund oder eine Freundin zu schicken,
Barbara Frischmuth vermittelt in ihrem neuen Reiseroman eine besondere Stimmung vom Orient.Barbara Frischmuth ist eine Grenzgängerin zwischen den Kulturen. In ihrem Bemühen um kulturelle Verständigung gilt sie bereits seit vielen Jahren als Vermittlerin zwischen Orient und Okzident. Schon über Jahre hinweg spiegelt sich in ihren Büchern eine Offenheit für Neues und Fremdes in der Auseinandersetzung mit orientalischen Traditionen, vor allem am Beispiel der Türkei.Diesmal lenkt Frischmuth den Fokus auf Ägypten, auf "eine fortlaufend korrigierte Welt, die noch von alten Zeichen dominiert
Birgit Vanderbekes Roman über den unaufhaltsamen Aufstieg einer geheimnisvollen Koreanerin.Im Mittelpunkt eines beschaulichen Dorflebens steht plötzlich eine geheimnisvolle Frau. Die neue Romanheldin Birgit Vanderbekes, Frau Choi, taucht eines Tages in einem südfranzösischen Nest mit dem Namen M** auf und will hier, von wo es alle wegzieht, leben. Noch dazu in einem Haus, das bisher als unverkäuflich galt. Und es kommt, wie es kommen muss.Die verwitwete Frau Choi aus Gwangju passt gut in dieses merkwürdige Dorf mit seinen wenigen Bewohnern. Sie schafft es nicht nur, das Haus "bewohnbar
Reiner Kunze wirft in seinen Gedichten einen genauen Blick auf die elementaren Dinge des Lebens.Wenn du langsam gehst, holst du ihn schließlich ein, den alten Mann, der du bist, und seinen Schatten." Das diesem Lyrikband vorangestellte Zitat von Paavo Haavikko ist programmatisch für die neuen Gedichte Reiner Kunzes. In "lindennacht" bedient sich Kunze des Phänomens eines langsamen Zurückgehens, um an markanten Punkten seines Lebens - das betrifft aber auch die Gegenwart - innezuhalten.Das Kartografieren der Erinnerungen schraffiert Schatten der Kindheit des mittellosen Bergarbeitersohns
Eine wunderbar sparsame Lyrik mit großer Leuchtkraft ist Sepp Mall gelungen.Innehalten, zurückschauen, den Atem in den "Zeitschacht" schicken und der Sehnsucht eine Maserung geben - dies scheint der Südtiroler Autor Sepp Mall seinem neuen Lyrikband "Wo ist dein Haus" als thematischen Bogen eingeschrieben zu haben. In knappen und poetisch feinsinnigen Versen richtet er den Blick zurück zur Kindheit und nistet sich in Erinnerungen ein.In die KindheitEs ist dies eine Spurensuche nach Verlorenem und Verwischtem, ein Zurücktasten zu Orten, die Abdrücke hinterlassen haben und im Gedächtnis
Marica Bodrožic´' Lyrik erzählt von Dalmatien und den großen Themen des Lebens.Man muss es gleich zu Beginn sagen: Marica Bodrožic´' Lyrikband ist ein wunderbares Buch in bildreichen Farben, Tönen und Sprachen. Die im heutigen Kroatien geborene Schriftstellerin erschafft in ihren Gedichten eine neue, fremde, fesselnde Welt.Spuren der großen Themen ragen in sinnlich spürbare, metaphorisch gesäumte Worttäler hinein, in denen Blüten treiben, leuchten und strahlend "verröten". Man hält inne beim in Zöpfen geflochtenen Fatum, beim "Herzmittelalter", beim "Flaum der Buchstaben" oder
