DER MANTEL UND ANDERE ERZÄHLUNGEN. Von N. W. Gogol. Verlag Kremayr & Scheriau, lic. Donauland Wien, 512 Seiten. — MEISTERNOVELLEN. Von Stendhal. Carl Schünemann Verlag, Bremen, DM 17.80. 460 Seiten. — DAS TEUFELSMOOR. DIE KLEINE FADETTE. Von George Sand. Verlag Schünemann. 352 Seiten, DM 14.80. — RHEINSBERG. Von Kurt Tucholsky. Rowohlt. 178 Seiten.Es kann kein Zufall sein, daß sich in einer untermittelgroßen Privatbücherei wie der des Rezensenten gleich fünf Liebhaber- und Sammelausgaben mit Gogols „Mantel“ (mit Abstand auch „Die Nase“) finden. Er ist so etwas wie ein
Der vierte der fünf vorgesehenen Bände von Hennings' kulturpolitischer Ablichtung der Abenddämmerung der österreichisch-ungarischen Monarchie und ihres Mythos gewordenen Herrschers trägt den anzüglichen Untertitel: „Ich ärgere mich immer, wenn ich Ihre Gedenkschriften lese“ — Worte Kaiser Franz Josephs zu dem Generalstabschef Feldmarschall Conrad. Blitzartig erhellen sie den Horizont und sein Wetterleuchten, das dem Untergang voranging. Hie der friedensliebende, vertrags-(Dreibund-)treue Kaiser und sein rechter Arm: Minister des Äußeren Graf Aehrental — hie der verbissene Reformer Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand und sein Protektionskind Conrad v. Hötzendorf.
NATIONALSOZIALISTISCHE FILMPOLITIK. Eine soziologische Untersuchung über die Spielfilme des Dritten Reiches. Von Dr. Gerd Albrecht. Ferdinand-Enke-Ver-lag, Stuttgart. 116 Tabellen, XI und 562 Seiten. DM 69.—.Für das kritische Verständnis der Filmproduktion im Dritten Reich bringt die Nachkriegsgeneration nicht nur die Kenntnis umfangreicher (hier zumeist schon ausführlich gewürdigter) Literatur, sondern auch die heute noch mögliche Bekanntschaft mit den sogenannten „Überläufern“, das sind Filme aus der Zeit von 1945 („gereinigten“ oder unverfänglichen), mit — so ist
DICHTER ÜBER IHRE DICHTUNGEN: Friedrich Schiller (I. Bd. 986 Seiten). Gottfried Keller (618 Seiten). Gottfried Benn (367 Seiten). Ernst Heimeran. Verlag München. — S c Hill er auf der deutschen Bühne seiner Zeit. Von Gertrud Rudioff -Hille. 456 Seiten. Aufbau-Verlag Berlin und Weimar. — Theodor Fontane /Sämtliche Werke. Bd. XIII a, 192 Seiten. Bd. XXIII/1. 622 Seiten. Nymphenburger Verlagsbuchhandlung. y„Briefe und sonstige Zeugnisse, in denen der Dichter sein Werk bespiegelt, sind Spiegel, auch insofern sie das Verhältnis des dichterischen Werkes zur eigenen Zeit, zur privaten und
GESCHICHTE DES ÖSTERREICHISCHEN FILMS. Von Walter Fritz. Bergland-Verlag, Wien. 306 Seiten. — MEIN WEG ZUM FILM. Von Serge M. Eisenstein. Sonderausgabe im Verlag der Arche, Zürich. 224 Seiten. sFr. 9.80.Zum 75. Geburtstag des Weltfüms legt ein Österreicher erstmals die trotz dem augenb'xklichen Scheintod aller Ehren volle Geschichte unseres heimischen Films vor. Das Werk ist der Sucus aus einer Dissertation, zwei kompendiösen Filmkatalogen und zahlreichen Einzelveröffentlichungen des Autors — mit einem Wort: hier ist ganze Arbeit getan worden, die auf Jahre hinaus gültig sein
ALEXANDER VON HUMBOLDT: WERK UND WELTGELTUNG. Hg. von Heinrich Pfeiffer. R. Piper I München. 509 Seiten mit 15 farbigen und 66 schwarzweißen Abbildungen. DM 38.—.Unverdient steht bis heute der deutsche Naturforscher, Begründer der Tier- un'' Pflanzengeographie und einer Klimalehre sowie Schöpfer der physikalischen Erdbeschreibung, Weltreisende und Organisator, Millionär und Mäzen Alexander von Humboldt (1769—1859) im Schatten seines älteren Bruders Wilhelm, Staatsmannes und Sprachforschers, dem wir u. a. das neuhumanistische Gymnasium verdanken. Dabei war Alexander v. Humboldt einer
„IM PROTOKOLL NICHT VORGESEHEN.“ Von Fritz Bock. Verlag Herold, Wien-München. 120 Seiten. S 64.—.März 1957. Staatsbesuch Mikojans in Wien. Die Luft ist elektrisch aufgeladen: Der ungarische Aufstand und unsere „Caritas“, noch dazu ein Grenzzwischenfall, bei dem jüngst ein russischer Soldat erschossen wurde! Im Kongreßsaal des Bundes-kanzleramtes legt denn auch Miko-jan gleich los. Eine Stunde lang blitzt und donnert es. Dann eisige Stille, in die Julius Raabs klassische Worte fallen: „Aber Herr Ministerpräsident, was Sie da gesagt haben, das sind ja alles nur läßliche
KULTURGESCHICHTE DES HELLENISMUS. Von Carl Schneider. C. H. Beck, München und Berlin.1. Band: XXXI, 977 Seiten. DM 74.—.2. Band: VIII, 180 Seiten. DM 98.—. GRIECHISCHE MYTHOLOGIE. Von Herbert J. Rose. Verlag wie oben. 442 Seiten. DM 19.80.Unser neu erwachtes Interesse an dem Hellenismus deckt eine Verwandtschaft unserer heutigen Kultur mit dem das klassische Erbe differenzierenden, farbigen und weltweit werdenden und wirkenden Hellenismus dar. Wir verdanken diesem Gleichklang, dieser Renaissance unter anderem dieses staunenswerte, wohl auf Jahrzehnte hinaus gütige Werk C. Schneiders, der
Ein treffsicherer Ausdruck für den Stil der kultur- und lokalgeschichtlichen Bücher von Fred Hennings, der Bestseller des Herold- Verlages, muß noch gefunden werden. Essays ist zu schwer, Plaudereien zu leicht — schon wegen des emsigen Quellenstudiums.
VOLTAIRE. Sämtliche Romane und Erzählungen. Winkler-Verlag, München. 800 Seiten. DM 26.80,Wer die Werke des Franęois-Marie Arouet (1694 bis 1778), der sich durch eine anagrammatische Spielerei ab 1718 Voltaire nannte, heute, im Zeitalter der „zweiten Aufklärung“, in die Hand nimmt (discipulus absolutes: sämtliche Werke indiziert!), dem springen zwei Dinge in die Augen:ein nur mühsam unterdrückter Haß gegen Christentum und Kirche und vice versa ein entschiedener Deismus (die Religion der Aufklärung!) des sonst naturwissenschaftlichen Deterministen — ein Deismus, der ihn einmal
DER DOM. Vof, Gertrud von l e Fort. Ehrenwirth-Verlag, München. 56 Seiten. DM 7.80.Dies ist die Geschichte des Kindes Angelika: Durch den Tod der Mutter ist es Vollwaise geworden und gerät in die Zwangsjacke liebevoller verwandtschaftlicher Betreuung durch eine vom Protestantismus zum Katholizismus konvertierte fleißig fromme, aber religiös unduldsame Tante und ihren scheinbar glaubenslosen Gatten. In Wahrheit hat Onkel Harro, verbittert durch die Spaltung des Glaubens in fein säuberlich getrennte Kirchen, einen Panzer von Skepsis und Spott um sein blutendes Herz gezogen. Durch diesen
Nun haben wir, worum wir das Ausland immer schon beneidet haben, auch in Österreich: einen großräumigen Uberblick über den Nachkriegsfilm mit präzisen „filrnigraphi-sohen“ Angaben und einer souveränen Beurteilung eines jeden einzelnen Films.Unter dem Titel „20 Jahre Film, 1948—1968, 3467 Filme im Spiegel katholischer Filmkritik“ hat die Katholische Filmkomtrüssion für Österreich ein Handbuch herausgegeben, das neben Geseks Filmlexikon zum Brauchbarsten und Bedeutendsten unserer heimischen Nach-kriegs-Filmliteratur zählt. Die angeführten Filme, über ein Drittel des
Friedrich Funder starb zu Pfingsten, im Morgengrauen des 19. Mai 1959, also vor zehn Jahren. An seinem Grabe trauerten Freunde und Mitarbeiter und senkten die erbittertsten noch lebenden politischen Gegner den Degen. War er tot? „Sag nicht, daß die Guten sterben“, meinten die alten Griechen.
