Problemlösung nach Magnus Brunner
Ich liebe es, mich mit den Eigenheiten meiner Generation auseinanderzusetzen. Meistens kommen meine Altersgenoss:innen und ich nicht besonders gut dabei weg, aber es hilft, Phänomene benennen zu können, um sie im besten Fall irgendwann zu überwinden. Zwei Beispiele, die mich zurzeit beschäftigen:
Im FURCHE-Podcast zu „The Big Quit“ beschreibt Ökonom Stefan Legge unter anderem die große „Resignation“ vieler 20 bis 35-Jähriger, die merken, dass ein höherer Bildungsgrad nicht den erhofften Marktwerkt besitzt und ihre Lebensumstände nicht einmal an die der Vorgängergeneration herankommen. Klar geht es hier um eine bestimmte Bubble an Millennials, aber diese sind spezialisiert auf Weltschmerz. Ich bin eine davon.
Ich musste studieren, weil ich keinen gut, sondern einen besser bezahlten Job haben wollte. Im Gegensatz dazu durfte mein Vater eine HTL besuchen, weil er – so die Annahme meiner Großeltern – dadurch ein lukratives, nicht ganz so offizielles Nebengeschäft mit Fernseher-Reparaturen starten könnte. Mein Vater ernährte als Alleinverdiener eine sechsköpfige Familie in einem Eigenheim am Land – beginnend als Techniker, endend in der Managementebene in ein und derselben Firma (und ohne den prophezeiten Reparatur-Service je in die Tat umzusetzen). Ich berechne seit Wochen, ob ich mir eine Katze zulegen kann.
Nummer zwei: In einem Ö1 Beitrag höre ich von der „Hustle Culture“ – Überarbeitung als Lifestyle, begleitet von ausreichend Content auf Social Media, der die Leistung bezeugt. Ich erwische mich dabei, wie ich Ausschnitte meiner Kolumnen auf Instagram poste. Gleichzeitig fühle ich mich schlecht, wenn ich Beiträge von Studienkolleg:innen über deren Arbeit oder gar Auszeichnungen sehe.
Das Benennen der Konflikte wäre damit abgeschlossen. Jetzt einfach überwinden. Ein Ratschlag, der aus der Feder von Finanzminister Brunner stammen könnte. Bist du arm, dann (ver)kauf Aktien. #problemsolved
Ihre wöchentliche Portion Digital Dirndl
Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.
Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!