Franzobel rührt beherzt um im Universum einer perfiden Triebwelt.Leicht konsumierbar und frisch fröhlich idyllisch waren Franzobels Bücher noch nie. Denn literarisch gesehen steht Franzobel nicht gerade für zärtliche Romantik oder Figuren auf der Butterseite des Lebens. Auch nicht, wenn sein neues Buch ganz lapidar Liebesgeschichte heißt.Wie immer trügt der Schein. Wer Franzobel kennt, weiß, dass man sich beim Lesen wappnen muss. Denn prall und funkelnd rauscht es auf, das Böse als Phänomen, flugs wird man überrollt von den dunklen und düsteren Wellen einer feixend stieren, dunklen
Julia Rhomberg verschmilzt Wirklichkeitspartikel mit persönlichen Impressionen.Gedankenspiele auf Reisen quer durch die Welt und die Natur sind der thematische Soundtrack in Julia Rhombergs Lyrikband Grashalme Statisten, in dem sie ihre poetischen Bögen von Europa bis nach Brasilien und Indien spannt. Reise, Natur und Ich quasi als Programm. Der schweigende brasilianische Sommer, flirrende Hitze oder schlummernde Oliven wecken Erinnerungen an Südseegefilde. Palmen säumen das James-Bond-Panorama, das bis zum Zuckerhut am Buchtende reicht, während die Hauseingänge in Rio de Janeiro am
Lily Brett zeigt in ihrem Roman "Chuzpe", wie das Leben so laufen kann.Man mag ihn längst, den schrulligen, liebenswürdigen, über achtzigjährigen Edek, der seine Tochter so oft vor den Kopf stößt und sie in seiner unbefangenen, sympathischen Art immer wieder das Leben neu lehrt.Seit Jahren schreibt Lily Brett an dieser jüdischen Familiensaga, deren Figuren bereits vertraut sind und wohl auch deutlich eine biografische Marmorierung erkennen lassen. Bekannt ist, dass Bretts Eltern im Ghetto von Lodz heirateten und nach ihrer Befreiung aus Auschwitz nach Australien emigrierten. Fäden aus
Barbara Hundeggers lyrischer Reisebericht.Rom hat seit Goethes Römischen Elegien nichts von seiner "literarischen" Anziehungskraft eingebüßt. Auch die italienische Reise der in Innsbruck lebenden Autorin Barbara Hundegger führt nach Rom. Allerdings steckt in diesem Band alles andere als der klassische Lobpreis antiker Schönheiten. Denn der Titel ihres neuen Gedichtbandes, der das alte Zitat "Neapel sehen und sterben" evoziert, macht zunächst einmal stutzig. Hier wird nämlich das, was fehlt, sanft mitschwingendes Thema dieser Lyrik, indem sich der inhaltliche Fokus mit dem Sterben des
"Zwei Leben und ein Tag" von Anna Mitgutsch: ein feinsinniger Roman über Liebe, Schuld und Fremdheit.Der Hudson River als Ort des Gemeinsamen. Dieses mächtige Gemälde, schlammgrau, dann wieder mit geriffelter Oberfläche, spinnwebenleicht gemustert, bis sich die riesigen Wassermassen in ihrem weiten Bett langsam zum Meer hin öffnen und mit dem Atlantik vermischen. Die Sehnsüchte und Gedanken der Romanfiguren kehren oft zu diesem Fluss zurück, der sich fremd zeigt, weil er auf der Durchreise ist. Entlang seiner steinigen und bewaldeten Ufer blühen die Erinnerungen, er ist "Elixier" und
Ilma Rakusa schreibt in ihrem Prosaband "Durch Schnee" über Reisen, Beziehungen und Erinnerungen.Es gibt den Kopfknast, ... es gibt das Fehlen. Noch immer ist mir das Kissen ein Halt. Mutter nicht da, die Schienen führen durch den Traum, aber lang." Angst - pantherschnell und obsessiv, fest verknotet mit Erinnerungen und deren Bewältigung - ist eines von vielen Themen in Ilma Rakusas neuem Prosaband "Durch Schnee." Bereits dieser kleine Ausschnitt zeigt, dass diese Erzählungen nicht leichtfertig zu lesen sind, vielmehr setzen sie Genauigkeit voraus, um sich vom dahinter Verborgenen nicht
