Montessori - © Getty Images / Hulton Archive / Picture Post / Kurt Hutto

Braucht Montessori Montessori?

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Faschistisch, rassistisch, opportunistisch: Ein neues Buch wirft einen Schlagschatten auf Maria Montessori, eine Ikone der Reformpädagogik. Wo verläuft die Grenze zwischen Wissenschaftlerin und Werk?

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Faschistisch, rassistisch, opportunistisch: Ein neues Buch wirft einen Schlagschatten auf Maria Montessori, eine Ikone der Reformpädagogik. Wo verläuft die Grenze zwischen Wissenschaftlerin und Werk?

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Schon 2022 machte der Bildungswissenschaftler Stefan T. Hopmann in seinem FURCHE-Artikel „Wie faschistisch ist Montessori?“ auf rassistische Untertöne im Werk der Ärztin und Biologin Maria Montessori aufmerksam. So pflegte die italienische Pionierin der Reformpädagogik einen freundschaftlichen Austausch mit dem Diktator Benito Mussolini. Der Nationalist profitierte davon, dass sie seinem brutalen Regime ein „freundlicheres Gesicht“ verlieh. Die Wissenschaftlerin wiederum konnte ihre Pädagogik nach internationalen Erfolgen endlich auch in Italien verbreiten.

Hopmann beleuchtet mehrere beunruhigende Schnittmengen zwischen den Weltanschauungen Mussolinis und Montessoris, wie ihr Glaube an eine „triumphierende Rasse“ oder die Abneigung gegen „intellektuell und moralisch Schwachsinnige“ – wie die Dottoressa es formulierte. Die Ärztin lobte und schmeichelte Mussolini in privaten Korrespondenzen wie auch bei öffentlichen Auftritten. Schlussendlich brachten Uneinigkeiten über Postenbesetzungen im Bildungsministerium das Zerwürfnis zwischen dem Diktator und der Ärztin. Die Schließung der Montessori-Akademie in Rom folgte kurz darauf. Später habe die Biologin diesen Umstand genutzt, so Hopmann, um sich als Opfer des Faschismus zu inszenieren.

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