Das ist ein dickes Buch und ein vielschichtiges dazu, eines, das man sozusagen von verschiedenen Seiten her lesen kann:… als eine Fortsetzung der stattlichen Austrosimplicissimus-Saga, deren erstes Buch „Fepolinski und Wasch- lapski“ hieß und der eines Tages jener literarische Rang zuerkannt werden wird, den jetzt hauptsächlich greisenhaft-weinerlich Jung-Autobiographen so leichthin davontragen.… oder als eine sehr lehrreiche, weil von einem höchst kompetenten Insider verfaßte Historie des Großen Wiener Zeitungskrieges von 1956-1958 mit seinen bizarren Verflechtungen
Wenn wir damals als Kinder… … mit „wir” meine ich meine eigene Generation, also die der jetzt ungefähr 50- bis 65jährigen, eine Generation, die ungewöhnlich viel Geschichte zu leiden und zu leisten gehabt hat: denn wer kurz vor oder nach 1920 geboren wurde, ist während eines latenten Bürgerkrieges aufgewachsen, hat den Einmarsch Hitlers erlebt und die Auslöschung Österreichs, dann den Krieg mit seinen ungeheuren und nicht nur materiellen Zerstörungen, dessen Ende, eine neuerliche Besetzung, und schließlich einen Wiederaufbau; und dann, als endlich Ruhe hätte eintreten sollen, kam die Hochkonjunktur mit ihrem dschungel- gleich wuchernden Wirtschaftswachstum und ließ wie aus der Büchse der Pandora reihenweise jene scheinbar oder anscheinend völlig neuartigen Krisen, Komplikationen und Problemsyndrome entwachsen, mit denen wir uns jetzt herumzuraufen haben…
Als dieser Tage Sprecher der Volkspartei ihre Auffassung von politischer Kulturarbeit darlegten, meldeten sich alsbald Kritiker, die ein wenig vorwurfsvoll bemerkten, daß dies alles ja ganz schön und sogar interessant gewesen sei, daß sie aber doch den „Großen Wurf, den „Großen Plan“ vermißt hätten.Worauf man antworten muß: eine demokratische und pluralistische Gesellschaft, wie es die unsere (wenn auch mit etlichen diesbezüglichen Unzulänglichkeiten) ist, gewährt „Großen Plänen“ und „Grundlegenden Konzepten“ und wie man derlei sonst benennt, nun einmal keinen
Zwischen der österreichischen Dienstpragmatik, dem traditionellen Bürostil, dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch, dem Amtskalender einerseits und der österreichischen Literatur anderseits gibt es, wie man frühestens seit Grillparzer, der das Bürgerliche Gesetzbuch sprachlich überarbeitete, und spätestens seit Doderer wissen sollte, viele Zusammenhänge. Einer der Gründe dafür mag sein, daß die hiesige Bürokratie im Lauf der Jahrhunderte eine hochdifferenzierte Verwaltungssprache ausgebildet hat, deren reiche und differenzierte Mittel zur verbalen Bewältigung der Wirklichkeit offenbar vorzüglich geeignet sind.
Als einen Beweis für diese Hypothese lege ich den Routinebericht eines Wiener Wachmanns vor, der gewiß nur eine bescheidene Schulbildung genossen hat, dem man aber in der Marokkanerkaserne genug Verwaltungsstil eingetrichtert hat, um ihn instand zu setzen, einen komplizierten Vorfall samt den daraus abzuleitenden sicheren, wahrscheinlichen und möglichen Konsequenzen aufs genaueste darzustellen. Ich habe an diesem Rapport, der mir durch Zufall in die Hände fiel, nicht ein Jota und keinen Beistrich geändert.
