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Die Spurnasen in der Praxis

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Wie oft in Österreich eine Lebensmittelkontrolle durchgeführt wird, hängt von der Art des Betriebes ab. In Fleischhauereien werden beispielsweise einmal im Monat Proben gezogen, Betriebe mit wenig sensiblen Produkten werden durchschnittlich einmal jährlich kontrolliert. (Bei Importen ist eine verbindliche Kontrolle bei bestimmten Produkten, etwa Fleisch und Fleischkonserven, vorgeschrieben. Der Rest wird stichprobenartig kontrolliert.)

Der Grund für eine Probenziehung im Inland kann

sein: der jährlich vom Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz erstellte Revisionsplan, eine vom Landeshauptmann angeordnete Probenziehungsaktion, ein Verdacht seitens der Lebensmittelpolizei oder eine Konsumentenbeschwerde. Die amtlich gezogene Probe wird, so sie das Kontrollorgan nicht selbst beurteilen kann, der örtlichen zuständigen staatlichen Lebensmitteluntersuchungsanstalt übermittelt.

Wie wird untersucht? Zunächst werden die Verkostung und die bakteriologische Untersuchung durchgeführt. Letztere ist eine spezielle Technik zur Auffindung von Schimmelpilzen, Salmonellen etc. Bei der chemischen Untersuchung werden diejenigen Richtwerte geprüft, die in Verordnungen oder im österreichischen Lebensmittelbuch zahlenmäßig festgelegt sind bzw. aus denen der Sachverständige aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen Beurteilungskriterien ableiten kann.

Hier setzt die Kritik an der Kontrolle ein: Was nicht gesucht wird, kann nicht gefunden werden. Ein Fälscher ist mit seiner Idee dem Untersucher stets voraus. Erschwerend ist auch noch, daß man es — besonders bei verbotenen Aufzuchtmitteln — mit hochwirksamen Substanzen zu tun hat, die in geringen Konzentrationen angewendet und vom lebenden Tier ziemlich rasch wieder ausgeschieden werden. Es gilt mitunter, Substanzen aufzuspüren, die im Lebensmittel im Verhältnis 1: 1,000.000.000.000.000 (15 Nullen) enthalten sind.

Um eine Unzahl von anderen chemischen Verbindungen trennen zu können, die in ähnlich geringen Mengen neben der gesuchten Verbindung vorliegen, und um die richtige zu erfassen, braucht man hochempfindliche Geräte, zu deren Bedienung hochqualifiziertes Personal notwendig ist.

Theoretisch sind solche Probleme von der modernen analytischen Chemie gelöst. Der erforderliche Aufwand ist in der Praxis zum Teil jedoch schon so hoch, daß eine umfassende Kontrolle nicht mehr möglich ist.

Bei diversen Verfahren fallen außerdem große Mengen chemischer Produkte an, wie zum Beispiel organische Lösungsmittel, Säuren und andere die Umwelt stark belastende Verbindungen, die als Sondermüll aufwendig entsorgt werden müssen.

Der Autor ist Lebensmittelchemiker in der Wiener Lebensmittelversuchsanstalt.

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