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Ehe und Familie

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Ehe und Familie — Fieber und Heilung. Drei Vorträge, veranstaltet vom „Katholischen Bildungswerk in der Steiermark". Generalsekretariat der Katholischen Aktion, Graz, Leechgasse 24. 30 Seiten.

Die Ehekrise ist längst weithin zur Ehekatastrophe geworden. Ehe und Familie sind in der materialistisch orientierten Welt nicht bloß von der christlich-gnadenhaften, sondern auch von der menschlich-geistigen Höhe herabgesunken, sie sind unchristlich, untermenschlich, wenn nicht gar unmöglich geworden. Die vom Schöpfer gesegnete und vom Erlöser sakramental geadelte Liebes- und Lebensquelle steht nicht mehr im Dienste der Christenheit, aber auch nicht der Menschheit, weil eben nicht im Dienste des Lebens, sondern sie wird immer mehr zum liebeleeren Sterben. Drei Fachmänner nehmen für weitere Kreise dazu Stellung. Der Biologe Dozent Freisling bespricht die natürlichen Möglichkeiten und gibt wertvolle Winke für die Ehevorbereitung der Jugend bis herab zum Reife- und Kindesalter. Die individuelle „Aufklärung", für die er eintritt, muß für die Erstaufklärung des Kindes allgemein ange- strebt werden, doch wird für die Vollaufklärung im Reifealter die Gruppenbelehrung mit anschließender individueller Führung oft vorzuziehen sein. Der Pädagoge Professor Kapfhammer will mit temperamentvollem Freimut die Ehenöte sehen und verstehen lehren. Gegenüber gefährlichen Uebertreibungen betont er sehr richtig: „Wir dürfen nicht bloß die Aerzte, Jugendrichter und Fürsorgerinnen fragen, die fast nur mit Kranken zu tun haben und darum geneigt sind, zu glauben, es gebe keine Gesunden mehr auf dieser Welt!" Der Theologe Weihbischof Pietsch rechtfertigt den Standpunkt der katholischen Kirche und weist sehr gut auf den zur Gesundung der Ehe und Familie notwendigen, durch die Erlösungsgnade möglichen Heroismus der Liebe in der Ehe und Jungfräulichkeit hin. Ein aufrüttelndes, wertvolles Buch.

Des Lebens schöne Mitte. Gedanken über Liebe und Ehe. Von Felix Schottlaender. Ernst- Klett-Verlag, Stuttgart 1953. 140 Seiten. Preis 8.80 DM.

Geführt von der bescheidenen Sicherheit der reifen Erfahrung und gedrängt von der Sorge des verstehenden Helfers, legt ein Heilkünstler der kranken Tiefen der Seele dem Ehe- und Erziehungsberater, dem Heil- und Berufspädagogen, dem Seelenkundler und Seelsorger sowie den geistig etwas aufgeschlosseneren Eheleuten und Ehewerbern wertvolle Gedanken und Winke vor, nicht in schwerfällige Fachsprache gekleidet, veranschaulicht durch lehrreiche Bilder aus Dichtung und Leben, alles getragen vom Bestreben, vor seelischen Fehlhaltungen, die das Liebes- und Eheglück gefährden oder zerstören könnten, zu warnen und zu bewahren oder solche aufzuzeigen und zu heilen. Wie ein roter Faden durchzieht das Büchlein die Feststellung, daß Liebes- und Eheglück dem materialistisch orientierten Menschen fast notwendig versagt bleiben muß, weil er infolge Ueberbewertung der körperlichen Freuden und Verkümmernlassens der liebefähigen Seele nicht zu harmonischer leib-seelischer Ganzheit gelangt. Ob nicht bei der geistvollen Analyse der Liebe die scholastische Bewertung des Bonum, also des vermeintlichen oder wirklichen Wertes sowie die Unterscheidung zwischen sinnlicher und geistiger Liebe, zwischen natürlich-menschlicher und übernatürlich-göttlicher Liebe manches einfacher und klarer hätte sehen lassen? Ob nicht für den nichtfachmännischen Leser der Begriff des seelisch Gesunden allzu sehr eingeengt erscheint und so die Furcht vor seelischem Kranksein ungesund geweckt oder gesteigert wird? Bei scheinbar unlösbaren Eheschwierigkeiten wird der katholische Standpunkt vornehm respektiert; nur hätte man einen Hinweis auf den aus Glaubens- und Gnadenkraft herauswachsenden Heroismus der Liebe gewünscht.