Andrea Winklers literarisches Debüt "Arme Närrchen".Andrea Winkler gilt als literarische Neuentdeckung. Zumindest hat es ihr Debütband Arme Närrchen gleich nach seinem Erscheinen in die persönlichen Bestenlisten zahlreicher renommierter Literaturkritiker/innen geschafft.Arme Närrchen ist kein gewöhnliches Buch. Vielmehr handelt es sich hier um 19 Selbstgespräche stark reflexiver Art, die durch ihre zahlreich ausgelegten intertextuellen Fährten eine dichte Mehrdimensionalität erreichen. Es sind durchwegs Texte ohne Plot, die stattdessen von der Verschlungenheit des Denkens und der
In Elfriede Gerstls "Mein papierener Garten" blüht und wuchert es, dass es eine wahre Lesefreude ist.Es ist ein Garten ganz anderer Art, der der neuen Lyrik Elfriede Gerstls den Titel "Ein papierener Garten" gibt. Und wer Gerstl kennt, weiß, dass man sich auf besondere Einfälle freuen darf. Ihr Garten ist ein urbaner mit Hang zum Wildwuchs, der - man kann es sich blühend vorstellen - in ihrer Wiener Wohnung wächst. In ihm wird großzügig geerntet und vor allem genossen. Statt Paradeiser und Radieschen sind es Buchstaben in Form von Sätzen und Gedichtzeilen, deren Urheber Wittgenstein
Rüdiger Görners Lyrikband spielt feinsinnig Licht-und Dunkelsaiten des Lebens.Rüdiger Görner schreibt nicht nur Lyrik, sondern beschreibt sie auch - als Kritiker und Literaturwissenschaftler. Das merkt man seinen Gedichten an. Denn selten stößt man auf so durchkomponierte klare Strukturen, metaphorische Dichtheit und Konzentration. Seinem Lyrikband "Herzsplitter" ist ein elegischer, ja manchmal auch melancholischer Grundton eigen. Schlüsselwörter wie Schatten, Schweigen, Mond, Traumgewächs oder Licht fungieren - fest eingespannt in das Kontinuum Zeit - als Synapsen für den poetischen
Paul Ingendaays Roman über Freundschaften, Prägungen und die Suche nach Wahrheit aus der Sicht eines heranwachsenden Internatszöglings.Was darf man von einem Buch über ein katholisches Internat erwarten? Einen literarischen Aufguss? Ein Versinken in bloßer Schwarz-Weiß-Malerei? Noch dazu, wenn darin der Hinweis untergebracht wird, Ähnlichkeiten mit Orten und lebenden bzw. toten Personen würden dem Prinzip reiner Zufälligkeit unterliegen. Der deutsche Autor Paul Ingendaay, der als Kulturkorrespondent der FAZ in Madrid lebt, hat in einem Text über die Entstehung dieses Buches Kritikern
Eugenie Kain reißt in ihrer neuen Erzählung eine Trauerlandschaft auf.Gibt es untrügliche Zeichen für das Sterben? Wenn es mit dem Leben eines Menschen zu Ende geht, kniet bei den Arabern, so heißt es in der Überlieferung, ein schwarzes Kamel vor der Haustür nieder. In unseren Breiten erzählt man, dass sich nachts mit durchdringendem Schrei der Steinkauz meldet, um den Tod anzukündigen.Aber in Eugenie Kains Flüsterliedern ist kein Kamel da, kein Kauz, wohl aber ein lächerlicher Traum und ein Rabe und außer einer schlimmen Krankheit nichts, was sie, eine namenlose Frau, unmittelbar
Norbert Mayer kreuzt sprachspielerisch durch lyrische Räume.wenn / die welten näher kommen / schwärmen leicht gedanken aus", heißt es im Lyrikband des Vorarlberger Autors Norbert Mayer, in dem das Wort knisternd kracht und locker auseinander gefallen wieder neu zusammenwächst. Hier ist es in besonderer Weise Material für ungewöhnliche Sinnbewegungen und semantische Knoten.Mayers Lyrik ist knapp, innovativ, aber auch spröd, sie regt zum Nachdenken und Spurensuchen an. Denn in diesen zwölf Minizyklen manifestieren sich allerhand antike, literarische und biblisch-sakrale Furchen. Um
