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Toronto-Ziel erreichen
Die Rede vom künstlichen Treibhauseffekt gehört nicht mehr allein zum Sprachschatz professioneller Schwarzmaler. Temperaturanstiege von bis zu drei Grad Celsius, Rückzug der Schneegrenze um 300 Meter und extremes Wetter sind nur einige der realen Bedrohungen durch den überhöhten Ausstoß von Kohlendioxid (COi). Mit dem Toronto Technologieprogramm (TIP) trachtet der österreichische Klimabeirat nun, bis zum Jahr 2005 nicht nur die C02-Emission um zwanzig Prozent (gegenüber 1988) zu senken, sondern auch, die heimische Wirtschaft durch einen „Innovationsschock" zu beleben.
CO-Emissionen treten auf bei der Wärmeversorgung, bei der Stromerzeugung in kalorischen Kraftwerken und im täglichen Straßenverkehr. In Anlehnung an die Abkommen der internationalen Staatengemeinschaft in Toronto 1988 lancierte Umweltminister Martin Bartenstein nun ein ehrgeiziges Programm, das den sozialen Wohlstand mit einem Viertel des gegenwärtigen Einsatzes fossiler Energieträger sichern soll. Die Zauberwörter heißen: erneuerbare Energieträger und höhere Effizienz bei der Bereitstellung und der Verwendung von Energie.
„Erneuerbare Energieträger" heißt konkret: statt mit stinkendem Öl, Kohle oder Erdgas, die nicht-nur die Umwelt extrem belasten, sondern auch irgendwann zur Neige gehen, soll mit Biomasse oder Biogas geheizt werden. Ein Blick zum Stanglwirt Balthasar Hauser, nahe bei Kitzbühel in Tirol, zeigt, daß dies nicht nur die Umwelt, sondern auch die Kasse schont: Drei bis vier Sägewerke beliefern den Stanglwirt mit Rinde, Sägespänen und Hackschnitzeln. Mit dem notwendigen Brennstoff also. Das Heißwasser wird über ein Fernwärmenetz zu den Gebäuden des Hoteldorfes transportiert und versorgt sie -bei Energiekosten von nur 2,3 Prozent des Jahresumsatzes - mit Wärme aus den heimischen Wäldern. Ein Konzept, das durchaus erweiterbar ist, meint Heinz Kopetz, Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes: „Das Problem ist nicht fehlendes Holz, sondern die Frage: wie bringe ich den Überschuß auf den Markt?"
„Höhere Effizienz bei Energiebereitstellung" etwa bedeutet, durch gemeinsame Erzeugung von Wärme und Elektrizität den Wirkungsgrad zu erhöhen. Erforderlich wäre, die Fernwärmenetze auszubauen, bei bestehenden Anlagen der Stromerzeugung auch die Abwärme zu nutzen und die Kraft-Wärme-Kopplung zu forcieren. Nicht zuletzt die bessere Verwendung
der Energie soll Kohlendioxid eindämmen: Neu- und Altbauten sollen bessere Wärmedämmung „verpaßt" bekommen. Aus dem Text des Tech-nologieprogrammes ertönt auch - leise zwar - die Zukunftsmusik eines intelligenten Verkehrskonzeptes. Zu hoffen wäre, daß es bald ans Ohr des neuen Verkehrsministers Caspar Einem dringt: vom geplanten „Be-de-sign des Verkehrs- in ein Mobilitätskonzept" ist die Bealität weit entfernt. Auch davon, „redundante Mobilität zu vermeiden, Fußgänger, Badfahrer und nicht zuletzt die „Öffis" zu fördern. Im Gegenteil: Autobestand und Treibstoffverbrauch nehmen rasant zu. Und wer die Bundesbahn benutzt, kann es vor allem älteren Personen nicht verdenken, auf das bequeme
Auto umzusteigen. Nun: laut 'ITP soll dies also anders werden.
Insgesamt sind - zwischen 1997 und 2005 - 99 Milliarden Schilling an Investitionen nötig, um CO in besagtem Ausmaß zu reduzieren. Die öffentliche „Anstoßfinanzierung", um die Investitionen in das Toronto-Technologieprogramm zu aktivieren, soll jährlich 1,44 Milliarden Schilling betragen. Den Löwenanteil werden die Länder aus dem Topf der Energiesteuer bereitstellen, der Bund wird mit 250 Millionen die Umwelt fördern, 360 Millionen werden durch Umschichtungen des Budgets aufgebracht. Die Ausgaben lohnen: bis zu 12.000 Arbeitsplätze könnten durch das „Umweltprogramm" geschaffen werden.
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