DER MONS1GNORE UND DER STANDARTENFÜHRER. Von J. P. Gallagher. Verlag Styria. 229 Seiten, 12 Bilder. S 118.—.Wer war Hugh Joseph O'Flaherty? Er wurde 1898 in Irland geboren und hungerte sich zum Priesterstudium hinauf. Nach wechselvollen Schicksalen landete er 1938 als Scrittore, später als Protonotar in dem damaligen Heüigen Offizium, der heutigen Kongregation für die Glaubenslehre. Er war ein fröhlicher Mensch in ernsten Zeiten, 1,88 Meter groß, dreifacher Doktor, Golfchampion und Boxer. Sein Lebenswerk war die Rettung tausender Kriegsgefangener und Juden, die er den Fängen des
HERDER UND DIE DEUTSCHE AUFKLÄRUNG. Von Emil Adler. Aus dem Polnischen von Irena Fischer. Europa-Verlag Wien-Frankfurt-Zürich, 402 Seiten, 8 185.—. — STUDIEN ZUR DICHTUNG DES ABSOLUTEN. Von Bernhard Böschenstein.
Zur selben Zeit (480 vor Christus), da Leonidas mit seinen Dreihundert in den Thermopylen der Übermacht der Perser erlag, feierten die Griechen in Olympia ungerührt ihre 75. Spiele. Dem davon stark beeindruckten persischen Feldherrn Mardonios erzählten arkadische Überläufer, daß die Sieger nur Kränze aus Ölzweigen erhielten. Darauf ein Perser: „O weh, Mardonios, gegen was für Leute führst du uns ins Feld, die bei ihren Spielen nicht um Gold, sondern um die Ehre kämpfen.“Man muß es den 7500 Sportlern bei den seit 1896 durch Coubertin erneuerten Olympischen Sommerspielen in
FONTANE. Wejfke. Jubiläumsausgabe in drei Bänden. Herausgegeben von Kurt Schreinert. Nymphenburger Verlagsbuchhandlung München, 1968. 1105 und 1036 und 1184 Seiten. Zirka DM 138.—.
Die Kriminalgeschichte ist nicht eine Erfindung des Films, des Rundfunks oder Fernsehens, obwohl sie gerade in der Filmgeschichte vielfach als der Urtyp des Films, ja als der Film schlechthin hingestellt wird. Diese Annahme aber verböte schon die grundsätzliche Denkfaulheit des Films, der sich in seiner Stoffwahl häufig an mehr oder minder Literarisches (oder auch nur Gedrucktes) anlehnt.In modernen Lexika, etwa Herders Weltliteraturlexikon, hat die Kriminalgeschichte, im Filmjargon kurz Krimi genannt, ihr eigenes Stichwört. Man kann sie literarisch allerdings — und das ist das erste
Ein Wurm kriecht durch die Welt.Er droht eine Idee auszuhöhlen, die bei aller Romantik eine der realsten Begegnungen der verfein- detsten Völker und Nationen unserer Tage ist: die vor 72 Jahren durch den französischen Baron Pierre de Coubertin wiedererweckten Olympischen Spiele. Es ist nicht so sehr der von dem derzeitigen IOC-Präsi- denten Brundage so sehr bekämpfte Scheinprofessionalismus, sondern der schon im vorigen Jahrhundert wütende, heute mehr denn je grassierende Nationalismus.Doch wollen wir nicht selber in den angeprangerten Fehler verfallen und vorerst die Arbeit der tausende
Es ist wieder einmal soweit. Der Kampf der Wagen und Gesänge, die X. Olympischen Winterspiele in und bei Grenoble, sind im Gang. Die Herzen der Sportfreunde schlagen höher, Fernsehen und Rundfunk feiern Hoch-Zeit.Schatten fallen diesmal auf ein Spiel, ein Fest, das nach dem Wunsch und Willen seines Gründers dem Frieden und der Freundschaft der Völker dienen soll.Wir meinen nicht das erbitterte Duell zwischen Österreichern, Franzosen und Schweizern bei den alpinen Bewerben in Chamrousse, das in irgendeiner Form so alt ist wie die Spiele, sondern die ungewöhnlich scharfe Art, mit der der
THEODOR FONTANE. Schriften und Glossen zur europäischen Literatur. Band II. Herausgegeben von Werner Weber. Artemis-Verlag, Zürich-Stuttgart. 604 Seiten. sFr. 43.— — DER FRÜHE FONTANE (1340 bis 1360). Politik, Poesie, Geschichte. Von Helmuth Nürnberger. Christian-Wegner-Verlag, Hamburg. 442 Seiten. S 259.—. — CAUSERIEN ÜBER THEATER. Von Theodor Fontane. Band XXII/3. Nymphenburger Verlagsbuchhandlung, München. 773 Seiten. DM 48.—. — EDUARD MÖRIKE. Von Gerhard Störs. Ernst-Klett- Verlag, Stuttgart. 408 Seiten.