Franzobel erzählt von Nazidadaisten, gefährlichen Verlockungen und Argentinien.Ein lächerliches Skelett aus Tulpitz-Knochen und jede Menge Nazienergieextrakte, krachendes orgiastisches Treiben in Olavarría, ein argentinischer Hilfsinspektor samt selbst modellierter Hackfleischgemahlin - an skurrilen Einfällen mangelt es in Franzobels neuer Wunderkammer der Exzentrik wahrlich nicht!Die "Lusthausschen" Querfäden nach Südamerika haben sich diesmal zu einem ordentlichen, argentinischen Handlungsstrang verschweißt, in den einzelne historische Ereignisse des 20. Jahrhunderts rückstichartig
Friederike Mayröcker malt in ihrem Buch "Und ich schüttelte einen Liebling" Spuren der Erinnerung.Jedes Buch Friederike Mayröckers, das man in den Händen hält, birgt etwas Besonderes. Das haben ihre Texte bereits über Jahre hinweg bestätigt. Und dennoch staunt man immer wieder neu, welch "Fingerwerk", das sie neuerdings ein figurales nennt, sie aus der Sprache zu schütteln imstande ist.Mayröckers Schreiben ist gewissermaßen ein Protokoll der eigenen Existenz, weil es ins Leben gewachsen und in ihr Sein ganz integriert ist. Es greift zu kurz, dies mit äußeren sichtbaren Zeichen
36 Autorinnen und Autoren stellen Material und Kommentar zu einem ihrer Gedichte für eine Anthologie zur Verfügung.Nicht selten stellt sich beim Lesen von Lyrik die Frage, welcher Erfahrungsraum dem Gedicht wohl vorausgegangen ist. Welchem Boden ist es entwachsen, welches Sujet hat die kunstvoll gewachsene Metapher gezeugt?Schon immer hat die Reflexion literaturwissenschaftlicher Methoden auch den Entstehungsprozess eines Textes und das Phänomen der Autordimension beleuchtet. Goethe hat nie lange herumgefackelt und in "Dichtung und Wahrheit" bereitwillig Einblick in diverse
Andreas Thalmayr widmet sich dem reich bestellten Feld der deutschen Sprache.Z uletzt hat Andreas Thalmayr alias Hans Magnus Enzensberger gestressten jugendlichen Lesern mit seinem Band "Lyrik nervt" erste Hilfe geboten. In seinem jüngsten Buch wendet er sich an Deutsche, Österreicher, Schweizer, ein wenig aber auch an andere Aus- und Inländer, selbst wenn sie am Cover nur mehr klein gedruckt lesbar sind. Heraus mit der Sprache. Ein bisschen Deutsch riecht nach Grammatik, will es aber ganz und gar nicht sein. Stattdessen zeigt sich hier ein poeta doctus, der mit einem rhetorischen
Lisa Mayer wandelt mit ihren Gedichten abseits alltäglicher Sprachpfade.Sechs Jahre nach ihrem ersten Lyrikband tritt die Salzburger Autorin Lisa Mayer wieder mit einer Buchpublikation an die Öffentlichkeit. Dieser Zeitraum verwundert nicht, wenn man Mayers glatt komponierte Lyrik kennt. Hier plätschert nichts dahin und es gerinnt fast nichts an der Oberfläche. Mayer hat auch kein Faible für experimentelle Versuchsanordnungen oder aufgeblähte Empfindungslyrik, ihre Gedichte funktionieren vielmehr auf einer vielstimmigen lyrischen Basis.Kühne BildspracheNach Veröffentlichungen in
