Ukraine - © Foto: APA/AFP/STR

Russlands gepanzerte Drohungen

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Mit Kriegsvorbereitungen an der Grenze zur Ostukraine versucht Russland derzeit seinen Nachbarn einzuschüchtern. Es ist aber auch ein Signal an Washington und die NATO.

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Mit Kriegsvorbereitungen an der Grenze zur Ostukraine versucht Russland derzeit seinen Nachbarn einzuschüchtern. Es ist aber auch ein Signal an Washington und die NATO.

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So liest sich Eskalation auf Diplomatisch: „In der Region Donezk, zwischen dem 2. und dem 5. April, hat die Mission 1424 Waffenstillstandsverletzungen registriert. Im vorangegangenen Berichtszeitraum waren es 594.“ In den näheren Erläuterungen des Berichts der OSZE-Beobachtermission liest sich all das dann zwar etwas weniger dramatisch, großteils handelt es sich um das, was in den Weiten des Donbass-Beckens den Klangteppich bildet: Maschinengewehrfeuer. Aber vor dem Hintergrund dessen, was auf der anderen Seite der Grenze in Russland gerade vonstatten geht, erhält jede Salve ein ganz anderes Gewicht.

Russland zieht in großem Stil Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammen: Panzer, Infanteriefahrzeuge, Artillerie, Brückenbaumaterial, Kommunikationsanlagen, Logistik. Alles, was es braucht für einen Feldzug. Teils werden Einheiten aus tausenden Kilometer entfernten Orten an die Grenze verfrachtet. Sogar das russische Landwirtschaftsministerium soll sich bereits darüber beschwert haben, dass derzeit keine Waggons frei seien für den Transport von Traktoren per Bahn – weil die Armee alle Kapazitäten beanspruche. Die Rede ist von 40.000 Mann, die Russland an die Grenze zur Ukraine verlegt habe. Wie eine junge Frau aus Odessa sagt: „Es ist wie ein Déjà-vu. Als wäre wieder 2014.“ Und sie sagt auch: „Odessa, das wäre wohl eines der ersten Ziele. Also: nicht daran denken und weitermachen.“

Kontrolle und Annexion

2014, das war das Jahr der Wende in der Ukraine: Nach der Revolution entsandte Moskau Spezialkommandos auf die Krim, annektierte die Halbinsel, schickte Waffen und Personal in den Osten des Landes. Und dort kristallisierte sich ein Krieg heraus, der bis heute anhält: Teile der Gebiete Donezk und Luhansk stehen unter Kontrolle Russland-treuer Milizen. Als sich diese Gebiete von der Ukraine lossagten, da waren es russische Söldner, Berater und Milizführer, teils aber auch reguläre Einheiten und vor allem auch die russische Artillerie auf der anderen Seite der Grenze, die das erst ermöglichten.

Denn da gab es die lokalen Aktivisten in der großrussischen Sache, die mit abgeschnittenen Schrotflinten Straßensperren aus umgeschnittenen Birken bewachten; und da gab es die Männer mit den modernen Waffen an Checkpoints aus Sandsäcken und Betonblöcken. Viele davon russische Ultranationalisten. Sehr viele Tschetschenen. Und einige Ukrainer. Sieben Jahre ist das her. Aus diesem Krieg ist über die Jahre ein Stellungskrieg geworden. Um Gebietsgewinne ging es zuletzt kaum mehr. Tote gab es dennoch. Und zuletzt vermehrt. Trotz an sich geltender Waffenruhe starben in diesem Jahr mehr als 40 Menschen. Mehr als 13.000 Menschen starben seit Beginn des Krieges.

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