Mitten hinein in das Gewölk der Granateneinschläge von Vietnam fällt der berühmte „Silberstreifen am Horizont“, den Reichskanzler Stresemann in seiner Parteitagsrede am 17. Februar 1924 zu sehen geglaubt hat. Die Lage war damals in Deutschland so verworren wie heute in Vietnam.Der Silberstreif, den man (mit allen Vorbehalten) diesmal zu sehen meint, ist ein doppelter Weg Hanois, der möglicherweise den Amerikanern das geforderte „Zeichen guten Willens“ geben soll: Einmal soll der nordvietnamesische Gesandte in Djakarta die Bereitwilligkeit Indonesiens, zu vermitteln, sondiert
BESCHREIBUNG GRIECHENLANDS. Von Pausanias. Übersetzung: Ernst Meyer. 776 Seiten, sFr. 48.—. — CHRISTLICHER PLATONISMUS. Von Marius Victorlnu. Ubersetzung: Pierre H a d o t und Ursula B r e n k e. 464 Seiten, sFr. 43.—. — AUTOBIOGRAPHISCHE SCHRIFTEN. Von IIb-n i o s. Ubersetzung: Peter Wolf. 464 Seiten. sFr. 25.80. — Sämtliche: Artemis-Verlag, Zürich-Stuttgart. — TEXTE ZUR ANTIKE / VON PLATON BIS HEISENBERG. Herausgegeben von Otto L e g e w 1 e, Hubert Lenzen und Josef Reiner Zinken. Herder-Bucherei 290.Pausanias' gedankliche Untiefe und saloppe Sprache gleichen vielfach denen
Wenn es dem franco-kanadischen Theologieprofessor Hamman darum zu tun war, Oktavanern und Alumnen das leichte Gruseln abzugewöhnen, das sie beim Stichwort „Patri-stik“ empfinden, so ist ihm das, wahrhaftig, in dieser seiner „kleinen Einführung“ in das Leben und Werk dieser mit Gott und Teufel (den früheren Häresien) ringenden, tapferen, oft sehr menschlichen, dann wieder Blut und Leben hingebenden schreibenden Bischöfen, Priestern und Gelehrten vom 2. bis ins 5. (lateinische und griechische) Jahrhundert gelungen. Denn von Essays wie über Origines, Tertullian, Ambrosius,
In der vergangenen Sportsaison ist ein Ereignis nicht genug gewürdigt worden, das man als sinnvolle Ouvertüre zu den nächstjährigen Olympischen Spielen in Grenoble und Mexiko-City ansehen kann: das hervorragende Abschneiden unserer Amateurfußballer auf Mailorca, die nach beachtenswerten Zwischenerfolgen in einem hinreißenden Fi-nalkampf über den Favoriten Schottland den Endsieg an sich reißen koninten. Einer der österreichischen Spielmacher, nicht aus Wien, Graz oder Innsbruck, also den Hochburgen unseres Profifußballes, sondern aus — Frauenkirchen im Bur-gentond, meinte dazu, er
Vor etwa 35 Jahren sprach der geistsprühende Egon Friedeil im Josefstädter Theater in einer Sonntagsmatinee über das süffisant formulierte Thema: „Haben Schiller und Goethe gelebt?“ Seine Antwort war natürlich: Nein! Sie haben bisher nur in den Hirnen der Wäsche-zettelklitterer und in den Angstträumen von Maturanten ein nebuloses Dasein geführt. Aber gelebt, wirklich gelebt und fortgelebt? Mag sein, daß die Gedenkjahre 1959 und 1955 die Schiller-Forschung „belebt“ haben, kurz: Schiller lebt wieder und hat gelebt, zwar nicht eben glücklich, schön und mit wallenden Locken,
Zum ersten Male nach den fetten Jahren tauchen in Österreich nach der Juinistaitistik (wird von der Julisüdflut etwas hängen bleiben?) auf der Urlaubslandkarte weiße Flecken auf, und das nicht bei den Stiefkindern Wien^ Niederösterreich und Burgenland, die befriedigende Resultate melden, sondern bei den Sonntagskindern unseres Urlaubs, die in ihrem Glücksrausch die Preise auf europäische Höhe hinauflizitier-ten und nun über halbleere Hotels und fast leere Privatquartiere klagen: Tirol und Salzburg, Kärnten und Salzkammergut. Der Rückgang reicht stellenweise bis zu 30 Prozent, im
Drehbücherund „Protokolle“, wie die der deutschen „Cinemathek“, sind, so begrüßenswert das Unternehmen an sich ist, ein zweischneidiges Schwert. Sie können — post festum — erhellen, was im Film „dunkel“ geblieben ist, sie können aber auch schonungslos eine geistige Leere aufdecken, die der Film mit den tausend Möglichkeiten seiner Mittelchen und Mätzchen vermogeln konnte.Auch wenn man Jean-Luc Godards „Les Carabiniers“ im Film nicht gesehen hat, wird man das jetzt vorliegende Buch wohl zu den letzteren zählen müssen. Die Geschichte zweier Soldaten, die in den Krieg
Als der alte Zdarsky in der Lilienfelder Gegend auf zwei Brettern und mit einem Stock den Schnee aufwirbelte, ahnte er so wenig wie Coubertin, der Wiedererwecker der Olympiaidee, welche Lawine von sportlichen Tugenden — und Untugenden — er damit auslöste.Natürlich haben sich in dem damals neuen Sport die Alpenländer an die Spitze gesetzt. Wuchs doch der Sport wie noch heute dort mit den Kindern auf, die sich auf Bretteln mit der Schul- oder Einkaufstasche sozusagen auf die Beine machten. Das gebar ganz ungezwungen eine Fülle von Naturtalenten, deren Auslese wie von selber zum Spitzen-
Man möchte Gellerts Fabelverse abwandeln und sagen: „Ja, ja, Skandale müssen sein. Gesetzt, sie wären nicht auf Erden ...“In der Tat hat es Betrugs- und Korruptionsaffären immer und überall gegeben. Aus der Zwischenkriegszeit sind uns unter anderem die Namen der „Europagrößen“ Kreuger und Stawisky und, rund herausgesagt, auch einiger „Eingeborenen“ im Ohr. Und im zweiten Weltkrieg, na ja, Diktaturen pflegen Korruptionsaffären lautlos und unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu liquidieren, einmal weil sie ständig die überspannte Pflicht zur „makellosen Autorität“