Reinhold Aumaier präsentiert eine wahre Augenausfischerei.Das jüngste Buch des oberösterreichischen Autors Reinhold Aumaier ist kein gewöhnliches. Es widersetzt sich schlicht und einfach jeglicher herkömmlichen Rezeption.Zunächst einmal stolpert man als Leser über den leicht irritierenden Titel "Augenausfischerei", der jedoch zugleich die erste Fährte in den Text legt. Der ausgetauschte Buchstabe löst zumindest ein zweimaliges Hinschauen aus. Fest steht auch, dass man hier keinen leidenschaftlichen Geschichtenerzähler vor sich hat. Hier wird nicht fabuliert, dass es eine Freude ist,
Brigitte Oleschinskis Gedichte präsentieren sich als Reise in fremde Kulturräume.P oesie in die Textlandschaft gegossen, kraftvoll, zart, hingehaucht und zur Metapher geflochten. So schreibt Brigitte Oleschinski, die 1955 in Köln geborene Lyrikern, die am 14. 11. in Wien den Erich-Fried-Preis erhält.Ihr neuer Gedichtband "Geisterströmung" führt in andere Kulturräume und zieht mit schlafwandlerischer Sicherheit fort auf Traumspuren in eine Welt, in der die Rede ist von "ältester Stille" und "Vorzeitgeräuschen". Oleschinski legt diese Lyrik als Reise an. Dabei verdichtet und
Der Vorarlberger Autor Wolfgang Hermann schreibt über die verschiedenen Gesichter des Urbanen.H err Fujita ist Hausmeister und höflich. Wenn man sich dem Lift in seinem Hause voll bepackt nähert, eilt er herbei, hält die Lifttüre auf, drückt den Knopf und verbeugt sich tief. Sehr tief, solange bis man dem Blick entschwunden ist und er eine Grimasse ziehen darf.Was bleibt, wenn einer in die Fremde zieht? Der Vorarlberger Autor Wolfgang Hermann ist viel herumgekommen. Einige Zeit arbeitete er auch als Lektor an der Sophia-Universität in Tokyo. In seinem Fährtenbuch über Japan bündelt
Gerhard Ruiss' Sprachsortiment.Der Titel dieses Bandes - 2nd happy shop - lässt wohl kaum auf den Inhalt eines Buches schließen. Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autoren und Autorinnen und multiprofessioneller Künstler, gibt in seinem Vorwort jedoch gleich Einblick in sein "Sortiment". Da lesen wir zunächst einmal von der Bedeutung des Glücks für den Menschen in all seinen Ausprägungen. Irgendwann einmal im Leben versucht schließlich jeder etwas davon abzuzwacken, vom "heimlichen, stillen oder leisen Glück". Und dann gibt es noch den berühmten Glücksgriff und den oft
Schritte durch Möglichkeiten, Sehnsüchte und Tränen, Glück und Verletzung. Dass Gefühlskonzentrate und das reflexive Einsinken in das Phänomen der Zeit inhaltlich seit jeher auch eine besondere Sache der Lyrik sind, lässt sich nicht leugnen. Wenn Robert Streibel in seinem ersten Gedichtband gerne an Schnittstellen emotionaler Tangenten verweilt und das Räderwerk der Zeit in seine Texte legt, so folgt er gewissermaßen einer Tradition. Streibel schweift viel in Seelengegenden umher, verrührt das Herz tränenfein zu "Sonnenglanzbegräbnis" und heller "Tautropfenmusik". Dabei bleiben
Der Gottfried-Keller-Preisträger Klaus Merz schreibt über die unerschöpfliche Stadt Venedig.Eiskalte Bora und Möwengeschrei. Der Lagunenwellenschlag scheint sich sogar ins Innere der Markuskirche fortzupflanzen. Oder liegt gar dumpfe Lethargie über der alten Stadt, wie Gaston Salvatore sie diagnostiziert? "Schwindlig schwer ragen die alten Paläste in jeden neuen Tag hinein und ins feuchte Erdreich hinab."Der Schweizer Schriftsteller Klaus Merz, der für sein Gesamtwerk gerade den Gottfried-Keller-Preis erhalten hat, präsentiert in seinem jüngsten Buch "Löwen Löwen" literarische
