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Ade, Engelwerk!

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In „Mayerlings Rätsel“ (FURCHE 48/1988) ist etwas Licht gekommen. Dort Studierende, die in Wien Priester werden wollen, müssen noch ins Wiener Priesterseminar.

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In „Mayerlings Rätsel“ (FURCHE 48/1988) ist etwas Licht gekommen. Dort Studierende, die in Wien Priester werden wollen, müssen noch ins Wiener Priesterseminar.

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Fünf im Mayerlinger Studienhaus „Collegium“ Sanctissi-mae Trinitatis“ wohnende und an der Hochschule Heiligenkreuz studierende junge Männer hatten auf Madeira und in Brasilien engen Kontakt mit dem umstrittenen „Opus Angelorum“ (Engelwerk). Einige weitere der knapp über zwanzig Mayerlinger Studenten wurden durch einen Engelwerk-Priester namens Morscher vermittelt.

Diese Darstellung der FURCHE hat der Superior des Studienhauses und Präpositus des Oratoriums des heiligen Philipp Neri, Heribert Bastei (seinen Leserbrief vom 1. Dezember finden Sie auf Seite 2 dieser Ausgabe), in der „Kathpress“ vom 6. Dezember bestätigt. Laut „Kathpress“ betonte er aber, „die Studenten hätten sich vom .Engelwerk' getrennt“ und auch Morscher „trenne sich jetzt“ davon.

Abt Gerhard Hradil vom Zisterzienserstift Heiligenkreuz bestätigte der FURCHE, daß jene Studenten, die in Brasilien waren, schriftlich ihre Trennung vom Engelwerk bezeugen mußten. Heiligenkreuz nehme, so der Abt, alle Studenten auf, die einen Bischof oder Orden hinter sich haben. Im Falle Mayerling sei zunächst die Erzdiözese Wien, dann das Oratorium als der erforderliche Rechtsträger aufgetreten.

Das Studienhaus „Collegium Rudolphinum“ in Heiligenkreuz, aus dem die fünf genannten Studenten (mit sieben anderen, die offenbar beim Engelwerk blieben) auf Anregung des emeritierten Salzburger Dogmatikers Ferdinand Holböck 1986 zum Opus Angelorum nach Madeira und Brasilien gegangen waren, hatte sich jedenfalls nicht bereit erklärt, die fünf wieder aufzunehmen.

Daß Pater Heinrich Morscher dem Engelwerk ade gesagt hat, war sogar dem Münchner Weihbischof und Engelwerk-Kenner Heinrich von Soden-Fraunhofen neu. Morscher sei, so Soden zur FURCHE, in den letzten Jahren Aspirant für die Aufnahme in den mit dem Engelwerk eng verknüpften Orden der Regularka-noniker vom Heiligen Kreuz gewesen.

Vorher hatte Morscher dem Orden der Missionäre vom kostbaren Blut angehört, aus dessen Reihen nun der künftige Spiritual des Mayerlinger Studienhauses kommen soll: Pater Werner Schmid, derzeit noch in Traunstein in Bayern im Einsatz. Schmids Primiz-prediger war übrigens der bereits genannte Theologe Ferdinand Holböck.

Wie Superior Heribert Bastei gegenüber „Kathpress“ erklärte, stehe er dem Engelwerk nicht nahe, könne aber „manche heftige Angriffe auf diese Vereinigung nicht verstehen“.

Mit der Meinung, hier suchten sich progressive und modernistische Katholiken neben dem „Opus Dei“ eine weitere besonders rechtgläubige und konservative Organisation als Zielscheibe, ist jedenfalls das harte Vorgehen deutscher Diözesen gegen das Engelwerk nicht erklärbar.

Der gewiß nicht progressive Münchner Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter, schrieb in seiner Verfügung vom 25. März 1988, mit der er Veranstaltungen des Engelwerkes in seiner Erzdiözese untersagte: „Meine bischöfliche Verantwortung verlangt von mir, alles zu tun, den Glauben unversehrt zu bewahren, die Gläubigen vor falschen Lehren zu schützen und jene, die vom rechten Weg abgewichen sind, wieder zurückzuführen.“

Und er betont, daß die von den Priestern des Engelwerkes „verkündete Engellehre mit der Engellehre der Kirche nicht in Einklang steht“. Tatsächlich konstatieren die Autoren erst heuer erschienener Artikel im Engelwerk das Wiederaufleben einer jüdischen Sekte (Gunther Burkhardt im Juni in der Zeitschrift „Code“ oder Johannes P. M. van der Ploeg im Mai-Juni-Heft der „Una-Vo-ce-Korrespondenz“, wo van der Ploeg gleichzeitig Edward Schil-lebeeckx „Irrlehren“ vorwirft).

Katholiken, denen die dort zitierten Schriften und Lehren des Engelwerks nicht bekannt sind, ist UnVoreingenommenheit, ja vielleicht sogar Sympathie gegenüber dem Engelwerk nicht zum Vorwurf zu machen. Bei angehenden Priestern ist aber sicher genau zu prüfen, wie weit sie (noch) an solchem Gedankengut oder an Lefebvres Lehren (auch dieser Verdacht ist in Mayerling nicht ganz ausgeräumt) hängen.

Weise Entscheidung

Es ist richtig und weise, daß der Wiener Erzbischof, Kardinal Hans Hermann Groer, von jenen Mayerlinger Studenten, die Priester der Erzdiözese Wien werden wollen, verlangt, daß sie zumindest zwei Jahre auch im Wiener Priesterseminar verbringen müssen.

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