Zehn Jahre für den Frieden

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Gewaltfreiheit aktuell: Die Vereinten Nationen haben das laufende Jahrzehnt zur "Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder dieser Welt" erklärt. In Österreich setzt sich für die Ziele dieser Dekade ein nationales Netzwerk ein.

Neues Leben aus der Kraft der Gewaltfreiheit für unsere Kinder und Jugendlichen, für die künftigen Generationen! Dieser dringliche Appell der Friedensnobelpreisträger hat die Generalversammlung der UNO am 10. November 1998 dazu bewogen, die Zeit von 2001 - 2010 zur "Internationalen Dekade für die Entwicklung einer Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt" zu erklären. (Aus der Charta der Internationalen Dekade für die Entwicklung einer Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder dieser Welt.)

Organisationen, die ihre inhaltlichen Prioritäten nach dieser UNO-Resolution ausrichten, sehen sich vielfältigen Herausforderungen gegenüber - globalen Problemen und weltweiten Konflikten ebenso wie Ungerechtigkeiten und ungelösten Fragen hierzulande. Es ist schwer zu entscheiden, wo anzusetzen ist: Auf der einen Seite geht es um die aktive Mitarbeit an einer Welt, in der Konflikte ohne Waffengewalt gelöst werden und Menschenrechte sowie Demokratie für alle gelten. Auf der anderen Seite gibt es die Not innerhalb der eigenen Gesellschaft, in der sicherzustellen ist, dass unseren Kinder und künftigen Generationen die Unterstützung, die Bildung, die Möglichkeiten für individuelle Entwicklung in einer Kultur der Gewaltfreiheit zuteil wird.

UNO-Dekade in Österreich

Im Jänner 2000 haben etwa 30 Nichtregierungs- und Nonprofit-Organisationen das "Österreichische Netzwerk für Frieden und Gewaltfreiheit" gegründet, um gemeinsam an der Verwirklichung wenigstens einiger Anliegen der UNO-Dekade zu arbeiten. Es war nicht leicht, die Plattform für alle Mitglieder des Netzwerkes richtig zu gestalten: Organisationen, die Teil religiöser Strukturen sind, haben unterschiedliche Ziele, aber einen ähnlichen spirituellen Hintergrund; Institutionen, die ihre Aufmerksamkeit vor allem auf globale Krisenherde richten, haben einen anderen Rahmen für ihre Aufgaben; Institutionen, die direkt mit jungen Menschen und/oder Frauen, die Opfer von Gewalt sind, arbeiten, konzentrieren sich vor allem auf diese spezifischen Fragen.

Dennoch wurde nach einem zweijährigen Diskussionsprozess, der in Kleingruppen und an Studientagen stattfand, von der Mitgliederversammlung im Jänner 2003 ein gemeinsames Dokument verabschiedet, das die "Anliegen, Forderungen und Maßnahmen" des Netzwerks formuliert.

Anliegen & Forderungen

In diesem Dokument finden sich

* Überlegungen zur Friedenserziehung - von der Lehrerausbildung bis zum Unterricht -,

* die Forderung, die UNO-Konvention über Kinderrechte in den Verfassungsrang zu erheben,

* die Anregung, eine Stelle und/ oder eine Telefonnummer in jedem Bezirk Österreichs zu schaffen, wohin sich junge Menschen und ihre Mütter, die Opfer von Gewalt sind, wenden können,

* die Forderung nach besserer Unterstützung und faireren Verfahren für Asylwerber in Österreich;

* dazu konkrete Aktionen, wie sie im Frauenvolksbegehren 1997 angeregt wurden,

* Forderungen nach Kontrolle von Kleinwaffen

* sowie die Einrichtung einer "Friedensstiftung", die nicht zuletzt aus dem Freiwerden von Mitteln durch den schrittweisen Abbau des Militärs dotiert werden soll;

* außerdem soll an der Verminderung der Armut gearbeitet werden - in Österreich durch Einführung einer Grundsicherung für alle und auf internationaler Ebene durch Lobbying für eine gerechtere Wirtschaftsordnung.

Das Dokument ist auch in dem neu erschienen Buch "Dem Rad in die Speichen fallen" enthalten, das ebenfalls ein konkretes Ergebnis der Arbeiten des Netzwerks darstellt (siehe Kasten oben rechts).

Bei der Mitgliederversammlung im Jänner 2004 werden die Organisationen entscheiden, welche Aktivitäten vom gesamten Netzwerk weiter unterstützt werde.

Begegnung schafft Frieden

Dreimal - jeweils im November - wurde vom Netzwerk (u.a. gemeinsam mit dem Bildungsministerium) eine Friedenswoche im Rahmen der Global Education Week organisiert. Innerhalb dieser Woche veranstaltete das Netzwerk in Kooperation mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich auch einen Studientag, "Gewalt überwinden - mit Sprache verantwortlich umgehen" war dieses Jahr das Thema.

