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Schwere Niederlage für den Frieden
Während Österreichs Außenminister Alois Mock gemeinsam mit den Außenministern Polens, Ungarns und Sloweniens in den USA bei UNO und Bush-Administration für einen Einsatz in Bosnien warb, wurde die serbische Gewalt-Politik durch Wahlen erneut bestätigt.
Während Österreichs Außenminister Alois Mock gemeinsam mit den Außenministern Polens, Ungarns und Sloweniens in den USA bei UNO und Bush-Administration für einen Einsatz in Bosnien warb, wurde die serbische Gewalt-Politik durch Wahlen erneut bestätigt.
Eines werden die Wahlen mit Sicherheit nicht bewirken: Frieden im ehemaligen Jugoslawien. Es liegen keine genauen Zahlen vor, aber der Krieg in Bosnien dürfte schon an die 130.000 Tote gekostet haben. Millionen sind als Flüchtlinge unterwegs. In Bosnien und Teilen Kroatiens herrscht ein Dritte-Welt-Elend.
Daß Friede auch nach einem Wahlsieg des Serbo-Amerikaners Milan Panic - bisher Verbal-Pazifist und Kurzzeit-Premier Rest-Jugoslawiens - in Bosnien nicht rasch eingekehrt wäre, darf als gesichert angenommen werden. Doch so weit ließen es die Serben erst gar nicht kommen: Die Nationalisten eines Vojislav Seselj -der radikale Tschetnik-Führer war in den letzten Tagen vor der Wahl angeschossen worden - konnte mit 20 Prozent (Meinungsforscher hatten ihnen nur zehn gegeben) reüssieren.
Der große Gewinner ist Slobodan Milosevic, dessen verführerisches Charisma noch lange nicht abgenützt ist. Milosevics regierende Sozialistische Partei Serbiens (SPS, Ex-Kommunisten) hat zwar die absolute Mehrheit im serbischen und rest-jugoslawischen Parlament verloren, die Serbische Radikale Partei (SRS) Seseljs wird aber in einer wahrscheinlichen Koalition den bisherigen Kurs Groß-Serbiens weitertragen. Die genauen Größenverhältnisse waren bei Redaktionsschluß noch nicht bekannt, auch nicht, wie die Opposition, das Bündnis Demokratische Bewegung Serbiens (DEPOS) und die Demokratische Partei (DS) abgeschnitten hat.
Bei der Präsidentschaftswahl hat sich Milosevic als Sieger erklärt. Milan Panic - seine Gefolgsleute sprechen von einem 47 zu 47 Prozentanteil gegenüber Milosevic - will die Wahl anfechten. Es soll schwere Unregelmäßigkeiten bei den Parlamentsund Präsidentschaftswahlen in Rest-Jugoslawien am vergangenen Sonntag gegeben haben. Was der Wahlausgang für die Kriegslage am Balkan und das weitere Schicksal der gesamten Region bedeutet, kann kaum abgeschätzt werden. Die Kroaten befürchten einen neuerlichen „Marsch auf Zagreb", was Beobachter aber als die unwahrscheinlichere Variante abtun. Viele verweisen jedoch auf Kosovo und Mazedonien, wo Milosevic und die Nationalisten nächste Ziele zur Umsetzung ihrer großserbischen Idee sehen könnten. Während Kosovo ohnehin fest im Würgegriff Serbiens liegt, könnte ein Griff nach Mazedonien die Situation übergreifend nach Griechenland weiter destabilisieren. Pessimisten sehen bereits eine Auseinandersetzung zwischen zwei NATO-Staaten, dem orthodoxen Griechenland und der moslemischen Türkei, heraufdämmern.
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