DIE ERZÄHLUNGEN. Von Wolfdietrich Schnurre. Walter-Verlag, Olten »nd Freiburg im Breisgau, 1966. 455 Selten, DM 12. 0. — DAS HIMMELBLAUBUCH. Von Michail Sostsehenk». dtv. Nr. 362. S 33.50. — DIE SCHULE DES HOCHMUTS. Von Jean Girandoux. dtv. Nr. 3«1. S 30.10.
EIN PAAR SCHAUFELN ERDE. Von Franz Theodor C s o k o r. Verlag , Albert Langen- Georg Müller, München-Wien 1965. 202 Seiten. Preis Leinen DM 14.80. - GESCHICHTEN. Von Erich Landgrebe. Sigbert-Mohn-Verlag, Gütersloh 1965. Preis Leinen DM 16.80. — NACHTS WEINEN DIE SOLDATEN. Roman von Ana Maria Matute. Deutsch von Doris Deinhard. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1965. 225 Seiten, Preis DM 16.80.Das Jahrhundert der kosmischen Erfindungen, des frühen Atomzeit- alters, der Sozialwohlfahrt, des Films, des Kindes hat man unser 20. genannt; seilten wird es das Jahrhundert der Kriege genannt.
WANN GEHT DER NXCHSTE SCHWAN? Von Walter Sltuk. R.-Piper-Verlag, MUnchen. 352 Seiten. Preis 136.90 S.Wer von uns wußte, daß der Schauspieler Gerasch nach dem ersten Weltkrieg die Habsburger-Juwelen, auf Schauspielerkostümen aufgenäht, in die Schweiz geschmuggelt hat? Daß Vater Slezak nicht nur das geflügelte Wort vom „nächsten Schwan“ in der Oper gesagt hat, sondern auch Wagners klassische Alliteration „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ durch die Verballhornung zu „Winterstrümpfe riechen im Sommer noch“ entblättert hat? Daß ein New Yorker Theaterkritiker, als eine
Die Erscheinung ist nicht neu: Wie die alexandrinische Zeit, gemessen an der athenischen, weniger poetisch-schöpferische als reflektorisch-wissenschaftliche Leistungen hervorgebracht hat, so wird auch die Filmliteratur unserer Zeit, besonders die deutschsprachige, um so reicher und gehaltvoller, je krisenhafter das Filmschaffen selbst ist.Schon die Quantität verblüfft. So tauchen in einer von der jungen, aber sehr rührigen Schweizer Gesellschaft für Filmwissenschaft und Filmrecht herausgegebenen „Internationalen Filmbiographie 1952 bis 196 2“, mit einem Nachtrag bis zum 1. Mai 1963
DIE REISE NACH AMALFI. Hörspiel von Gertrud Fußenegge r. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 86 Seiten. Preis 6.80 DM. - DER TABAKGARTEN. Sechs Geschichten und ein Motto von Gertrud Fußenegger. Deutsche Verlagsan-italt, Stuttgart. 106 Seiten. Preis 4.80 DM.Die Reise nach Amalfi verläuft nicht ganz programmgemäß. Zwei junge Leute, die in Deutschland studierende irische Kochschülerin Cathrin, eine dunkle, sanfte Grüblerin, und ihr Freund Richard, ein cleverer junger Mann des wütend schaffenden deutschen Wunderwestens, wollen im Auto drei Wochen lang ins „irdische Paradies“ Amalfi
Es ist wieder fast durchweg Erfreu liches über den Fortgang der bekannteren Taschenbuchreihen anzuzeigen.In den Exempla Classica bei Fischer erscheint als EC 43 (4.80 DM) Homers „Ilias“ mit einem Nachwort von Uvo Hölscher, interessanterweise in der Stol-bergschen Übertragung, weil die Odyssee in dieser Reihe Voß und die Äneis R. A. Schröder vorbehalten ist. EC 47 (3.60 DM) ist Shakespeares drei repräsentativen Dramengattungen, Geschichtsdrama, Komödie und Tragödie, gewidmet: „Richard III.“, „Liebesleid und -lust“ und „Macbeth“ (Schlegel-Tieck, Nachwort von Wolfgang
Über die Sorgen des Filmalltags erhebt sich in jedem zweiten Jahr, abwechselnd mit der Biennale des religiösen Films, die Internationale Filmwissenschaft-Ii <• h e Woche in Wien, diesmal zum fünften Male, erstmals gemeinsam mit den Schwestergesellschaften Deutschlands und der Schweiz und im Glänze eines Jubiläums: die Veranstalterin, die österreichische Gesellschaft für Filmwissenschaft und Filmwirtschaft, feierte ihren 10. Gebuns-tag. Präsident Dr. Heinz Kindermann konnte bei der feierlichen Eröffnung auf der Universität wie auch bei der Festversammlung im Österreich-Haus
Vielleicht nicht das zutiefst Schöpferische im Film, aber das künstlerische Händwerk ist erlernbar, ja es wird im heutige!} .Film, wie es die Revoluzzer der„Neuen-Welle überdenken verraten, viel zuwenig gelernt.Die Schule für Filmgestaltung und Fernsehen an der Staatlichen Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien tut noch ein übriges. Indem sie den jungen Menschen das Wirtschaftliche, das Technische und die künstlerische Planung (Drehbuch, Produktion, Regie und Schnitt; gleichzeitig lehrt, läßt sie -den kommenden Filmgestalter früh die drei Wurzeln des Films erkennen —
Die wenigen Male, da der ausländische, vornehmlich französische Film nach der abenteuerlichen Story des Herzogs von Reichstadt gegriffen hat, haben wir in Österreich nicht eben glücklich gefunden. Zwar ist dem Film nicht historische Akribie zuzumuten, etwa daß seine Autoren zuvor in-E. v. Wertheimers und O. v. Axt-brys Biographien über den Napoleon-Sohn oder gar in Jean de Bourgoings erst neun Jahre alter Publikation über des Herzogs Mutter Marie-Louise von Österreich blätterten. Trotzdem wären die krassesten romantischen Ausbietungen aus der an sich schon genug romantischen
PFARRERBLOCK 25487. Ein Bericht von Jean Bernard. Herausgegeben von Charles Reinert und Gebhart Stillfried. Verlag Anton Pustet, München, 1962. 172 Seiten. Preis: Leinen 7.80 DM, broschiert 5.80 DM.
