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Die hohe Vernunft

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Wir bitten Dich, allmächtiger Gott: gib, daft wir stets auf Geistiges sinnen um in Wort und Tat vollbringen, was Dir wohlgefällig ist.

(Kirchengebet vom 2t . Sonntag nach Pfingsten, dew sechsten nach geholten Sonntag nach Erscheinung.)

Das gebräuchliche Übersetzungswort „geistig” klingt zwar tiefer und poetischer. Aber das Originalwort „ratio- nabilis” in diesem Kirchengebet stellt klarer dar, was gemeint ist. So ärgerlich es auch manchem Ohr klingen mag: das Wort „ratio” (Vernunft)

bildet hier den Stamm. Natürlich ist die menschliche Vernunft nicht alleinige Quelle und Wurzel unseres Gebets. Aber sie ist eine Gabe, um die ausdrücklich gefleht wird. Verstand steht in der üblichen Aufzählung der Gaben des Heiligen Geistes, die einem Isaiastext vom Messias entnommen sind, an zweiter Stelle gleich nach der Weisheit. Man kann sie schwer von dieser ersten abtrennen. Am ehesten hilft der rein menschliche Vergleich zwischen Strategie und Taktik zum Verständnis. Weisheit wäre demnach die grofje Schau der letzten Zusammenhänge, Ursachen und Ziele, Verstand aber die Übertragung dieses Wissens in die Praxis des täglichen Handelns, in das „rationabile obsequium”, das schon nach Meinung der Väter unseren Gottesdienst aus machf. Es ist eine helle, klarlinige Frömmigkeit, um die wir beten, um eine Grundeigenschaft, die wir nicht aus Eigenem heraus entwickeln können und die doch notwendig ist, wenn sich Worte und Taten zur harmonischen Einheit fügen sollen. Unwillkürlich tritt die Heilige in unser Blickfeld, deren Fest auf diesen Sonntag fällt: Elisabeth von Thüringen, die grofje Patronin der Caritas. Die Legende hebt die außergewöhnlichen, die „unvernünftigen” Züge ihres jungen, radikalen Lebens hervor, das Küssen der Aussatzschwären, die Maßlosigkeit der schenkenden Liebe, die harte Konsequenz ihres Exils, den Lobpreis des Tedeums im Augenblick völliger Besitzlosigkeit. Aber dahinter werden die Grundlinien dieses herrscherlichen Doseins sichtbar, die „hohe mäsze”, dje vollendete Persönlichkeitsent- fältung, deren groß angelegter ratio eben dies alles entsprach. Die innere Vernunft dieses Daseins war eine königliche, kein spießerisch-krä- merische. Aber sie war dennoch eine Vernunft, eine lichte, weiträumige, königliche Ordnung und Harmonie. Anders, gar nicht nach scheelsüchtigem Rechnen, klingt uns im Blick auf sie, das Gebetswort von der ratio, der „raison d’etre’ unserer christlichen Existenz im Ohr,

Nach seiner großen Sozialenzyklika „Mater et Magistra” hat Papst Johannes XXIII. erneut einige Grundzüge der katholischen Soziallehre der Gegenwart in einem wichtigen Dokument zusammengefaßt. In seinem Schreiben, das Kardinal-Staatssekretär Amleto Cicognani im Auftrag des Papstes aus Anlaß der Sozialen Woche der Katholiken Kanadas an den Erzbischof von Halifax, Msgr. Berry, richtete und das jetzt im Vatikan veröffentlicht wurde, wird neuerlich unterstrichen, daß Produktivität und Produktionsindex nicht die obersten Leitlinien bei der Gestaltung des Erzeugungsprozesses sein dürfen und daß die Entlohnung des Arbeiters nicht gänzlich den Gesetzen des freien Marktes überlassen werden darf. In dem Schreiben wird weiters auf die Bedeutung der Gewinnbeteiligung, des Mitspracherechtes und der sozialen Betreuung der Arbeiter verwiesen

Das Generalsekretariat der Zentralen Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil wies am Donnerstag Mutmaßungen über die Frage der Einladung nichtkatholischer Beobachter zum Konzil als verfrüht zurück. Noch verfrühter, so heißt es in einem Kommunique, seien auch Meldungen über die Art, in der eine eventuelle Einladung an die getrennten Brüder gerichtet werden könnte. Das Generalsekretariat nahm damit Stellung zu Vermutungen über den Ausgang der Abstimmung in der Zentralkommission über die Frage dieser Einladungen.

