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Astro-Traum

Es ist der alte Versuch der Lebe-deinen-Traum-Selbstverwirklichung, der Charles Farmer in seine Scheune treibt: Auf der Farm, mitten im texanischen Nirgendwo, wird an einer Rakete gebastelt, einem imposanten Metallberg, der dem verhinderten Astronauten endlich ermöglichen soll, die Erde von oben zu betrachten. "Astronaut Farmer" ist nicht nur ein traumwandlerisches Märchen, sondern auch eine köstliche Parodie auf das amerikanische Sicherheitsbedürfnis, denn FBI und CIA reagieren - nach 9/11 hoch sensibilisiert - nicht eben begeistert über des Farmers Pläne, während sie für die Medienwelt gefundenes Fressen sind. - Billy Bob Thornton, lange Zeit auf den Bad Boy abonniert, bildet das Herzstück des Independentfilmes, spielt den schrulligen Möchtegern-Astronauten nahe der Resignation, einen Cowboy, der in Astronautenmontur durch die Wüste reitet, während seine Kinder Pfannkuchen in Planetenform verspeisen. Groteske Auswüchse des amerikanischen Traumes treffen auf Lebensenttäuschungen, die aber mit beschwingter Leichtigkeit, frei von Pathos inszeniert - und durch wunderbare Darsteller wachgeküsst werden, interessante Gastauftritte inklusive. Die Botschaft: Ohne Träume haben wir gar nichts mehr … Nicole Albiez

Astronaut Farmer

USA 2006. Regie: Michael Polish.

Mit Billy Bob Thornton, Virginia Madsen, Bruce Dern, Bruce Willis.

Verleih: Polyfilm. 104 Min.

Höllen-Alptraum

Zukünftiges trifft auf Verdrängtes, Alltag auf Traumwandlerisches, ein verlassenes Schiff voller Geheimbündler auf die erhöhten Sicherheitsstandards nach 9/11 - und nüchterner Fake-Doku-Stil auf eine chaotische Spielfilm-Groteske: "Hölle Hamburg". Eine alleingelassene Schiffsbesatzung, Restposten einer kommunistischen Seegewerkschaft, nimmt Kontakt zu den Geisterkadern der Komintern auf. Und landet mit Hilfe einer Flaschenpost bei einer alleinerziehenden Dokumentarfilmerin, die eigentlich Statements zum Prachtprojekt Hamburger Hafen von Repräsentanten einholen sollte. Der Schauplatz, der Hafen, ist im Begriff, eine imposante Modernisierung zu erfahren. Und doch spukt die Marineabteilung der Komintern durch die Reihen. Die Hölle, wie sie in Ted Gaiers und Peter Otts Imagination aussieht, ist ein verstörender, wilder Ort. Und alles andere als leicht zugänglich. Nicole Albiez

Hölle Hamburg

D 2007. Regie: Peter Ott, Ted Gaier.

Mit Martina Schiesser, Ibrahima Sanogo, Olajide Akinyosoye.

Verleih: Top. 88 Min.

Afrika-Einebnung

Fünf Artisten aus André Hellers Zirkus-Show "Afrika! Afrika!" vollbringen in Othmar Schmiderers Dokumentarfilm "Back to Africa" nicht nur allerlei Kunst- und Musik-Stücke mit unglaublichen Körperverrenkungen und rasanten Trommel-Rhythmen. Anliegen des Streifens - des Eröffnungsfilm der diesjährigen Diagonale - ist es vielmehr, die Künstler in ihre Heimatländern zu begleiten: Da, wo sie herkommen, brauchen ihre Großfamilien das Geld, das sie in Europa verdienen. Gemeinsam wird gefeiert, gegessen, musiziert und getanzt. So ist das halt in Afrika, könnte man meinen.

Regisseur Schmiderer hat dabei allerdings vergessen, dass seine fünf Künstler aus unterschiedlichsten Regionen Afrikas stammen: aus Ghana, Gambia, von der Elfenbeinküste, aus dem Senegal und dem Kongo. Unterschiede zwischen diesen Regionen macht er aber kaum, und so erscheint der Kontinent als seltsame Einheit, die er nicht ist. Weniger wäre mehr gewesen: Hinzu kommt nämlich, dass Schmiderer niemals wirklich in die Tiefe gehen kann, weil ihm bei fünf Porträtierten in 98 Minuten gar keine Zeit dazu bleibt. Wohl eine sehr europäische Angewohnheit. Denn wie sagt einer der Tänzer im Film: "Zeit ist Geld. Die in Europa haben das Geld. Wir haben die Zeit." Matthias Greuling

Back to Africa

A 2008. Regie: Othmar Schmiderer. Verleih: Poool. 97 Min.

Ab 25.4. im Kino

Star-Vehikel

Tim (Jimi Blue Ochsenknecht) ist sechzehn und ziemlich cool. Muss er auch sein, immerhin ist sein Vater (Uwe Ochsenknecht) Pilot bei der Luftwaffe, und alle paar Monate geht's in ein neues Land - also neue Schule, neue Freunde, neue Umgebung. Doch diesmal kann Tim nicht mitkommen, zu gefährlich. Also wird er auf eine kleine Nordseeinsel verfrachtet, zur Oma. Und dort gerät der coole Neue mit dem Anführer der Schnösel-Clique gleich mal aneinander - denn Tim beschützt den dicklichen Erik vor dem Spott der anderen. Nun hat er zwar einen Freund gewonnen - aber auch einige Feinde. Um so mehr, als Tim sich in die Freundin des Schnösels verliebt. Dramatische Momente sind unvermeidlich, lösen sich am Ende aber in allgemeines Wohlgefallen auf.

"Sommer" ist ein pures Starvehikel für Uwe Ochsenknechts jüngeren Sohn Jimi, der sich als junger Rabauke bei den "Wilden Kerle"-Fußballfilmen als veritables Star-Material herausgestellt hat. Trifft sich bestens, dass Jimi nun auch eine Musik-Karriere eingeschlagen hat, deswegen darf er im Film auch eine Nummer singen. Die zehn- bis fünfzehnjährigen Fans sind begeistert, begleitende Eltern oder verirrte Cineasten können maximal den Kopf schütteln. Magdalena Miedl

Sommer

D 2008. Regie: Mike Marzuk. Mit Jimi Blue Ochsenknecht, Sonja Ger-hardt, Jannis Niewöhner, Uwe Ochsenknecht. Verleih: Disney. 108 Min.

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