Tennessee Williams' „Sommer und Rauch“ (1948, deutsch 1951 unter dem Titel „Der steinerne Engel“) bedeutet — nach „Glasmenagerie“. 1946, und „Endstation Sehnsucht“, 1947, und vor „Camino Real“, 1953 — eine Zwischenstufe im Schaffen des Dichters, besonders in seinen Frauengestalten, die in diesen sieben Jahren deutlich die Abkehr des Autors von Sigmund Freud zu C. G. Jung verraten. Hauptgestalt ist die Tochter eines Predigers, die nicht zufällig Alma (spanisch = Seele) heißt und sich im Laufe der Begebnisse von Gehemmtheit und Puritanismus über Hysterie zum
Aus Frankreich kommen in diesen Tagen zwei Episodenfilme, Thema: „Liebe“ mit Variationen.Der gewichtigere ist der Tanzfilm „C a r-men 6 2“ („Schwarze Trikots“) mit dem berühmten Ehepaar Roland Petit und Zizi Jeanmaire; Maurice Chevalier ist Conferencier. Episode 1, „Die Dia-mantenschluckerin“ (mit Zizi leanmaire), ist die verspielteste, „Cyrano de Bergerac“ (mit Roland Petit und Moira Shearer) die seriöseste, „Trauer in 24 Stunden“ (mit Roland Petit und Cyd Charisse) ein nekkisches Capriccio; den hinreißenden Ausklang bildet „Carmen“ nach Bizet mit Roland Petit.
Nun hat, wie hier schon angekündigt, der Osterhase doch noch sein farbiges Ei in das Wiener Kinoprogramm gelegt. Frank Capra, bekannt durch „Es geschah , in einer Nacht“ und „Mr. Deeds geht in die Stadt“, hat seinen fast 30 Jahre alten Film „Lady für einen Tag“ in ein Märchen von heute verwandelt und es sozialkritisch „Die unteren Zehntausend“ genannt. Obwohl er das Gegenteil versichert, scheint der alte Film in der Erinnerung härter, der neue weicher, liebenswürdiger zu sein. Die Geschichte von der Äpfel-Annie, die ihrer Tochter beideren Besuch unter Assistenz der
In Nr. 7/1961 erschien auf der Filmsonderseite der „Furche“ ein ganzseitiger, illustrierter Bericht unseres schwedischen Korrespondenten über Ingmar Bergmans Film „Die Jungfrauenquell e“. Der Film dürfte schon nächste Woche in Wien anlaufen und hier vermutlich alle Wege zwischen Himmel und Hölle der Beurteilung gehen müssen wie anderswo (eine verdienstvolle Sonderveranstaltung des Verbandes der Filmjournalisten mit Diskussion gab noch vor Ostern den Startschuß dazu). Der Stoff ist eine frei gestaltete mittelalterliche Legende, von der sich Spuren auch in einer Novelle der
Am 28. Februar ist die Frist abgelaufen, innerhalb der die Interessenvertretungen zu dem Grundsatzentwurf der österreichischen Schulgesetze Stellung nehmen konnten. Im Unterrichtsministerium läuft nun in diesen Tagen die Arbeit der fünf Zehnerexpertenausschüsse (für das niedere, mittlere und berufsbildende Schulwesen, für das polytechnische Jahr und für die ökonomisch-administrativen Fragen) und des Redaktionsausschusses (unter dem Vorsitz des Ministers), dem die sprachliche Endfassung des Gesetzes anvertraut ist, auf vollen Touren: Sie soll schon Ende des Monats beendet sein. Das ist
Das Rollenfach der Dame, nicht ganz identisch mit der Salondame der Bühne, ehemals im deutschsprachigen Film mit Lil Dagover, Olga Tschechova, Brigitte Helm, Marte Harell und anderen überreich besetzt, ist lange Zeit verwaist gewesen, bis der Stern der in dunklen Zeiten leuchtend gewordenen Lilli Palmer aufging. Wir verdanken dem letzten Wirken des verstorbenen Wiener Produzenten und Regisseurs Dr. Stöger (Mundus-Film), daß unter der Flagge Rot-Weiß-Rot ein charmanter Film mit ihr und anderer internationaler Besetzung entstand — ein weiterer Beweis für die Mühelosigkeit, mit der Wien
An keinem Brocken würgt die Gesellschaft von heute so sehr wie an der Jugendkriminalität. Sie hat viele Namen, wie sie auch viele Voraussetzungen hat: Erbanlagen, Einflüsse des „dritten Milieus“, fehlende Nestwärme, immer noch Notreaktion und zugleich Wohlstandskriminalität, Erziehungsfehler durch zuviel Güte genauso wie durch allzugroße Strenge. Alles ist richtig, erkannt und erforscht, und doch ist es unendlich schwer, im speziellen Fall den Hebel an der richtigen Stelle anzusetzen.Der Film hat bisher, verführt durch seinen Hang zur Übertreibung oder zur schrecklichen
Die große. Epoche des nordischen Films, die eine Zeitlang die Entwicklung des Films mitbestimmt hat, ist vorbei. Einsam ragt derzeit fast nur die Gestalt des heut 43jährigen schwedischen Regisseurs Ing-mar Bergman hervor, dessen steilen Aufstieg seit 1944 die Filme „Die Hetze“, „Hafenstadt“, „Einen Sommer lang“, „Das siebente Siegel“, „Am Ende des Tages“, „Das Gericht“ und „Die Jungfrauenquelle“ darstellen. Vielleicht das uns fremde Milieu, noch mehr aber die kühnen Stoffe und Formen Bergmans haben den Filmverleih in Österreich bisher an der Rentabilität der
Die Schulgesetzverhandlungen, seit eineinhalb Jahrzehnten eine empfindliche Belastung der österreichischen Koalitionspolitik, sind in ein entscheidendes Stadium getreten. Eine Kompromißlösung, in der allerdings noch einige wichtige Streitfragen offengeblieben sind, hat den seit Ende 1960 unter dem Vorsitz des Unterrichtsministers Dr. Drimmel damit beschäftigten sechsgliedrigen Unterausschuß des Koalitionsausschusses (ÖVP: Nationalrat Dr. Weiß, Nationalrat Har- walik, Minister Dr. Bock; SPÖ: Nationalrat Dr. Neugebauer, Nationalrat Mark, Minister Dipl.-Ing. Waldbrunner) verlassen und den
Mit anhaltendem Interesse verfolgen Tag für Tag Tausende christliche Filmfreunde die achtunggebietende Bilanz, die die Internationale Festwoche des religiösen Films zu Wien in jedem zweiten Jahr zur Entwicklung des religiösen Filmschaffens vorzulegen pflegt. Die souveräne geistige Führung durch den Vorsitzenden der Katholischen Filmkommission für Österreich, Prälat Dr. Karl Rudolf, ist überall spürbar, nicht minder die präzise organisatorische Leitung durch den Sekretär der Filmkommission, Dr. Richard E m e 1 e, auf dessen schmalen Schultern die Hauptlast der immensen Kleinarbeit
„Das kleine Teehaus in Montevideo" ist man versucht zu kombinieren, wenn der amerikanische Film „Ein Haus in Y o k o s h i m i“ Anleihen bei zwei klassischen Komödien macht. Merkwürdig, wie gut geraten trotzdem die Mischung unter der Regie George Marshalls ist. Jetzt sind, es vier Marinephotoreporter aus dem koreanischen Krieg, die im Drang der Not ein Geishaheim in ein vorerst Potemkinsches, dann aber wirkliches Waisenhaus verwandeln. Das gibt einen Mordsspaß, spitzig,’ spritzig, witzig und dezent trotz der verfänglichen, Ausgangssituation (aber schließlich sind die Geishas nur
Just in den Tagen, da in Wiens neuestem frisch adaptierten Kinopalast in der Taborstraße die Erstaufführung des Ben-Hur- Films stattfand, ging durch die Weltpresse die Nachricht von dem Plane Dino de Laurentiis’, in einem Zwölfstundenfilm das Alte und Neue Testament zu verfilmen. Das ist kein Zufall Der religiöse Schaufilm zieht sich wie der rote Faden durch die Geschichte des Films. Das „unsterbliche Kino“, wie man die robusten, aber lebenszähen Züge des Films zu nennen pflegt, und die uralte Fest- und Volksspielidee sind hier eine Ehe eingegangen, die sich als dauerhafter erweist
Hat die kühne christliche Deutung des bekannten Züricher Kritikers Martin Schlappner recht, wenn sie in Friedrich Dürrenmatts makabrer Farce „Die Ehe des Herrn Mississippi“, vom Dichter nunmehr selbst für den Film adaptiert and von dem Deutschen Kurt Hoffmann in einen Schweizer Film übertragen, die Hoffnungslosigkeit sieht, das Leben zu ändern, wenn die Gnade fehlt? Man könnte zur Bestätigung Dürrenmatts Allegorie der Gnade, mit der die Menschen nichts anzufangen wissen: „Ein Engel kommt nach Babylon", heranziehen: man könnte , auch, um die groteske Tarnkappe der
Es gibt ein großartig geschriebenes aber ganz, ganz trostloses Buch des unglücklichen Hans Fallada: „Wer einmal aus dem Blechnapf frißtᾠ“ Der fresse immer wieder, meint der Autor, denn der Strafvollzug, noch mehr aber die mißtrauische Gesellschaft sorgen schon dafür, daß dieser Mensch wieder falle und vor dem Blechnapf, im Gefängnis lande. .Der Jesuitenpater Charles Dismas Clark, ein, wirklich lebender Mensch unserer Tage; ein geistiger Bruder des Father Flanagan, ist anderer Ansicht. Trotz allem. Er und sein Dismas-Haus Dismas“ soll der, bekehrte Schächer neben dem
Aller Ehren ist Österreich voll, auch im Film. Es ist nur wie mit dem Karstflüßchen. Es kommt, verschwindet eine Zeitlang und ist mit einem Male wieder da. Warum? Fragen Sie das Karstflüßchen: es weiß es nicht. Der österreichische Film auch nicht. Und wir mit ihm.In „Der Mann im Schatten“ ist der österreichische Film wieder einmal da. Es ist kein „Maskerade“-Welterfolg, aber eine jener sauberen Über-den-Durch- schnitt-Leistungen, die vielleicht bedeutungsvoller sind als die Sternstunden, weil sie als erreichbare Vorbilder an Maß und Können die Produktion mehr befruchten als
In dem, was die Literatur Ballade nennt,, hat der Film bisher wenig Eigenes geleistet. Die ursprünglich tänzerische, später episch-lyrische Grundform der Ballade scheint dem Realismus des Films nicht zu liegen. Zu den Ausnahmen ist der jüngste russische Film „Ballade vom Soldaten" zu zählen. Ohne sich von der herbsten Wirklichkeit und Gegenwart mehr als durch die irgendwie stenographische Form der Erzählung zu entfernen, schwebt über dem Ganzen doch der Hauch ewiger lyrischer Poesie. Der unbekannte junge Soldat, der seinen kurzen Tapferkeitsurlaub (sehr modern und „westlich“: er
900 festlich gekleidete Premierengäst sitzen am Abend des 18. Mai im Gartenbaukino zu Wien und harren der sprichwörtlichen Dinge, die da kommen. Es is1 nicht die Story des Films „W i n d j a m- m e r“, die die knisternde Spannung auslöst; sie ist eher harmlos, ein Zwischending von Spiel- und Dokumentarfilmbuch und erzählt von der abenteuerlichen Fahr: des norwegischen Schulseglers „Christian Radich“ von Oslo über Funchal au! Madeira, San Juan, Williamstadt aul Curafao, Trinidad und New York zurücl in den Heimathafen. Verlegenheit unc Enttäuschung malen sich vorerst auf der
Du bist Petrus — bist du Petrus, möchte man in diesen Tagen fragen. Durch einen Zufall erscheinen zwei Petrus-Filme im Wiener Premierenprogramm. Eine Welt zwischen ihnen! „Der Fischer von Galiläa" ist das „unsterbliche" Kino vom Stamme Cecille B. de Milles, eine stramm dekorierte Story mit „allem drin", drei Stunden lang, 70 Millimeter breit und farbig, gut gespielt, inszeniert von Frank Borzage, also nicht unterm Durchschnitt. Zu verwerfen sind solche Armenbibeln nicht, denn selig sind auch die Armen im Geiste . . . Und doch steht nachdrücklich die Frage auf: Bist du es, Petrus?