Zum zweiten Mal organisierte eine Gruppe von Netzwerk-Mitgliedern einen Studientag für 15-Jährige unter dem Titel "Wer ist anders": Dort begegneten Wiener Schüler - der Islamischen Fachschule für Soziale Bildung, eines Gymnasiums im 10. Wiener Gemeindebezirk, der Berufsschule Mollardgasse - in Kleingruppen etwa einem minderjährigen unbegleiteten Flüchtling, einem Obdachlosen, einer Frau mit Down-Syndrom oder einem 82-jährigen Mann, der über seine Erlebnisse aus den Zweiten Weltkrieg erzählte. Auch eine Begegnung mit einem Nigerianer, der nach 10 Jahren endlich die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt, gehörte zu diesem Programm.

Noch viel zu tun

Nach nunmehr vier Jahren kann das Österreichische Netzwerk eine positive Bilanz ziehen. Das französische Netzwerk hat die internationalen Aktivitäten organisiert - auch die Österreicher sind darin repräsentiert.

Es bleibt aber noch viel zu tun: In Österreich decken die derzeit 35 Mitgliedsorganisationen (siehe Kasten links) noch nicht alle Regionen des Landes ab, und es gibt noch zu wenig Gruppen, die die vielen Aspekte von Frieden und Gewaltfreiheit für die künftigen Generationen von Kindern repräsentieren. In den meisten Gruppen gibt es noch zu wenig Engagierte, die die Zeit und auch die Energie aufbringen können, gemeinsam an Projekten zu arbeiten, die nicht Teil ihres Brotberufs sind.

Es liegen aber noch weitere sieben Jahre der UNO-Friedens-Dekade vor uns - und auch danach wird die Arbeit für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit noch lange nicht beendet sein.

Die Autorin ist Mitglied des Koordinierungsteams des Österreichischen Netzwerks für Frieden und Gewaltfreiheit sowie von k.i.d.s. - forum für kinderschutz.

INFORMATIONEN IM INTERNET:

www.friedensnetzwerk.at

Netzwerk

Mitglieder im Österreichischen Netzwerk für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit:

Aktion Kritisches Christentum- ARGE Jugend gegen Gewalt u. Rassismus - Brücken f. d. Frieden - Christian Solidarity International - ChristInnen f. d. Friedensbewegung - Evang. Akademie - Forum f. Lebens- u. Sozialberatung/Elternwerkstatt - Friedensbüro Salzburg - Gesellschaft f. bedrohte Völker - Grazer Büro f. Frieden u. Entwicklung - Hilfswerk Austria - Horizont 3000 - Humanistische Plattform - Inst. f. Gewaltverzicht - Inst. f. Sozialethik d. Kath. Theol. Fakultät Wien - Intern. Versöhnungsbund/Österr. Zweig - Jugend Eine Welt/ Don Bosco Austria - Kath. Aktion Österr. - Kath. Sozialakademie Österr. - k.i.d.s. forum für kinderschutz - Konfliktkultur - Koordinierungsstelle d. Österr. Bischofskonferenz f. Intern. Entwicklung u. Mission - LehrerInnen f. d. Frieden - National Coalition Building Institute (NCBI) - Netzwerk f. Lebensqualität - Oikocredit-Austria - Österr. Frauenföderation f. d. Weltfrieden - Österr. Friedensgesellschaft Bertha von Suttner - Österr. MedizinerInnen gegen Gewalt u. Atomgefahren (IPPNW) - Österr. Studienzentrum f. Frieden u. Konfliktlösung (Friedenszentrum Burg Schlaining) - Pax Christi Oberösterr. - Pax Christi Österr. - Pax Christi Vorarlb. - Service Civil International - Süd-Nord-Aktionsgruppe-Entwicklungsconsulting - Welt der Kinder/ Vorarlb. - Wiener Friedensbewegung

Buchtipp

Nobelpreisträger etc.

Gleich 13 Friedensnobelpreisträger (bzw. Vertreter von Organisationen, die den Friedensnobelpreis erhielten) haben Pete Hämmerle und Thomas Roithner - beide führend engagiert im beschriebenen Friedens-Netzwerk - im "Arbeitsbuch" versammelt, dass dieser Tage unter dem Titel "Dem Rad in die Speichen fallen" erscheinen ist. Klingende Namen wie Nelson Mandela, Kofi Annan, Rigoberta Menchú sind dabei - aber eben nicht nur diese.

Weitere Beiträge erläutern die UNO-Dekade für eine Kultur des Friedens sowie die ähnlich gelagerte "Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt": Alle gewichtigen österreichischen Stimmen zu diesen Fragen (natürlich mit dabei: Hildegard Goss-Mayr) erläutern die Grundlagen dieser Friedensarbeit und geben einen Einblick, was in Österreich bisher geschah und geschehen sollte - auf der Ebene der lokalen Friedenserziehung ebenso wie auf globalem Niveau. Kurz: Ein Pflichtbuch zum Thema. ofri

Dem Rad in die Speichen fallen

Stimmen von FriedensnobelpreisträgerInnen und das Österreichische Netzwerk für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit. Ein Arbeitsbuch

Hg. Pete Hämmerle, Thomas Roithner.

Wien 2003. 366Seiten, kt., e 15,-

Bezug: Thomas Roithner, c/o ÖSFK Wien, Wiedner Gürtel 10, 1040 Wien, E-Mail: thomasroithner@yahoo.com

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