Ja, Sie haben richtig gelesen. Denn obwohl die letzte Bescherung gerade vor einem Monat stattfand, fangen unsere Wünsche für die nächste schon jetzt an. Mit gutem Grund.
Begonnen hat es zwischen Christtag und Euro-Neujahr, als der Verband österreichischer Zeitungen VÖZ, die Dachorganisation der heimischen Zeitungsverleger, seine Mitgliedschaft beim Österreichischen Presserat, dem Selbstkontrollorgan der Zeitungen im Lande, einseitig kündigte. Die Organisation sei wenig effektiv, und man wolle zur Selbstkontrolle einen Verein gründen, in dem die österreichischen Zeitungen Mitglied sind. Die anderen bisherigen Träger des Presserats - die Journalistengewerkschaft, der Presseclub Concordia und der Zeitschriftenverband waren erbost über die Vorgangsweise des VÖZ (die furche-Debatte in Nr. 2/02, Seite 5, widmete sich dieser Kontroverse).
Dem kurzzeitigen verbalen Schlagabtausch folgte aber doch die Einsicht der einen in Verhandlungen und der anderen in eine Reform der Institution Presserat: Man einigte sich letzten Montagabend, den "alten" Rat bis Jahresmitte fortbestehen zu lassen und derweil neue "statutarische und organisatorische Grundlagen" zu verhandeln.
Der Presserat ist keine unwichtige Institution. Dort könnten - abseits der oft langwierigen Prozesse auf dem Gerichtsweg - die Mindeststandards für seriöse Medien überwacht werden. Dabei handelt es sich nicht nur um "Qualitätssicherung" im Sinne der Medienkonsumenten, sondern um ureigenes Interesse aller Printmedien und Journalisten. Dass sich die auflagenstärkste Zeitung im Land sich nicht an die Sprüche des Presserates gebunden fühlt, ist schon ein Skandal an sich.
Der Presserat neu steht somit noch länger aus. Darum drei Wünsche dazu - zumindest fürs nächste Weihnachtsfest: * ein Selbstverpflichtungsorgan, das auch von der Kronen Zeitung akzeptiert wird; * eine Institution, bei der sich die betroffenen Medien verpflichten, die sie betreffenden Sprüche auch zu veröffentlichen; * die Beschickung des Gremiums auch durch von Journalisten gewählte Vertreter.
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