Über die Schockwirkung der neueren amerikanischen Prosaisten und Bühnendichter im Film, das heißt in der Masse des europäischen Publikums, ist hier schon öfter die Rede gewesen. Es ist auch diesmal wieder Anlaß, einen Film, „G e- ständnis einer Sünderin“, gegen ein vorschnelles Urteil des Publikums — und der zünftigen Kritik in Schutz zu nehmen. Die schwierige textliche Kompilation zweier zeitlich weit auseinanderliegender Werke William Faulkners, „Sanctuary" (1931) und „Requiem for a Nun“ (1952), ist erstaunlich gut gelungen. Erspart bleibt uns auch diesmal nichts: nicht
Diktaturen sind kein Zufall, wir alk sind daran mitbeteiligt, meint Enger Kogon, Historiker und Publizist, Manr mit Zivilcourage, 58jährig, geborene: Münchner, den auch mit dem Wien de: dreißiger Jahre Fäden verbinden, im Vorspruch zu seinem gemeinsam mit dem Regisseur Felix Podmaniczky gedrehter Dokumentarfilm „Die Diktatoren“, Gewiß webt auch „die Zeit“ an ihren blutigen Fahnen und macht die Massen durch wirtschaftliche und politische Erschöpfungszustände für „starke" Männer und Regimes anfällig. Wie doch die Bilde: dann einander gleichen! Etwa 30 große und kleinere
Bruce Marshalls Roman aus dem spanischen Bürgerkrieg: „Du bist schön, meine Freundin“ zu verfilmen, ist ein Wagnis. Bedarf schon das Dichterwort, hier Predigt und Anklage zugleich, eines besonderen geistigen Erwachsenseins des Lesers, so ist im Film die Gefahr der Vergrößerung und Vergröberung und damit der totalen Verwirrung des Kinonormalverbrauchers auf Schritt und Tritt gegeben. Die durchgehend unfreundliche Reaktion der Wiener Kritik auf den amerikanisch-italienischen Film, mit dem allerdings nicht sehr anspruchsvollen Titel „G 1 u t“, hat darüber hinaus das weitgehende
Es fällt den Schöpfern der „Laterna Magie a“, die auf ihrer Europareise von ihrer Prager Heimat über die Weltausstellungsstadt Brüssel und ein längeres Gastspiel in London jetzt in Wien Station macht, kein Stein aus der Krone, wenn man daran erinnert, daß die Kombinierung von bewegten Bildern auf der Leinwand mit Bühnendarstellungen, Gesang und Tanz so alt wie der Film ist. Vor, während („Der Traum eines österreichischen Reservisten“!) und nach dem ersten Weltkrieg gab es in Wien richtiggehende Spezialisten dafür. Auch die Projizierung der Bilder mit mehreren Projektoren auf
Es bedarf der ganzen politischen, militärischen und filmischen Freimütigkeit der Amerikaner, in einer Zeit, da sie noch Besatzungsmacht in Deutschland sind, einen Film wie „Stadt ohne Mitleid“ zu drehen. Der Film ist in einem Wiener Atelier und zwei deutschen Städten entstanden, unter der Spielleitung Gottfried Reinhardts, des Sohnes Max Reinhardts, und mit einem gemischten Darstellerteam, das das harte, markante Spiel Kirk Douglas’ irgendwie zu einem amerikanischen macht. Das Buch folgt einem Roman von Manfred Gregor und erzählt von vier amerikanischen Soldaten, die am Rande einer
Selbst Englands zorniger junger Mann John Osborne ist nicht so zornig und böse auf die böse Welt, daß er die ehrenvolle Zumutung Sir Laurence Oliviers, ihm ein Stück auf den Leib zu schreiben, zurückgewiesen hätte. So entstand die nach Maß mit einer bitteren Bombenrolle aufgeladene Bühnenkomödie „The Entertainer”, in der Olivier gleich wie in dem Film mit dem nunmehr deutschen Titel „Der Komödiant” die Gestalt jenes singenden und steppenden Varieteansagers (wir haben hierzulande ähnliches nur in seinem Milchbruder, dem Prateranreißer Liliom) mit den flackernden Lichtem
In einem gewissen Sinn, sehen Sie, ist die Furcht dennoch eine Tochter Gottes, die in der Karfreitagnacht freigekauft ward. Sie ist nicht schön anzuschauen, gewiß nicht. Die einen verspotten, die anderen verfluchen sie, alle verzichten gerne auf sie . . . Und dennoch, täuschen Sie sich nicht: in jedem Todeskampf steht sie zu Haupt en des Sterbelagers i sie ist für den Menschen Mittlerin zu Gott.Bernanos: „Die Freude"Die 16 Karmelitinnen, die am 27. Mai 1906 seliggesprochen wurden, sind historisch. Die Pariser Kommune jagte sie am 14. September 1792 aus dem Kloster, worauf sie fast zwei
sen, meinte der Autor des Romans, füge Journalist, Kritiker und Schi Iler Hans Hellmut Kirst: Der Fron griff sei erst sein neuer Ror abrik der Offiziere“. 08 o, vorabgedruckt in einer deutsc istrierten, was die ganze Geschichte i bestimmtes Klima 'j verweist:dc, t'ßs'e' deutsche Regisseur: Frank -WIL litimiert durch eine Reihe spröder, a konntet Vorkriagsfilme, darunter etischen Legende vom Fährmann Ma rch Maßregelung und Vertreibung r deutschen Krise und durch eit rte Nachkriegsfilme („Haie und kl ehe“, „Hunde, wollt ihr ewig lebe: ff trotzdem darnach. Besetzung nweltschilderung
„Der Mann in-der Schlange nJ haut“ ist die siebente Verfilmung eines Dramas von Tennessee Williams („Orpheus descending"). Alle Vorgänger sind Hochfeste filmischer Regie und Darstellung gewesen. Auch diesmal bleibt kein Wunsch offen. Regie führt Sidney Lumet, unvergeßlich seit „Die zwölf Geschworenen“, und die drei Hauptrollen sind mit- Marlon Brando, Anna Magnani und Joanne Woodward ideal besetzt. Der Stoff ist vom Dichter schon vor 20 Jahren zu seinem Drama „Battle of Angels“ verarbeitet worden und geht auf eine indianische Legende zurück. Reste dieser Märchenpoesie
Der König ist tot, es lebe der König! Selbst das weitgehend naturentfremdete Stadtpublikum ist diesmal von einem totgesagten Genre, von dem Schweizer Heimatfilm „Anheiligen Wassern“, stark angerührt. Die guten Geister allerdings, die hier Generalversammlung halten. beginnen schon beim Dichter Jakob
Es ist eine gute Idee, den französischen Film „Von Mensch zu Mens c h“ über de Schweizer Kaufmann, Schriftsteller und Philantropen Henri Dunant und seine Ideen über die Humanisierung der Kriegführung (ein schrecklicher Ausdruck) durch das Rote Kreuz und die Genfer Konvention den österreichischen Schülern vorzuführen. Noch wichtiger freilich wäre, die Erwachsenen dazu zu kriegen, den Erwerbsgierigen unserer Tage vor Augen zu führen, wie dieser Dunant leichten Herzens das gute Geschäft der Wüstendränierung in Algerien fahre ließ und angesichts der Verwundetengreuel bei Sol-
Die Dreimäderlhausproblematik der Musikgeschichte lautete etwa so: Ist es ein Verbrechen, einen Schubertschen Militärmarsch als Entreelied und Sonatenteile als Duett in ein Singspiel zu schmuggeln, oder ist es geradezu mit eine demokratische Sendung der Operette, solcherart Klassisches unter die Leut’ zu bringen? Der Tonfilm geriet früh in das gleiche Dilemma, doch lag hier die Lösung auf der Hand. Indem der Film früh die Stimmen Kiepuras, Schmidts und Giglis, die Dirigentengeste Stokowskys mit seinem nach Frequenzen neu gruppierten Orchester und die großen Geiger und Pianisten, die
Es ist erst 13 Jahre her, daß der damals 33jäh-rige norwegische Zoologe Thor Heyerdahl sein heute schon legendäres Floß „Kon-Tiki“ von Peru nach Polynesien treiben ließ und damit zu beweisen suchte, daß die Südseeinseln nicht, wie bis dorthin angenommen, von Südostasien, sondern vom südamerikanischen Kontinent aus besiedelt worden seien. Und es ist schon wieder vier bis fünf Jahre her, daß „Seüor Kon-Tiki“ von einer Expedition auf die Osterinsel und ihren Satelliten, die Rapaiti-Insel, gleich schwere Beute heimbrachte: Buch und Film „Aku-Aku“, wovon wir, nachdem das
Als ob sie ungehalten darüber wäre, daß wir ihre ersten Wellenschläge an unser Ufer reichlich trüb empfunden haben, schickt die Nouveau vague gleichsam zur Ehrenrettung jetzt ihr Paradestück, ihr Deklinationsschema zu uns: „F 1 e g e 1 j a h r e“ (Les quatre cents coups). Die „interessante Woche“ der österreichischen Filmjournalisten hat sie schon im heurigen Frühjahr kurz präsentiert; nunmehr gehen sieins Normalprogramm, beladen mit Preisen und Prädikaten (zuletzt in Österreich: „Besonders wertvoll“). Der Film und sein Schöpfer haben schon heute ihre Geschichte.