Anna Mitgutsch erzählt die Geschichte einer jüdischen Familie. Ihr Roman "Familienfest" geht zu den Wurzeln und sucht nach Identität.Der Beginn verströmt bereits einen Hauch von Abschied. Noch einmal Pessach feiern wie früher und den "Strom der Familiengeschichte" anwachsen lassen. Zusammengefaltet in der Fülle verstrichener und versunkener Zeit entblättert sich langsam ein dichtes Erinnerungsgebirge, das sukzessive durchwandert wird. Dazwischen wölbt sich, rollt und wuchert das Leben. Familien verästeln und verzahnen sich, werden Teil eines riesigen Stammbaums, an dessen Anfang der
Die Erzählungen Bettina Balàkas laden in Wahrnehmungsräume von Frauen ein.Ich wurzle ... nicht, ich habe keine befestigten Plätze", sagt Barbara, eine der Protagonistinnen aus Bettina Balàkas jüngstem Erzählband. Wer kann das schon so leicht von sich behaupten? Was für die Lebenssituation dieser Figur gilt, trifft auf der Ebene des Schreibens für Balàka selbst zu. Bislang hat sie sich nie auf nur einem Genregleis bewegt, sondern neben Lyrik, Roman und Erzählungen auch Theaterstücke und einen Essay geschrieben. Zuletzt sind in kurzem Abstand ihre Gedichte "Dissoziationen" und der
Drei Erzählungen des Schweizer Autors Klaus Merz.Eine gesichtslose Umarmung in Rot-Schwarz, in den Hintergrund ihrer farblichen Schattierungen gebettet. Sogar das Umschlagbild passt perfekt zum Sujet, das der Schweizer Autor Klaus Merz in seinem neuen Erzählband "Adams Kostüm" konturiert. Im Mittelpunkt seiner drei Erzählungen stehen Beziehungen, ins Dasein geflochtene emotionale Partituren, die vor der Kulisse des Alltags, des Aus- und Aufbruchs zu vibrieren beginnen. Was vielleicht alltäglich klingt, wächst sich bei Merz zu einer wunderbar subtilen Variation des Themas aus. Facetten im
Ohne seine silberne Flöte wäre es um Arthur geschehen.Arthur hat eine silberne Flöte und ein Problem mit seiner strengen und herrschsüchtigen Schwester Ada, unter der er seit dem Tod der Mutter besonders zu leiden hat. Tagsüber streunt Arthur gerne im Stadtwald herum, stößt auf Brombeerranken und Geheimes, in das er sich Schritt für Schritt verstrickt.Elfriede Kern ist ihrem thematischen Terrain auch in ihrem neuen Roman treu geblieben. Bereits in ihrem letzten Buch "Kopfstücke" bewegte sie sich entlang den Spiegelungen einer abgrundtiefen Welt. Wo das Böse und Geheimnisvolle lauert
Ingeborg Bachmann: Weder Mythos-Verteidiger noch Fassaden-Demolierer haben das letzte Wort.New York Anfang der siebziger Jahre. Ingeborg Bachmann liest im großen Saal des Goethe-Hauses. Kaum zu sehen hinter einer dichten dunklen Masse. Heute hat Peter Demetz nur mehr eine vage Erinnerung an damals. Ihr schwarzes Pagenkleid.Unnahbar, schillernd. Und immer eine Persönlichkeit. Eine Frau mit Aura, die über ihre Texte hinaus auch in der literarischen Öffentlichkeit eine ungewöhnliche Rolle spielte. Zu ihrem 75. Geburtstag, den sie heuer begangen hätte, ist nun ein neues Bachmann-Buch
Barbara Frischmuth entwirft ein interessantes Arrangement von
entwurzelter altorientalischer Kultur, liberaler islamischer
Geistigkeit der Aleviten und aktueller Zeitdiagnose.