Wie freilich nur der Eingeweihte weiß, befaßt sich seit mehreren Jahren ein Interministerielles Komitee für Sonderfragen — eine ungeachtet ihrer stillen Arbeit sehr einflußreiche Einrichtung — mit der Frage, wie man „Österreich“ und das „Österreichische“ zu definieren habe. — Das Interministerielle ist an komplizierte Fragestellungen gewöhnt und verabscheut nichts so sehr wie vorschnelle Antworten. Auch im Jahr des 30jährigen Bestehens der Zweiten Republik und 20 Jahre nach dem Staatsvertrag.Demi wirklich: Was ist gemeint, wenn von Österreich die Rede ist? Ist damit
Die Verösterreicherung der Welt schreitet unaufhaltsam vorwärts. Es wird möglicherweise noch Jahrhunderte ‘dauern, bis dieser Prozeß abgeschlossen ist; aber in österreichischen Zusammenhängen spielt ja die Frage nach der Zeit keine große Rolle.Vielleicht sollten wir uns korrigieren und das Wort „vorwärts“ als mißverständlich streichen; „vorwärts“ deutet eine Richtung an, ein Ziel oder eine Absicht, der Prozeß der Verösterreicherung jedoch wird gerade durch seine gänzliche Unbestimmtheit und Ziellosigkeit charakterisiert. besser wäre es also, zu sagen: Die
In der mit beträchtlichem Aufwand restaurierten und umgebauten Orangerie des Belve-d'eres ist nun das „Museum mittelalterlicher österreichischer Kunst“ eingezogen, das gewissermaßen die erste Abteilung des seit langem geplanten und diskutierten „Oesterreichischen Museums“ bilden wird, wenn es sich erst mit den Sammlungen in den anderen Teilen des Belvederes vereint haben wird.Das „Museum mittelalterlicher österreichischer Kunst“ besteht vorderhand im wesentlichen noch aus den wunderschönen gotischen Plastiken und Bildern, die bisher das Kunsthistorische Museum beherbergt,
Im hübsch eingerichteten und vortrefflich beleuchteten „Ver-sacrum“-Zimmer der Secession sind seit geraumer Zeit schnell wechselnde Kollektivausstellungen zu sehen — keine großen und repräsentativen Expositionen, die den Beschauer mit allen Anfangsarbeiten, Skizzen und Studien eines Malers vertraut machen wollen und nur ermüden, sondern kleine, aber gewählte „Espresso“-Ausstellungen, die nur einen kurzen Abriß vom Charakter einer Künstlerpersönlichkeit vermitteln — was ihnen bis jetzt auch gelungen ist.Diesmal ist Lois Pregartbauer an der Reihe, ein Künstler, der zwar
Die „Neue Galerie“ in der Grünangergasse — in der neueren österreichischen Kunstgeschichte nicht ohne Bedeutung, in den letzten Jahren leider untätig — gibt nun endlich wieder ein Lebenszeichen von sich: sie zeigt eine Kollektivausstellung Cuno A m i e t s.Amiet, fünfundachtzigjähriger Nestor der Schweizer Malerei, hat so ziemlich die ganze Entwicklung der modernen Malerei vom Impressionismus bis Gauguin miterlebt, aber nicht mitgemacht. Die ursprüngliche, noch naive Freude der Impressionisten am frei flutendea sonnengoldenen Licht ist ihm bis heute erhalten geblieben und
In der Secession stellt der steitische Werkbund nahezu 100 Arbeiten seiner Mitglieder aus. Das Gesamtbild ist recht uneinheitlich, wenn auch Szyszkowitz' Einfluß überall spürbar ist.Die Gruppe um Karl Stark beherrscht die Ausstellung mit sehr vielen und sehr ernstgemeinten Arbeiten; man merkt ihnen die angestrengte Bemühung nahezu an jedem Pinsel-Strich an — und eben das sollte man ihnen nicht anmerken. Dort, wo die Ambition hinter dem augenblicklichen Vergnügen zurücktritt, gibt es schöne Ergebnisse: Fritz Maitinz' Holzschnitte zum Beispiel, die unvergleichlich schöner sind als
