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Der Blick zurück

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ERLEBNISSE - ERGEBNISSE. Erinnerungen. Von Robert Faesi. Atlantis-Verlag, Zürich, 1963. 445 Seiten. Preis 22 s Dr. Robert Faesi, der im April seinen achtzigsten Geburtstag feierte, ist eine der repräsentativsten Persönlichkeiten der Schweizer Literatur der Gegenwart. Als Dichter, als Kritiker und Literarhistoriker hat er sich einen ausgezeichneten Namen geschaffen. Er schrieb Dramen, Gedichte, Romane und literaturkritische Schriften, von denen hier nur die Veröffentlichungen über „Gestalten und Wandlungen schweizerischer Dichtung”, über C. F Mayer, Gottfried Keller, Carl Spitteier, Paul Ernst und Thomas Mann genannt seien.

Ein solcher Mann hat vieles zu.erzählen. Der aus dem Züricher Patriziat stammende Autor schildert seinen an „Erlebnissen und Ergebnissen” reichen Weg: die Kindheit und Jugend in der besonderen Atmosphäre des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts, die Studienjahre, Eindrücke aus Berlin, Paris, Moskau und von vielen Reisen, die geistigen Bewegungen vor und nach dem, ersten Weltkrieg, die Tätigkeit als akademischer Lehrer, das eigene dichterische Schaffen, die verschiedenen Formen literarischer Geselligkeit in der Schweiz mit reizvollen Charakteristiken einzelner Zirkel, den vielfältigen geistigen Austausch mit Autoren anderer Länder und das Bemühen um die Vertiefung des eigenen Weltbildes. Zahlreiche Menschen hat Faesi im Lauf dieses langen Lebens kennengelernt, vor allem Schriftsteller und andere Repräsentanten des kulturellen Schaffens, Träger berühmter Namen, aber auch solcher, die heute schon fast vergessen sind. Viele von ihnen hat er, der seit jeher eine kultivierte literarische Geselligkeit .liebte, in seinem schönen Heim in Zollikon bei Zürich als Gäste gesehen. Auch mit einer Reihe österreichischer Autoren hatte — oder hat er nochenge .Kontakte, so mit Rilke, Otto Stoeßl. Wildgans, Beer-Hofmann, Stefan Zweig. Felix Braun, Csokor und Mell. Ein eigener Abschnitt der Autobiographie umfaßt „Bildnisse verehrter Dichter”: Spitteier, Paul Ernst, Hesse, Le Fort, Carossa, Rilke und Gerhart Hauptmann, Hier wird mehr die menschliche, private Seite als das Werk charakterisiert.

Aus dieser anziehend und oft mit abgeklärtem Humor geschriebenen , .Lebensrückschau gewinnen Wir das klare Bdd emeri- deg :beeten literadfccbenS Tmdüftöfftn verpilidbtetCTi, harmonisch jgd MeIWR Mannes — er ist ein Verehrer Goethes der sowohl als Dichter als auch als verständnisvoller Kritiker und Förderer echter Leistung das Schweizer Geistesleben seit mehr als einem halben Jahrhundert wesentlich beeinflußt. Manche, mehr private familiengeschichtliche Schilderungen sind etwas zu breit geraten, stören aber nicht den Gesamteindruck.

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