Wonka - © Foto: Warner

„Wonka“: Träume von Schokolade

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Eine wirklich schöne Bescherung im Kino: „Wonka“ lässt die Kinderbuchfiguren von Roald Dahl auf der Leinwand neu erstehen – und zeigt Timothée Chalamet als schauspielerischen Tausendsassa.

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Eine wirklich schöne Bescherung im Kino: „Wonka“ lässt die Kinderbuchfiguren von Roald Dahl auf der Leinwand neu erstehen – und zeigt Timothée Chalamet als schauspielerischen Tausendsassa.

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Tim Burtons Verfilmung von „Charlie und die Schokoladenfabrik“, dem englischen Kinderbuchklassiker von Roald Dahl, liegt schon 18 Jahre zurück. Zeit also, mit „Wonka“ erneut einen der Dahl’schen Hauptprotagonisten auf die Leinwand zu zaubern.

Ein Unterfangen, das herrlich altmodisches Fantasykino mit den aktuellen filmtechnischen Möglichkeiten zu einem Erlebnis der eigenen Art entwickelt. Und eine Filmbetörung für die ganze Familie, die auch das Zeug zum Klassiker in sich trägt.

Vom „Paddington“-Regisseur

Wonka“ ist als Prequel, also als Vorgeschichte, zur eigentlichen Kinderbucherzählung angelegt. Man erfährt in der Verfilmung den Werdegang des jungen Willy Wonka, der später dann zum Besitzer der Schokoladen­fabrik werden wird. Wonka ist als Twen nach einer Weltreise, auf der er seine Ideen für exquisite Confiserieprodukte gesammelt hat, nach London gekommen, um dort eine einmalige Chocolaterie zu eröffnen. Allerdings hat er nicht mit den lokalen Platzhirschen Slugworth, Prodnose und Fickelgruber gerechnet, die Wonkas Unterfangen mit allen nur möglichen, vor allem aber: ungesetzlichen Mitteln zu hintertreiben suchen. Jedenfalls bestechen diese feisten Gentlemen auch die Polizeispitze mit ihren Bonbons, auf dass alle Konkurrenz durch Wonka jedenfalls amtlicherseits unterbunden wird.

Willy Wonka kommt bei der Wäscherin Mrs. Scrubbit unter, einer zwielichtigen Person, die ihren Mietern Knebelverträge untergejubelt hat, sodass diese in ihrer Wäscherei zwangsschuften müssen. Auch Wonka gehört zu diesen Versklavten, aber im Verein mit dem Waisenkind Noodle unternimmt er mehr als einen Versuch, auszubrechen und seiner Schokoladenvision gegen alle widrigen Umstände zum Durchbruch zu verhelfen.

Ein Schokoladentraum von einem Film gelingt Regisseur Paul King, der ja schon für die erfolgreichen „Paddington“-Verfilmungen verantwortlich gezeichnet hat. Das Erfolgsrezept dabei ist,dass King beileibe nicht nur beim Fantasygenre stehenbleibt: Versatzstücke aus Coming-of-Age, Kriminalkomödie, Musical und Tanzfilm finden sich in „Wonka“ zu einem erstaunlichen Ganzen zusammenkomponiert. Natürlich schrammt das alles haarscharf auch am Kitsch vorbei, Handlung und Szenen biegen aber verlässlich und rasant ab, bevor es wirklich triefend wird.

Was für ein Hauptdarsteller!

Dieser „Wonka“ steht und fällt jedoch mit der Performance des Hauptdarstellers Timothée Chalamet. Man würde nicht vermuten, dass der Hollywood-Jungstar in diesem Film seine bislang reifste und vielfältigste Leistung darbieten kann. Man kennt Chalamet ja als schwule Erfahrungen machender Teenager („Call Me By Your Name“, 2017), missratener Junkie-Sohn („Beautiful Boy“, 2018) oder Grufti auf Roadtrip durch die USA („Bones and All“, 2022).

Aber dass der junge Mann auch singen und tanzen kann – und wie! –, wird in „Wonka“ offenbar. Ein ganzes Spektrum darf Chalamet hier ausleben – aufgeweckter Bursch, sympathischer Helfer, unschuldig unter die Räder Gekommener, hintertriebener Schlawiner, der die bösen Schokoladenbarone und ihre polizeilichen Helfershelfer austrickst – und schließlich ein Strahlemann, auf den die schokoladensüchtige Gesellschaft, die hier gemalt wird, gewartet hat.

Unterstützt wird dies alles auch durch prominente Nebendarstellerinnen und -darsteller wie Olivia Colman als Mrs. Scrubbit, Calah Lane als Waise Noodle oder Rowan Atkinson als geplagter Priester einer Kathedrale. Und eine besondere Rolle darf Hugh Grant spielen, der den von Roald Dahl erfundenen Zwerg Oompa Loompa nicht bloß grantelnd und mieselsüchtig anlegt, sondern auch als ein einsames altes Wesen. Ein Film wie ein Weihnachtsgeschenk, der die diesjährige Festzeit aber gewiss überdauern wird.

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