Kurt M o 1 d o v a n, der Wiener Graphiker, auf dessen zukünftigen Erfolg wir seinerzeit Wetten abgeschlossen hätten, ist — wenn man noch einen solchen sportlichen Ausdruck in Kauf nehmen will — mit seiner jetzigen Ausstellung in der Galerie Wurth le durchs Ziel gegangen. Ein Aufenthalt in Frankreich hat ihm nichts von seiner Eigenheit, seinen Arbeiten nichts von ihrer Ausdrucksstärke genommen — er hat dem Künstler vielmehr jene gewisse Selbstsicherheit und das auch im Künstlerischen notwendige savoir vivre gegeben, die zu lehren Paris offenbar immer noch als einzige Stadt der Welt
Der Gedanke war sicherlich gut, eine große Waldmüller-Ausstellung den Attraktionen der Salzburger Festspiele anzufügen und diesen österreichischen Maler — dem übrigens als erstem eine Art von internationaler Geltung schon zu Lebzeiten zuteil geworden war — solcherart endlich wieder vor ein ausländisches Publikum zu bringen. In der Tat: das Vorhaben hatte seine Richtigkeit; über seine Durchführung aber läßt sich streiten. Nein, seien wir ehrlich: es läßt sich darüber nicht einmal streiten.Ehe die Ausstellung noch geöffnet war, gab es zwischen den Veranstaltern allerlei private
Im Laufe der letzten zwei oder drei Jahre sind sehr erhebliche Teile der Wiener Grünanlagen zerstört, verbaut oder „im Zuge von Verkehrsregulierungen“ eingeengt worden. Diese Eingriffe, die sehr im Gegensatz zu zahllosen offiziellen Erklärungen über den Schutz von Grünflächen stehen, häufen sich vor allem in jenen dichtverbauten Gebieten, in denen allein einige Quadratmeter Rasen und ein halbes Dutzend Bäume sich bemühen, den Eindruck einer bescheidenen Kinderreser-vation zu erwecken; vorzugsweise betroffen sind ferner die Geländezwickel seitlings der in die Vorstädte mündenden
Seit Jahrzehnten ist der Karlsplatz das ärgste Sorgenkind der Wiener Städtebauer. Seit Jahrzehnten bildet seine Regulierung ein schon kanonisches Thema für Uebungsarbeiten der Architekturschüler, die hier in der Aufzeigung und imaginären Ausschaltung städtebaulicher und verkehrstechnischer Mängel ihre Phantasie frei spielen lassen dürfen.Die Karlskirche ist von ihren Erbauern wohlüberlegt auf ihren Platz gestellt worden: Außerhalb der Mauern Wiens, aber vor eines der großen Ausfallstore der Stadt, an die Ufer des Wienflusses, leicht übers Gelände erhoben; in der, der Stadtseite
Um die lange geplante, seit Monaten eifrig propagierte Ausstellung „Donau — Strom unserer Heimat“ haben sich unzählige Institutionen und Referenten bemüht — und den Brei verdorben: Noch so schöne Lichtbilder wirken nicht, wenn sie zu hunderten, pedantisch auf gleiche Größe geschnitten, an die Wände gehängt werden: nach dem ersten halben Hundert hat man die anderen satt; und noch so schöne Bilder (wie von Franz Klasek, Sergius Pauser, Paul Meißner usw.) sind umsonst gemalt, wenn sie so lieblos und schematisch zwischen die Lichtbilder gestellt werden. Und Begleittexte und
Abermals stellt die A1 b e r t i n a einen neuen Kontakt mit den schöpferischen Kräften des Auslandes her: in Zusammenarbeit mit der „Pro Helve-tia“-Stiftung zeigt sie eine nicht große, aber recht ansehnliche Ausstellung moderner Graphik aus der Schweiz.Es ist freilich immer ein wenig schwierig, aus einer verhältnismäßig begrenzten Kollektion das jeweils Typische und Spezifische zu erkennen; aber wenn uns nicht alles, wenn uns nicht auch das Beispiel der Schweizer Gebrauchsgraphik täuscht, dann ist das „typisch Schweizerische“ an diesen Arbeiten ihre ungewöhnliche, ja
Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder sind der Wahlsalzburger Pfeifer-Watenphul, der Belgier Masereel und der Mexikaner Tamaye von gestern auf heute französische Staatsbürger geworden, entweder ist ein Holzschnitt Masereels kein Holzschnitt, sondern eine Lithographie — oder der Titel der neuesten Würthle-Ausstellung „Lithographien französischer Künstler ier Gegenwart“ ist in all seiner Entschiedenheit ganz und gar falsch.Da es uns aber leichter fällt, einen Holzschnitt für einen Holzschnitt als Masereel für einen Franzosen zu halten, entscheiden wir uns für die zweite
