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Eine Theologie für unsere Zeit
Dieses Buch enthält die „summa theologiae“ des Tübinger Theologen Hans Küng und kann als eine der wichtigsten theologischen Neuerscheinungen gelten.
Dieses Buch enthält die „summa theologiae“ des Tübinger Theologen Hans Küng und kann als eine der wichtigsten theologischen Neuerscheinungen gelten.
Hans Küng hat es schon in seinen früheren Büchern verstanden, Theologie in eine Sprache zu verwandeln, die theologisch Wesentliches erfaßt, zugleich aber die Lebenswelt der Menschen umgreift. Sein umfassendes neues Werk setzt in manchem sein Buch „Christ sein“ und seine jüngsten Ausführungen zum Weltethos fort.
Theologisch dichter als manche seiner früheren Bücher unternimmt der Autor hier den Versuch, das Christentum in seinem zentralen Grundgedanken auf den Begriff zu bringen, indem er Wesen und Unwesen des Christentums in seiner geschichtlichen Dimension durchdenkt. Mittels Paradigmenanalyse sucht Küng einen Zugang, der verstehen läßt, wie in geschichtlichen Konstellationen ein Wandel im Selbstverständnis und in den Erscheinungsformen des Chri stentums erfolgt. So wird deutlich, wie in der Krisensituation kirchlicher Religiosität an der Schwelle zum dritten Jahrtausend eine neue vertiefte Aneignung des Christentums als Rückbesinnung auf seinen Ursprung nötig, aber auch möglich ist.
Das Buch ist kritisch, aber anders als viele zeitgeistige Bücher, die Religions- und Kirchenkritik aus Publi- zitätssgründen produzieren, ist es radikal, indem es auf die richtungweisenden Wurzeln des Christentums zurückgeht: Küng geht es um Wesentliches, ja seine Frage nach dem Wesen ist gerade die nach dem in der Geschichte hindurch in die Zukunft hinein bleibend Wesentlichen.
Damit setzt der Konzilstheologe Küng das fort, was das Vatikanum II als Reformkonzil begonnen und die gegenwärtige Amtskirche scheinbar vergessen hat: das Christentum in die jeweilige Zeit hinein zu vermitteln, Sprachformen zu suchen, die verstan den werden. Der Reichtum an Information und theologischen Fakten, der hier geboten wird, erdrückt den Leser nicht, sondern geleitet ihn in das Geheimnis des Religiösen.
Ein kritisch-konstruktiver Dialog mit Küng müßte fragen, ob seine Denkstruktur wirklich so dialektisch ist, wie sie sein möchte, oder ob sie sich nicht gelegentlich an den Phänomenen vorbeistiehlt; ob die Auseinandersetzung mit einzelnen Denkern nicht manchmal verkürzt ist; ob nicht das radikale Fragen nach dem Wesen des Christentums zugunsten von Antworten zu sehr zurückgedrängt ist. Ein Dialog ist aber nur dort möglich, wo ein Autor etwas zu sagen hat.
DAS CHRISTENTUM
Wesen und Geschichte.
Die religiöse Situation der Zeit Von Hans Küng.
R. Piper Verlag, München 1994.
1.056 Seiten, öS 687,-.
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