Nach den Weltkirchenkonferenzen von Amsterdam (1948) und Evanston (1954) hat der Ökumenische Rat der Kirchen die indische Hauptstadt für die Veranstaltung seiner dritten Vollversammlung gewählt. Aus mehr als fünfzig Ländern der Erde, aus 175 protestantischen, orthodoxen und anglikanischen Mitgliedskirchen treffen sich Mitte November in Neu-Delhi 625 offizielle Delegierte sowie zahlreiche Sachberater, Beobachter und Gäste — insgesamt mehr itfr Pefibhptt zu -wöchigen Beratungen. Einmal werden die Delegierten bereits ‘auf der Eröffnungssitzung über den lang geplanten und vorbereiteten Zusammenschluß des Ökumenischen Rates mit dem Internationalen Missionsrat abstimmen, den die Mitgliedsräte des letzteren bereits in ihrer Mehrheit gebilligt haben. Große Bedeutung für die künftige ökumenische Arbeit kann auch der Abstimmung über die Aufnahme der Russisch-Orthodoxen Kirche beigemessen werden.

Zum Thema der Vereinigung der katholischen und der Orthodoxen Kirche in theologischer Sicht sprach auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Ost in Wien P. Dr. Johannes Chrysostomus OSB. Er legte dar, daß eine dogmatische Trennung gar nicht bestanden habe und die jüngsten katholischen Dogmen von der Unbefleckten Empfängnis und der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel dem Geiste nach der orthodoxen Welt sehr nahe stünden, daß gerade die Muttergottes von den Orthodoxen sehr verehrt werde und daß auch die prinzipiellen Streitpunkte, wie das filioque, das- Fegefeuer, und die Unfehlbarkeit des. Papstes, mehr auf gegenseitiger Unkenntnis beruhten. Dies wäre für alle Christen im Kampfe gegen die Welt des Unglaubens von entscheidender Bedeutung.

In einem Aufruf an die Schweizer Katholiken forderten Bischöfe der Schweiz zum Gebet für die bevorstehende Weltkirchenkonferenz in Neu- Delhi auf. Wörtlich heißt es in dem Aufruf: „yom 18. November bis zum 6. Dezember dieses Jahres findet in Neu-Delhi (Indien) die Weltkirchenkonferenz statt. Wir laden unsere Gläubigen zum Gebet ein, auf daß der Heilige Geist den Mitgliedern dieses bedeutenden Kongresses und allen jenen, die sie vertreten, Licht und Kraft verleihe. Sicherlich wird der Herr, wenn wir so füreinander beten, Seinen Beistand verleihen, einander besser zu verstehen, Ihm besser zu dienen und Ihn, in Liebe vereint, leichter in der Wahrheit zu finden,”

Nationalratspräsident Dr. Ing. Figl hat den Ehrenschutz über den 8. Verbandstag der Krippenfreunde Österreichs übernommen, der vom 2. bis 3. Dezember erstmalig in Wien stattfindet. Krip- penfreunde aus ganz Österreich sowie aus Bayern und Südtirol werden dabei erwartet. Die wertvollsten Krippen Wiens werden anläßlich des Verbandstages in einer großen Ausstellung in den ..Katakomben” der Peterskirche der Öffentlichkeit bekanntgemacht die vom Dompropst der Wiener Stephanskirche, Prälat Josef Wagner, am Samstag, 25. November, 16 Uhr, eröffnet wird.

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