Mann und Frau. Einführung in das Geheimnis der Ehe. Von Friedrich E. Frhr. v. G a g e r n. J. Knecht, Frankfurt a. M. 1953. 48 Seiten. Preis 1.50 DM.

Unter starker Betonung der „Notwendigkeit der Einheit von Liebe und Geschlechtlichkeit" (S. 21) will der Verfasser als Arzt und Psychotherapeut von christlicher Schau aus zur richtigen geschlechtlichen Erziehung vor der Ehe anleiten, um vor Fehlhaltungen in der Ehe zu bewahren. Taktvoll, aber klar wird auch die „Technik der Liebe" besprochen. Der Satz über den Zungenkuß (S. 37) wäre besser weggeblieben. Der Leser darf nicht vergessen, daß das gottgewollte Eheleben erbsünd- lich belasteter Menschen auf „Zucht und Maß" aufgebaut sein muß, wenn sie nicht dem Hedonismus eines raffinierten Auskostens verfallen und dem nicht selten notwendigen Heroismus des liebenden Verzichtens gewachsen sein wollen. Letzteren wird die in der Erlösungsgnade gereifte Liebe geben. Pius Frank, Stift Vorau

Verliebt — verlobt — verheiratet. Ein Ehekurs, heiter und ernst wie das Leben. Von Helene Haluschka. Styria, Steirische Verlagsanstalt, Graz-Wien. 171 Seiten. Preis 36.60 S.

Die geborene Französin und Wahlgrazerin, Helene Haluschka, hat sich mit ihren Romanen und Novellen, und auch als Uebersetzerin bewährt. Ihr Ehebuch nun ist eine zum romanhaften Ganzen gefügte Folge von Skizzen, die in unaufdringlicher Pädagogik die Beziehungen zwischen Mann und Frau kritisieren und korrigieren wollen. Sie behandeln, bei aller Heiterkeit der Dominante, ebenso ernst und gewissenhaft das Banale (in dem es ja genug Gefahren gibt!) wie die großen und gewichtigen Probleme der Ehe.

Bewundernswert ist die Verfasserin in ihrer Fähigkeit, auch über heikle Dinge zart und doch ernst zu reden. Sie zeigt sich uns als eine durch und durch gescheite Frau, die absolut „modern" denkt und zugleich in bestem Sinne „konservativ" ist. In dieser Verbindung eines haltbaren Fundaments mit einem in die Höhe der Stürme aufragenden Bau der Gedanken und Gefühle, liegt wohl die Bedeutung des Buches begründet. Und dazu kommt die lebhafte, fröhliche Art, die alles Lehrhafte freundlich gestaltet, und nicht zuletzt als reizendes Beiwerk der Buchschmuck von Professor Ernst v. Dombrowski. Es ist eine amüsante Lektüre und eine jener nicht allzu zahlreichen Schriften, bei deren Beurteilung die leere Redensart, es sei ein Buch, das jeden angeht, Inhalt und Sinn erhält.

Dr. Friedrich Wallisch

Klares Wissen um Reinheit und Liebe. Ein Jungmännerbuch über Reinheit und Charaktergröße. Von Dr. Josef Meier. Rex-Verlag, Luzern. 184 Seiten.

Kaum noch ist mir ein Buch über diese Fragen in so feiner, gediegener Aufmachung in die Hände gekommen wie dieses. Dem einladenden Aeußeren entspricht der ausgezeichnete Inhalt. Hier spricht ein erfahrener Jugendseelsorger in letzter Klarheit und Ehrfurcht über das Geheimnis des jungen Körpers, um die hohe Verantwortung für ihn. und zeigt auch den steilen Weg zum Sieg über alle Triebhaftigkeit. Verständlich, daß das Buch bereits in vierter Auflage vorliegt.

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