Dem Stuttgarter Nervenarzt und Filmaußenseiter Dr. Ottomar Domnick wird von Schaumschlägerei bis Genialität so gut wie alles Böse und Gute nachgesagt. Die Wahrheit liegt wie immer nicht in der Mitte, sondern näher dem einen Pole zu, hier einem originellen Filmdenken und einem überdurchschnittlichen handwerklichen Können. Wie Domnicks erster Film „Jonas“ spielt auch „G i n o“ auf mehreren Rängen, realen und irrealen, in der Wirklichkeit und in Träumen, die letzteren wieder untergeteilt in den Sportehrgeiz eines 16jährigen Jungen und den Romanhöhenflug einer reifen Frau und
Mit „Götz“, „Teil“ und „Jux“ haderte die Wiener Presse noch und redete von Geld-beim-Fenster-Hin-auswerfen. „Maria Stuart“ brachte die Wendung. Jetzt, da in der Reihe der Wiener Burgtheaterfilme „Don Carlos“ vorliegt, ist der Sieg unbestritten. Der Beifall ist allgemein und gilt nicht nur der Bühneninszenierung Josef Gielens, sondern auch der Bildregie Dr. Alfred Stögers. Dabei haben der Tod Werner Kraiuß,' und aridere;notwendig gewordene Um-besetzungen - in so gut wie allen Hauptrollen dem , seinerzeitigen Theaterrcst 1955 viel vom Fest genommen; es ist aber das alte
Pudowkin hat uns erzählt, wie er einmal verzweifelt einen Granateneinschlag in der Natur verfilmen wollte, der immer wieder im Bild matt, unnatürlich wirkte. Erst als Pudowkin zu mogeln anfing und die einzelnen Phasen zerstückelte und wieder zusammensetzte, ergab sich ein verblüffender „natürlicher“ Effekt. Und damit war nicht nur der filmdramaturgische Begriff der „Montage“ geboren (die der Amerikaner Griffith schon vor ihm instinkthaft angewendet hatte), sondern ein uraltes Gesetz aller „darstellenden“ Kunst, durch Unnatur (Kunst) Natur, durch Subjektives objektiv
Wie weit zurück reicht unsere Erinnerung an den nunmehr 56jährigen Jean Gabin, den größten Filmdarsteller unserer Tage? Als in den dreißiger Jahren sein Stern aufging, war hüben Jannings noch da, drüben rangierten Clark Gable und Spencer Tracy Kopf an Kopf vorne. Zu reden begann man von Gabin schon bald nach seinem Sprung in den Tonfilm (1931), dem eine trübe Lehre als Eisengießer und eine nicht minder trübe in Revuen und Operetten der Folies-Bergere vorangegangen waren. Diese Umwelt, düstere Welt, Halbwelt und Unterwelt, ist aus seinen Rollen seither nicht wegzudenken. Seine eigene
Mit bestechender Offenheit enthüllt uns der anglo-amerikanische Film die Kehrseite der Medaille (des modernen Sozialstaates). Dem amerikanischen Schock-film „Die Faust im Nacken“, der einen Einzelfall (?) korrumpierten Gewerkschaftsterrors bloßgestellt hat, folgt jetzt der nicht weniger bestürzende Film über einen gewerkschaftlich nicht gebilligten, von Dunkelmännern gelenkten wilden Streik, „Zorniges Schweigen“, für dessen schonungslos aufrichtige Darstellung wir die Engländer durchaus zuständig halten dürfen. Letzten Endes aber ist dieser Film gar kein politisch, also
Mit einer Verspätung von sieben Jahren kommt Billy Wilders amerikanischer Film „Stalag 17“ zu uns. Sie ist ihm voj der Stirne abzulesen. Unbefangen, weil er einmal sowohl kurze Zeit Wachsoldat als auch leider viel länger Gefangener gewesen ist, meint der Schreiber dieser Zeilen, daß die deutsche Lagerleitung und Wachmannschaft in diesem Film um ein Deutliches zu herb porträtiert ist. Man ist 1960, nicht nur aus politischer Konjunktur, in solchen Filmen fairer, und auch Billy Wilder würde heute die Palette anders mischen. Der Film, völlig unbelastet vom seelischen und leiblichen
Der Zonenjammer ist im österreichischen Film nur bis zur Komödie gediehen. Wie billig wir —, trotz allem — davongekommen sind, erkennen wir so recht, wenn wir jetzt den deutsch-spanischen Film „D a s große Heimweh“ sehen. Etwas gruselig-krimiartig beginnt der Film mit dem Wirken einer Widerstandsgruppe in der deutschen Ostzone, die Gefährdete und Flüchtlinge ans andere Ufer schmuggelt. Gleich sind wir aber im Alltag, und hier, bei der gestörten Sonntagsmesse, den plärrenden Lautsprechern, der gehetzten Medikamentenschmugglerin und dem Ortskommandanten, der im Widerstreit der
Menschen unterschiedlichster Art, ein jeder, je nach Alter, Charakter und Umwelt mit einem Schicksal befrachtet — wie benehmen sie sich, wen ihnen der Tod mit der Uhr in der Hand gegenübertritt? Es war, glaube ich, Leonhard Frank, der das Thema erstmals in einer Novelle („Im letzten Wagen“) angetippt hat, von der seither hunderte Bücher und Filme abgeschrieben haben. Ein Film italienisch-französischer Herkunft „Wö 1 fe in der Tiefe“, erfüllt die Geschichte diesmal mit Kriegsluft. Ein U-Boot, weidwund geschossen, Rettung nur noch einem einzigen unter einem Dutzend Insassen
Zwei Wiener Festwochen der letzten Monate haben für eine Neuaufführung und eine Wiederaufführung, die nunmehr ins Wiener Kinoprogramm gehen, wertvolle Werbearbeit geleistet.Pietro Germi hat zwischen 1947 und 1957 acht Filme gedreht, aus denen uns der revolutionäre Humanismus von „II cammino della speranza“ und die traditionsfeste bürgerliche Moral von „II ferro-viere“ in starker Erinnerung sind. Sein neuer Film, „L'uomo di paglia“, sehr frei verdeutscht mit „B i s ans Ende der Zeit“, knüpft eng an den letztgenannten „Eisenbahner“, der bei uns „Das rote Signal“
Es ist noch nicht in vollem Umfange untersucht worden, wieweit die politische Emigration unserer Filmkünstler, ihre Entwurzelung in der Heimat und ihre nur zögernde Einwurzehing in neuen Ländern, den empfindlichen Organismus des Films ins Mark getroffen hat. Feststeht, daß die Verpflanzung künstlerischer Potenzen Grenzen hat, nur selten zur Entfaltung beiträgt und weit häufiger sterilisierend wirkt.Man kann sich die Instinktlosigkeit, mit der Michael Curtis-Kertesz das nationale Gemisch in der Verfilmung von Molnärs „Olympia“ hat schlittern lassen, nicht anders erklären, als daß
Filmdeutschlands Zweifrontenkrieg: Es wird den Krieg nicht los und mit dem Frieden nicht fertig.Wie tief ihm der Krieg noch in den Knochen sitzt, zeigt „Strafbataillon 9 9 9“. Was für ein „ausgerissenes“ Thema, dieses rachsüchtige Verheizen von Männern, die irgendwie nach oben aufgefallen sind! Und was für technische Bravour und Brillanz des Grauens, die solche Abwegigkeiten nach 15 Jahren pos/ffestum mit genießerischer Perfektion hinlegt, iäß uns-,.das Blut gerinnt. Weshalb, wozu? Es ist Kein greS* Gefühl, das' einen angesichts dieses überdurchschnittlich gut gemachten Films
Ein Jäger mit Leib und Seele, ein Grandseigneur und Homo Austriacus, hatte vor Jahren eine Idee. Sie nahm, nicht ganz so, wie er gewollt, aber doch sehr schmuck und sauber in Form zweier Spielfilme („Das heilige Erbe“, „Der Förster vom Silberwald“) Gestalt an. Es geht nun die Sage, daß sich die Kameraleute dabei so sehr in ihre Arbeit und ihre Objekte, das Waldgetier und seinen Kosmos, verliebten, daß danach noch hübsch ein paar tausend Meter ungenutzt übrigblieben. Auf wunderlichen Umwegen (niemand wollte sie haben) gelangten sie — in die richtigen Hände. Denn was die Männer