Wiener AusstellungenDer Frühlingsausstellung der S e c e s-s i o n geht's merkwürdigerweise genau so wie der Frühjahrsausstellung des Künstlerhauses: es sind mehr Wände da als Bilder, die mit Recht an ihnen aufgehängt zu werden verdienten. Und doch hat man auch hier, anstatt einen Saal abzusperren, noch Zwischenwände eingezogen, um noch ein Dutzend Bilder unterbringen zu können ...Man muß sich also schon recht sehr mit den Quantitäten des Durchschnittlichen herumschlagen, ehe man, gelegentlich, die Qualität findet. Die alte Garde der Secession ist vollständig vertreten — »um
Die riesigen Räume des Künstlerhauses sind für die Werke von Michelangelos (oder Pilo-tys) berechnet; die kleinen Formate der Heutigen wirken auf diesen überdimensionierten weißen Flächen wie verloren und vergessen, mögen ihrer auch noch so viele hinter- und nebeneinanderhängen. Nun, die „Gesellschaft der bildenden Künstler“ versucht diesmal, des Dilemmas Herr zu werden, indem sie ihre Frühjahrsausstellung durch Kollektivexpositionen gliedert und solcherart wenigstens jedem Saal ein anderes Aussehen verleiht. Aber auch dieser Versuch — an sich richtig und nützlich — ging
Zwei Darstellungen der „Begegnung in Emaus“: eine Lithographie, auf der Christus mit sorgfältig gebürsteten Löckchen, seelenvollem Blick und elegantem Profil zu sehen ist; die beiden Jünger ein bißchen proletarisch, natürlich, aber sauber und gut erzogen. Daneben eine schwarze Kreidezeichnung: zwei entsetzte Burschen, zwischen denen die Umrisse einer Gestalt auftauchen, deren Gesicht vom Licht ganz verschlungen ist — äußerste Schwätze, hellste Helligkeit. Die Lithographie hat ein Nazarener um 1823 gemacht, das Gegenbeispiel Karl Kreutz-berger in unseren Tagen gezeichnet. (Es ist
Künstler und Kunsthandwerker aus Südtirol zeigen in der Galerie W ü r t h 1 e eine Gemeinschaftsausstellung, die künstlerisch recht achtbar und im übrigen höchst vergnüglich ist: denn unter den elf Ausstellern befinden sich drei ausgeprägte und gescheite Humoristen, und auch die anderen acht treten nicht in Michael Pachers, sondern eher in Cezannes und Modiglianis Fußstapfen.Paul Flora, der in dieser Exposition als Südtiroler fungiert, weil er dort immerhin geboren ist, gewinnt sich und seinen Federzeichnungen langsam aber sicher ein immer größet werdendes Publikum und ist in
Der Art-Club ist vom Kellerlokal im Kärntnerstraßendurchgang in das Halbgeschoß oberhalb des. Dom-Cafes (Ecke Singerstraße und Liliengasse) übersiedelt und gibt mit einer bemerkenswerten Ausstellung ein kräftiges Lebenszeichen von sich — worüber auch wir uns und um so mehr freuen, als der Art-Club, nach dem Aussehen des neuen Schauraumes zu schließen, nun ':iuch willens zu sein scheint, zugunsten einer nüchternen und sachlichen Ausstellungsarbeit auf die Cafe-de-Flore-Romantik der letzten Jahre zu verzichten.Eine Wand des neuen und helleren Ausstellungsraumes ist elf Lithographien
Der Privatmann und seine Institutionen bauen heute nicht mehr. Als Bauherrn treten die staatlichen und städtischen, die bündischen und die gewerkschaftlichen Organisationen auf — und sie bauen, von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, so, wie überall und immer gebaut wurde, wenn die Verantwortung nicht dem Baukünstler übergeben, sondern, geteilt und gevierteilt, auf soundso viele Büros abgewälzt wird: konventionell, ängstlich und beamtenhaft. Das Individuum ist heute zu arm, um großzügig bauen zu können, das bürokratische Planungskollektiv aber geistig zu '
