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Von Babylon bis zum Museumsquartier

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Die lange Geschichte des Sammeins zeigt: Vorallem Kunstsammlungen gehören zu den größten Kulturschätzen ihrer Länder.

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Die lange Geschichte des Sammeins zeigt: Vorallem Kunstsammlungen gehören zu den größten Kulturschätzen ihrer Länder.

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Die Kulturnachrichten unserer Medien berichten seit langem über den projektierten Bau des Museums -quartiers der Stadt Wien, in dem das Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig schließlich in einem Gebäude vereint Platz finden soll. Ebenso wird die Sammlung Leopold, 1994 von der österreichischen Bundesregierung erworben, im zukünftigen Leopold Museum in diesem Quartier untergebracht werden. Eine Auswahl von 152 Schiele-ßil-dern dieser Kollektion, zuletzt in Graz gezeigt, wandert im Oktober nach New York. Ein aktueller Hinweis darauf, wie wichtig es für einen kul-turbewußten Staat ist, Kunstsammlungen anzulegen oder zu fördern.

Öffentliche und private Sammlungen von Bildern, Skulpturen, Münzen, Gemmen et cetera lassen sich teilweise schon im alten Ägypten und Babylonien orten. Die Griechen kannten Tempelschatzhäuser und im 4. Jahrhundert vor Christus bereits Privatsammlungen. Die römische Geschichte kennt - neben gesitteten

Sammlern - den rücksichtslosen Prätor Verres, der aus Leidenschaft griechische Tempel plünderte.

Mit dem Entstehen der Hagia Sophia im Byzanz des 6. Jahrhunderts beginnt die Kirche zu sammeln. Eine Tätigkeit, die sich in der Karolingerzeit über das Hochmittelalter bis in das Heute fortsetzt, man denke als pars pro toto an die Vatikanischen Museen. Unsere Klöster, wie zum Beispiel das altehrwürdige St. Peter in Salzburg, Kremsmünster und St. Florian bei Linz dienen mit ihren Bibliotheken, liturgischen aber auch naturkundlichen Pretiosen seit Jahrhunderten als kulturelle Ausstrahlungsorte besonderer Art. Als noch immer richtungsweisende Mittlerfi-gur zwischen sakraler und profaner Kunst - schon vor dem II. Vatikanum - ist Monsignore Otto Mauer anzusehen. Er förderte materiell und ideell Kunstbegeisterte und hinterließ eine faszinierende Sammlung.

Zurück zum weltlichen Bereich: Als bis heute legendärer Kollektor des Quattrocento giltLorenzo Medici, davon zeugen unter anderem die Schätze des Palazzo Pitti in Florenz. Im 16. Jahrhundert schuf Kaiser Ferdinand I. die Kunstkammer in Wien, und sein Sohn Ferdinand begründete die Ambraser Kunstsammlung. Natürlich steht die Kunstkammer Budolfs II. zu Prag in vorderster Beihe und er hier repräsentativ für viele sammelnde Habsburger und Herrscherhäuser allgemein.

Ab dem 17. Jahrhundert pflegte der österreichische und böhmische Hochadel (die Liechtensteins, Harrachs, später auch die Lobkowitz, Schönborns et cetera) mit dem ausländischen Kunsthandel regen Verkehr. Im 18. Jahrhundert stellte Prinz Eugen seine Kunstschätze im Belve-dere auf und legte so den Grundstein für die „Österreichische Galerie”. Die Bibliothek des Feldherrn bildet einen wesentlichen Bestand der heutigen Nationalbibliothek. Fürst Erzbischof Graf Colloredo machte in Salzburg eine Gemäldegalerie zugänglich und schuf damit die Voraussetzung für die jetzige Besidenzgalerie. In Deutschland öffneten die Fürsten ihre Kunstkammern, in Paris war bereits vor der Bevolution der Louvre eine Kulturstätte für die Franzosen, und in London entstand das Britische Museum.

In Österreich gibt es Museen im üblichen Sinn seit dem 19. Jahrhundert. Paradebeispiele sind das Kunsthistorische und Naturhistorische Museum in Wien. Ebenso entstanden die Landesmuseen wie zum Beispiel das Ferdinandeum in Innsbruck, das nicht nur Assoziationen mit Egger-Lienz erweckt, sondern unter anderem auch eine für Österreich einzigartige Gotiksammlung aufweisen kann.

1920 wurde die Sammlung Herzog Albrechts (1738-1822) mit den Druckgraphik-Beständen der ehemals kaiserlichen Hofbibliothek zur neuen Institution der staatlichen

„Graphischen Sammlung Albertina” zusammengelegt. Gegenwärtig umfaßt die Albertina 60.000 Zeichnungen und etwa eine Million druckgraphischer Blätter aus nahezu allen europäischen Kunstlandschaften. Schon im 19. Jahrhundert begann auch in Österreich das vermögende Bürgertum zu sammeln, man denke zum Beispiel an die Familie Wittgenstein. Neben den anfangs erwähnten Privatsammlern in unserer Zeit ist unter anderen unbedingt die Familie Essl mit dem Schwerpunkt zeitgenössischer Kunst zu nennen.

Der Salzburger Unternehmer Welz stiftete einen Großteil seiner Sammlung dem 1983 eröffneten Bu pertinum. Banken und Unternehmen - so auch die Generali Foundation mit Schwerpunkt Skulpturen -können sich als Kollektoren moderner Kunst rühmen. Das Kunsthaus Bregenz bietet seit Sommer 1997 heutigen Kunstentwicklungen Platz.

Kunst als originäre Bepräsentation menschlichen Geistes findet stets ihre bewahrenden Bewunderer und Aussteller.

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