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Kurdenhilfe per Nationalkomitee

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Intensiv für ein „Österreichisches Nationalkomitee Kurdenhilfe" setzen sich seit einer Woche Spitzenvertreter der Werbewirtschaft ein. Den Anstoß gab ein Vortrag des Wiener Alterzbischofs, Kardinal Franz König.

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Intensiv für ein „Österreichisches Nationalkomitee Kurdenhilfe" setzen sich seit einer Woche Spitzenvertreter der Werbewirtschaft ein. Den Anstoß gab ein Vortrag des Wiener Alterzbischofs, Kardinal Franz König.

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„Ich freue mich, daß so viele Menschen in Österreich bereit sind, den kurdischen Flüchtlingen zu helfen. Es gibt eine Vielzahl von Initiativen, und jede einzelne von ihnen ist zu begrüßen. Vielleicht könnte aber noch mehr Hilfsbereitschaft mobilisiert werden, wenn man in Österreich ein .Nationalkomitee für Kurdenhilfe' ins Leben riefe. Selbstverständlich nicht, um die schon angelaufenen Initiativen und Hilfsmaßnahmen zu ersetzen, sondern um sie zu bündeln und zu verstärken."

Diese Worte von Kardinal König fielen am 15. April bei einem Vortrag auf Einladung der Österreich-Sektion der IAA (International Adveitising Association) im Wiener Hotel Mar-riot. „Ad hoc", so der Präsident von IAA-Österreich, Hubert Friedl, Leiter der Werbeabteilung der Creditan1 stalt-Bankverein und Mitglied des FURCHE-Aufsichtsrates, engagierte sich der IAA-Vorstand als „Drehscheibe" für die Gründung eines solchen Komitees.

Spontan positiv auf die Komitee-Idee reagierten Bundespräsident Kurt Waldheim, Staatssekretär Peter Jan-kowitsch, der Kardinal König für den Vorsitz vorschlug, Simon Wiesenthal vom Jüdischen Dokumentationszentrum, Vertreter der Bundeswirtschaftskammer, Kurdensprecher Ibrahim Pirot, Caritas-Direktor Helmut Schüller und derevangelische Bischof Dieter Knall. Kardinal König berichtete der FURCHE, auch „Kronen-Zeitung"-Eigentümer Hans Dichand

habe ihm persönlich versichert, er tue „selbstverständlich" mit.

Während Jankowitsch sich das Komitee\als „wichtige politische Absicherung" einer humanitären Aktion vorstellt, sieht Hubert Friedl in erster Linie „humanitäre Agenden"

des Komitees, politisches Agieren sei nicht Aufgabe der IAA. Dem Komitee gehe es nicht um weitere Aufrufe zu Geldspenden (dafür gebe es genug Institutionen), sondern um andere-Hilfe (Material, Nahrung, Quartiere für Asylanten). Bisherige Reaktionen seien sehr positiv, Konkretes werde in ein bis zwei Wochen feststehen.

Ziel der derzeitigen österreichischen Kurdenhilfe (Bundesregierung, Gemeinde Wien, Caritas und Rotes Kreuz) ist ein „Österreich-Camp" für 20.000 Flüchtlinge nahe der iranischen Stadt Urumiyeh, diese Woche ist ein Großtransport mit 40 Tonnen Hilfsgütern dorthin unterwegs. Der Wiener Caritas-Direktor Helmut Schüller meint, ein Nationalkomitee könnte bewirken, daß das Elend der Kurden nicht binnen weniger Wochen vergessen wird, wie das bei anderen Katastrophen der Fall sei. Man müsse den humanitären und den politischen Aspekt des Kurdenproblems getrennt sehen. Humanitäre Aktionen dürften „nicht zum Ersatz für politische Lösungen werden".

Auch Kardinal König wies gegenüber der FURCHE auf den politischen Hintergrund des Problems hin: „Es geht um ein Abwehren von Aggression, um einen Appell an die Vereinten Nationen, die Menschenrechte zu schützen, und darum, daß man ein Volk nicht auf die Dauer in Zelten wohnen lassen kann."

In seinem eingangs zitierten Vortrag „Die religiöse Komponente des Golfkriegs" ließ der Kardinal erkennen, daß er Krieg für kein geeignetes Mjttelzur Lösung von Konflikten hält: „Auch der Golfkrieg hat keines der Probleme gelöst, er hat nur unsägliches Leid über die Betroffenen gebracht, und die Kurden-Tragödie ist letztlich eine seiner Auswirkungen."

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