Immer deutlicher scheiden sich im Kulturfilm zwei Richtungen-; die :. Streng wissenschaftliche, der seit jeher die Deutschen zuneigen, und die „kompositorische“, effektbedachte, die Walt Disney auf die Spitze getrieben hat, obwohl die eigentlichen künstlerischen Höhepunkte nach dem Kriege bei einzelnen italienischen Spezialisten liegen. Zu ihnen zählt Achille Bolla, dessen „Kreuzfahrt ins Geheimnisvolle“ uns an die Küsten des gigantischen australischen Korallenriffs und damit in interessante menschliche und tierisch-pflanzliche Uranfänge führt. Ganz gelingt es auch dem kühnen
Worüber lacht der Mensch, fragte vor mehr als einem Vieneljahrhundert Rene Fülöp-Miller in seinem heute noch interessierenden Filmbuch „Die Phantasiemaschine“. Er untersuchte die Elemente der damals ehen absterbenden Stummfilmgroteske und stellte mit einer hübschen Anspielung auf den Dummen August (augustus = sebastos = der Erhabene) eine der einleuchtendsten Komiktheorien auf: die stärkste Lachwirkung geht von dem „umgekehrt Erhabenen“ aus, also von dem Zusammenstoß des würdevollen Zweibeiners mit der respektlosen Materie. Wir denken jetzt wieder daran, da der Amerikaner Robert
Ist es heute schon erlaubt, Dr. Friedrich Funders, dessen Todestag sich demnächst zum ersten Male jährt, in Anekdoten, das heißt Unherausgegcbenem, Privatem, Menschlichem, zu gedenken? Der Verfasser der untenstehenden Erinnerungen, der Arbeit und der Person Funders als Schüler, Mitarbeiter und zuletzt als Freund 32 Jahre lang verbunden, meint: ja. Es sei durchaus an der Zeit, die Gestalt des Verewigten aus dem Nebel feierlicher Nachrufe und Lobreden zu lösen und dorthin zu setzen, wo sie fortwirken und dauern wird: im Herzen derer, die den Menschen Funder gekannt und geachtet, befehdet und geliebt haben. „Die Furche“
Vielleicht ist es zuviel verlangt, vom Programm unserer 200-Kino-Stadt eine Bedachtnahme auf österliche Besinnung zu verlangen. So wie sich unsere weithin säkularisierten Lebens- und Berufsanforderungen in fast körperlich schmerzender Weise mit der Stimmung der Karwoche brechen, läuft auch die bittersüße Pflicht des Geldmachens häufig der religiösen Sammlung zuwider. Trotzdem dürfte es, meine ich, nicht so sein, daß unter den angekündigten Festtagsfilmen fast ausschließlich Titel, wie „Als geheilt entlassen“, „Ehe mit dem Satan“, „Mädchen des Lasters“, „Der Bandit
Im deutschen Nachkriegsgesinnungsfilm hat Frank Wisbar, als vom Dritten Reich Getroffener durchaus dafür zuständig, einen ganz bestimmten spröden Do-kumentar-Spielfilmstil entwickelt. Mit „Nacht fiel über Gotenhafen“ vollendete er, nach „Haie und kleine Fische“ und „Hunde, wollt ihr ewig leben“ (seine Titel zischen wie die der Fallada-Romane), so etwas wie ein Triptycho In diesem nimmt der neueste Film unzweifelhaft das Mittelstück ein — schon wegen der grausigen Malerei des Unterganges des „Wilhelm Gustloff“, auf dem im Jänner 1945 mehr als 5000
Immer wieder ftagen sich Filmfreunde, was denn eigentlich den Abstieg unserer vier bis fünf ehemals großen österreichischen Regisseure verschuldet habe. Das fortgeschrittene: Alter?^Das gältetnioht fSt-jeiertt-Iiei KlSegsä£asUT?i?!:!Di-haben andere überstanden: Die derzeitige Sterilisierung künstlerischer Potenzen, durch die bürokratische Allmacht der Produzenten? Sie ist relativ jung und könnte nicht das Verstummen der „Kanonen“ schon vor zehn Jahren erklären. Eine befriedigende Antwort steht aus; es bleibt das Unerklärliche, Schmerzliche, das Bittere. Nicht nur bei uns. Da
Da sage man noch, daß Filmstars nicht gesellschaftlich ebenbürtig sindl An die Seite der Filmfürstin von Monako trat vor einiger Zeit die dänische Theater- und Filmdarstellerin Helle Virkner als Gattin des dänischen Außenministers Jens Otto Krag. Ein hochpolitisch-wirtschaftlicher Anlaß und eine Art Vorpremiere des reizenden Lustspiels „Einesteils der Liebe wegen...“, das demnächst die Wiener Urania bringt, führte dieser Tage das Paar nach Wien. Auf einer charmanten Sascha-Party plauderte Helle Virkner mit der Wiener Presse und erhielt einen ausgiebigen Applausvorschuß auf den
Thomas Manns Generationenroman „Die Buddenbrooks“ (1901) liegt nicht nur zeitlich zwischen Zolas Rougon-Macquart-Reihe und Galsworthys „Forsythe Saga“. Er ist spiritueller als Zolas Taine-Darwinistische biologische Deszendenz und fülliger, kerniger ak Galsworthys esoterischer Dekadenz-Viktorianismus. Thomas Mann trägt überdies seine These, nach der sich mit dem „Verfall einer Familie“ in den letzten Ausläufern Verästelungen und Verfeinerungen von großer Schönheit und Bewußtheit ausprägen, weder tragisch-philosophisch noch romantisch-idealistisch, sondern, als echtes Kind
Dieses war der zweite Streich: „Buddenbrooks, II. Teil“, dichter, atmosphärischer noch als der erste. Kein Wunder — was im ersten Teil noch im Gebälk knisterte, prasselt nun Schlag auf' Schlag auf das stolze Geschlecht nieder und fällt Stamm um Stamm: die Konsulin, Hanno, Christian, Thomas. Da ist abei noch Platz für die voll ausgespielte, saftige „bayrische Episode“ Tonis — ein Kabinettstück von Komödie in der Tragödie. Die ,Summe Auch' Filrncjeutfchland .kennt noch Sternstunden, und kein ufal-daß diese seine bürgerliche . Tradition betraf. Filmdeutschland hat noch
Mit einem ganzen Bündel laut verkündeter lauterer Absichten und wohl auch einer Handvoll listiger Hintergedanken startete der Verband der österreichischen Filmjournalisten in Wien eine interessante Filmwoche des „Interessanten“ aus dem Jahre 1959. Das Publikum bekam das Improvisatorische des Festivals fast nicht zu spüren und ging mit wie in Cannes, Berlin und Venedig. Es übersah großzügig die beiden verwundbaren Stellen des Programms und stürmte ldas Künstlerhaus, als ob es nur „Spitzen“ zu sehen gäbe. Auch einer der Nebenzwecke wurde erreicht: der schwerfällige
Die Fragwürdigkeit der „Tat“, des Abenteuers und des Ruhmes, über die Grillparzer in „Der Traum ein Leben“ philosophisch gegrübelt hat („Schatten sind des Lebens Güter, Schatten seiner Freuden Schar, Schatten Worte, Wünsche, Taten, die Gedanken nur sind wahr“) ist ein alter abendländischer Legendenstoff, der sich vielleicht bis zur Kreuzzugszeit, besser: ihrem psychologischen Rückstoß zurückverfolgen läßt. Ein japanischer Film unserer Tage, der unter dem Titel „Ugetsu — Erzählungen unter dem Regenmond“ zwei, japanische Erzählungen des Akinari Ueda (1734 bis 1804)
Wenn Deutschlands Spötter Helmut Käutner „Die Gans von Sedan“ aus dem Stalle läßt, kM man darauf wetten, daß sie iHchj^dai^api^J.c rettet. Genau besehen, _ ist sie sogar-eine neutrale-Gans, sie hält's weder mit den Römern noch mit den Galliern, ja sie scheint sogar noch Anno 70 der Meinung zu sein, auch das mit den deutschen und französischen Grenadieren sei stark übertrieben: es genüge, nach einem erfrischenden Bad unter besagter gänsischer Mithilfe die Uniformen zu vertauschen, und schon stehe der Mensch in Unterhosen, also ganz und nur Mensch, da, bereit, Krieg und Uniform zu