Im Kunstgewerbemuseum — Eingang Weiskirchnerstraße — hat man jene Wiener Plakate, die man im Jahr 1952 allmonatlich als die besten gelobt und ausgezeichnet hat, einer vermutlich nicht ganz so sorgfältig ausgesuchten Schweizer Plakatkollektion gegenübergestellt und solcherart eine Konfrontation zwischen unseren Plakatwänden und denen eines Landes geschaffen, dessen Gebrauchsgraphik höchsten Ruf genießt. Man vergleicht also, wie's gewünscht wird.Und ist niedergeschmettert:Auf der eidgenössischen Seite: kein Plakat, in dem nicht wenigstens ein formaler Einfall steckte; kein Plakat —
British Council und Kunstgewerbemuseum haben am Stubenring eine sehenswerte Ausstellung englischer Buchkunst und Gebrauchsgraphik zusammengetragen: Privatdrucke, bibliophile und Massendrucke aus den letzten drei Jahrhunderten, welche die immer gleichmäßige Höhe der englischen Druckkunst erkennen lassen. Klarheit, Eleganz und Leichtigkeit sind ihr in einem Maße eigen, wie es der europäische Kontinent kaum je gekannt hat; selbst der Jugendstil, der doch andernorts die Lettern mit dem besten Willen zum Neuen qualvoll verdrehten Schlinggewächsen ähnlich werden ließ, hat in England keinen
Vier Kollektivausstellungen füllen jetzt das Haus der Secession: Ernst Wagner, 1951 verstorben, war, wie an einer Kollektion von über 50 Bildern abzulesen ist, ernstlich bemüht, eine Art von „Seelen“malerei unter weitgehendem Verzicht auf jeglichen Formalismus zu schaffen. Sehr viele religiöse und magische Symbole wollen also dem Beschauer ebenso viele religiöse und magische Inhalte, Ereignisse und Erkenntnisse übermitteln; aber das Ergebnis ist zweifelhaft, weil der Bedarf an Visionen heutzutage nicht sehr groß sein dürfte; wer an Bildern Literatur studieren will, mag immerhin auf
Der Albertina und ihren Wissenschaftlern hat es Wien zu danken — ob es das wirklich tut, ist aber zu bezweifeln —, daß es heute noch Aus-steltungsmetropole ist und die großen Werke der Moderne noch ein Stückchen weiter als nur bis in die Kunsthäuser von Winterthur oder München kommen. Und die neue Albertina-Exposition von nahezu 250 Zeichnungen, Aquarellen und Druckgraphiken Marc Chagalls ist nur ein neues Glied in einer seit sieben Jahren nicht unterbrochenen ■ Kette hervorragender Ausstellungsunternehmen.Marc Chagall, Führer und Außenseiter zugleich unter den Künstlern
Im A r t - C 1 u b gibt es wieder einmal Veränderungen, Rücktritte, Sezessionen und Spaltungen; die jetzige, dritte Kollektivausstellung „Hundertwasser“ dürfte demgemäß als eine Art Abschiedsvorstellung des Art-Club aufzufassen sein.Hundertwasser ist teils Maler, teils Bürgerschreck. Als Bürgerschreck ist er nicht besonders gut: ein bunt bemalter, an der Wand aufgehängter Stuhl, ein (übrigens recht hübscher) Gobelin, der ein Mannekenpis darstellt und schließlich so etwas wie ein Katalogvorwort, dessen Syntax ungefähr so barbarisch ist, wie der Inhalt es sein will--nun das
Allzu kurz vor den Feiertagen hat die A 1 b e r t i n a eine kleine, aber — fast möchte man sagen: natürlich — sehr kostbare Ausstellung eröffnet, die „Weinnachten in der alten Kunst“ heißt und jene niederländischen, italienischen und deutschen Blätter aus dem eigenen Besitz zeigt, in denen das Geschehen der Heiligen Nacht mit jener tiefen und innigen Ergriffenheit dargestellt ist, die sich über jeden Stil hinwegsetzt: der Ergriffenheit vor dem rührenden, höchst heiligen Wunder im verfallenden Stall.Natürlich ist dies eine Gelegenheitsausstellung, mögen in ihn auch Blätter
