Valeria Parrella: Auf der anderen Seite
In den Golf von Neapel führt Valeria Parrellas engagierter Roman „Versprechen kann ich nichts“: zu Jugendlichen in der Strafanstalt auf der Insel Nisida.
In den Golf von Neapel führt Valeria Parrellas engagierter Roman „Versprechen kann ich nichts“: zu Jugendlichen in der Strafanstalt auf der Insel Nisida.
Welch eine Idylle, diese Inseln im Golf von Neapel! Auch Nisida, wo Lucullus einst prächtig zu feiern wusste, sieht einladend aus. Als allerdings die Pest in Neapel wütete, wurde auf Nisida ein Lazarett errichtet und die Insel mutierte zum Quarantänegebiet. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand hier eine Haftanstalt für jugendliche Straftäter – und diese ist Schauplatz von Valeria Parrellas nun ins Deutsche übersetzten Roman „Versprechen kann ich nichts“.
Die Schönheit der Lage ist zugleich eine Bedrohung: denn man könnte die Landschaft bestens für Tourismus vermarkten. Wo kämen dann aber jene Jugendlichen hin, die in diesem Gefängnis keine Gewalt, hingegen so etwas wie Verlässlichkeit und Vertrauen erleben können? Das fragt sich IchErzählerin Elisabetta Maiorano, die an diesem so anderen Ort Mathematik unterrichtet. Mindestens so intensiv wie mit den Schülerinnen und Schülern ist sie auch mit sich selbst beschäftigt. Die 50Jährige hadert im dritten Jahr nach dem Tod ihres Mannes noch mit der Einsamkeit, aus der erst nach und nach Alleinsein werden kann.
Ein Damm führt vom Festland zur Insel. Der einst vulkanische Krater liegt wie ein Schiff im Meer vor Anker. Und wenn Elisabetta das Gefängnis betritt (und beim Eingang Utensilien wie etwa ihr Handy abgeben muss), wird die übliche Eichung außer Kraft gesetzt: „Sobald ich es betrete, muss ich mich laufend neu justieren, neu positionieren, mir über die Schulter und in mich hineinschauen und mein Urteil auf den Prüfstand stellen.“
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