Edna OBrien Das Mädchen - © Foto: APA/AFP/Audu Ali Marte

Neuer Roman von Edna O’Brien: Das Mädchen

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Edna O’Brien hört in ihrem neuen Roman "Das Mädchen" den von der Terrormiliz Boko Haram entführten nigerianischen Schulmädchen zu und bietet ihnen auf empathische und respektvolle Weise eine Bühne.

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Edna O’Brien hört in ihrem neuen Roman "Das Mädchen" den von der Terrormiliz Boko Haram entführten nigerianischen Schulmädchen zu und bietet ihnen auf empathische und respektvolle Weise eine Bühne.

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In den USA tobt momentan ein Literaturstreit, der zwar sehr amerikanisch ist, aber mittlerweile auch den europäischen Diskurs über Literatur immer stärker bestimmt. Die Autorin Jeanine Cummins hat einen Roman über eine Mexikanerin und ihren kleinen Sohn geschrieben, die nach der Ermordung ihrer Familie durch ein Drogenkartell die Flucht in die USA antritt. „American Dirt“ heißt der Thriller, den man der weißen Autorin als Anmaßung auslegte, als Aneignung eines Leides, das sie aufgrund ihrer Hautfarbe und sozialen Stellung gar nicht verstehen könne. Eine Form der Ausbeutung sahen vor allem mexikanische und andere Schriftsteller und Schriftstellerinnen mit lateinamerikanischen Wurzeln. Dasselbe könnte man nun der irischen Autorin Edna O’Brien vorwerfen.

Mit „Das Mädchen“ legt sie einen Roman über die 2014 von der islamistischen Terrormiliz Boko Haram entführten nigerianischen Schulmädchen vor. Über 200 Mädchen verschleppte Boko Haram in mehrere Lager, beutete sie aus und vergewaltigte sie. Viele wurden zwangsverheiratet oder verkauft, viele bekamen Kinder. Auch Jungen wurden und werden entführt und dazu gezwungen, für die Terrormiliz zu arbeiten und zu morden.

Brutale Szenen

Das Mädchen, aus dessen Perspektive O’Brien erzählt, heißt Maryam. Schonungslos beschreibt Maryam die Entführung und das Leben im Lager, das aus Arbeit und täglichen Massenvergewaltigungen besteht. Halt gibt ihr einzig ihre Freundschaft mit Buki, einem anderen entführten Mädchen. Die Schilderung der Steinigung einer Ehefrau des obersten Emirs wegen Ehebruchs ist so brutal, dass man sich zwingen muss, weiterzulesen. „Die freudige Erregung wuchs. Die Männer drängelten, baten um die Ehre, den ersten Stein werfen zu dürfen.“

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