Staatenlos. Kind. Geboren in Wien." Das Gefühl, „unstet und flüchtig zu sein, nirgends hinzugehören", Erfahrungen der Exilnöte von 1939, spiegeln sich im Fremden-paß dieses jüdischen Kindes hautnah wider. Das Dokument eröffnet den Exponatreigen einer Ausstellung im Wiener Literaturhaus, die einen wichtigen Schritt zur Spurensuche nach blinden Flecken verdrängter Geschichte setzt.Ein Teil der Emigranten, darunter viele Frauen, zeigte im Kampf um das physische und psychische Überleben Flexibilität im Broterwerb. Man begann Kinder- und Jugendbücher zu schreiben und zu
Die Wunde Heine beginnt zu vernarben, schief", meint Heiner Müller einmal und umreißt damit treffend die Ambivalenz, mit der man diesem außergewöhnlichen Schriftsteller lange Zeit begeg nete. Bissiger Spott, freche Bonmots und pamphletische Töne gehörten zu den Ingredienzen seines Werkes; er war Provokateur, rotes Tuch für die Zensur, vieles konnte zunächst überhaupt nur in „verstümmelter Gestalt" veröffentlicht werden.„Geboren zu Ende des skeptischen achtzehnten Jahrhunderts" in Düs seldorf- am 13. Dezember 1797, vor genau 200 Jahren- als Sohn einer jüdischen
Eine Alpenblume, kitschig geschwungene Buchstaben auf Karbkarton und das Foto einer jungen Frau (der Autorin?), so präsentiert Marlene Streeruwitz dem Leser optisch ihre neue Minitrilogie. Die äußere Aufmachung, kann wohl kaum die latente Nähe zum Schundroman verbergen, obgleich die Autorin keine gewöhnliche Parodie bieten will.Nach den „Verführungen" ist „Lisa's Liebe" bereits die zweite Prosapublikation der früher vorwiegend als Dramatikerin und Regisseurin arbeitenden Schriftstellerin. Sie ist relativ spät an die Öffentlichkeit getreten, hat sich aber bald den Nimbus
Lektüregeschwängerte Luft durchzog in der letzten Woche die hehren Säle des Wiener Rathauses. In durchaus edlem Ambiente präsentierte man in offenen Kojen Ausgewähltes aus dem Spektrum diesjähriger Herbstnovitäten: von der neuen Artmann-Ausgabe bis zu Stifter-Texten, vom Buch über die Kaffeehauskultur bis zur Esoterik, Wissenschaft und Religion war vieles vertreten: Rares, Restseller, schöne Editionen ... Bibliophile konnten vor oft unbetreuten Ständen ungestörtem Schmökern und Stöbern frönen.Kindern gehörte eine separate Schau; eine nicht sonderlich ansprechende, dennoch stark
In Ägypten sollen menschliche Skelette ausgegraben worden sein, in deren Schädeln die Archäologen eigenartige Trepanationen entdeckten. Diese Öffnungen, möglicherweise Hinweise auf kultische Handlungen, wurden aus ungeklärten Gründen vorgenommen. Waren es bewußtseinserweiternde Praktiken - oder medizinisch indizierte Eingriffe?Irgendwo habe sie davon gelesen, sie wisse nicht mehr, wo. Elfriede Kern inspirierte dieser seltsame Lektüreimpuls zu ihrem neuen Roman „Kopfstücke”, der im Herbst im Residenz-Verlag und zuvor in einem kurzen Vorabdruck in den „manu-skripten” erschienen