„Was ist's, das geschehen ist? Eben das, was nachher geschehen wird. Was ist's, das man getan hat? Eben das, was man hernach wieder tun wird. Es geschieht nichts Neues unter der Sonne. Geschieht etwas, wovon man sagen könnte: Siehe, das ist neu? Es ist zuvor schon geschehen, in den langen Zeiten, die vor uns ge- wesen sind..."Diese Worte des Predigers Salomo stehen als Motto über einem im Phaidon- Verlag erschienenen Bilderbuch, das Ludwig Goldscheider herausgegeben hat — unter einem Titel, der so ernst und ironisch, so einfach und hintersinnig ist wie das ganze Buch: „5000 Jahre
Im Säulensaal des Kunstgewerbemuseums sind zu sehen: eine Garnitur von Gläsern, von Adolf Loos irgendwann einmal, vielleicht noch vor dem ersten Weltkrieg entworfen! eine andere Garnitur auf schwindelnd langen Stielen, entworfen vom großen Josef Hoffmann, wahrscheinlich in den zwanziger Jahren, vielleicht auch früher! eine andere Serie von Haerdtl, eine Variante der Hoffmann- Formen! Silberbestecke, deren sachliche Linien zur Zeit der Sezession Aufsehen erregt haben, ebensolches Tischgeschirr, Schmuck in entsprechenden Formeni ferner Augarten- Porzellan in der bekannten Manier —
Das englische „Institute of Contemporary Art“ hat vor einiger Zeit einen internationalen Wettbewerb für ein „Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen" ausgeschrieben; ein österreichisches Subkomitee hat nunmehr aus etwa achtzig Entwürfen, die ihm von den einheimischen Bildhauern zugesandt wurden, acht herausgesucht: diese werden nach London zur endgültigen Jurierung geschickt.Aber es ist nicht zu erwarten, daß ein Österreicher den ersten Preis in diesem Wettbewerb gewinnen wird. Denn hier war sein Ergebnis — es ist in Form von achtzig Modellen und Studien im Liechtenstein-
In dem kleinen Ausstellungsraum der Magistratsabteilung für Kultur und Volksbildung hinter dem Rathaus ist eine wichtige Exposition zu sehen: die Stadt Wien gibt hier an Hand von Photographien, Modellen und Übersichtskarten Rechenschaft über ihre Tätigkeit als Mäzen und Förderin der bildenden Künste. Es sind zu sehen: Lichtbilder der Sgraffiti und Großmosaike an neuen Gemeindehäusern, der Wandbilder in Schulen und der Plastiken in öffentlichen Anlagen. Daneben neue, zumeist aus dem Stein gehauene Hauszeichen, welche die Reihe ihrer barocken und bieder- meierlichen Vorfahren vermehren
WIEN, 24. Oktober 1952. Sehr geehrter Herr! Wir beabsichtigen, anläßlich des „Völkerkongresses für den Frieden", eine Anthologie von Friedensgedichten herauszugeben, gut ausgestattet und mit einer sorgfältigen Auswahl der eindruckvollsten Dichtwerke. Von Ihnen möchten wir das Gedicht „Irgendeiner". Wir bitten Sie um gütige Mitteilung, daß Sie damit einverstanden sind. Da die Zeit drängt und weil wir annehmen, daß Sie gegen diese Publikation nichts einzuwenden haben, werden wir uns gestatten Ihre Einwilligung als gegeben zu betrachten, falls wir bis zum 1. November keine
Im Art-Club stellt Wolfgang Hollegha aquarellierte Federzeichnungen, in öl Gemaltes und in Holz Geschnitztes aus.Bin mehr an Umfang als an Qualität beachtlicher Seitenzweig der nicht-gegenständlichen Malerei verzichtet in seinem unbestimmten Drang, sich vollends vom Realen und Konkreten zu lösen, selbst noch auf geometrische, dm Grunde also auf alle Formen; er will an ihrer Stelle nur mehr farbige oder lineare „Zeichen“ setzen — wofür, das ist allerdings nicht ganz klar. Irgendwo im Hintergrund solcher radikaler Bestrebungen steht sicherlich der an sich gar nicht so lächerliche
Yoichi R. Oka moto ist der Name des Amerikaners, der die Photoabteilung der USCOA leitet; er stellt jetzt im Art-Club eine Reihe seiner Photos aus und, wahrhaftig, es ist das nicht die uninteressanteste Exposition, die man je in dem Keilerraum nächst der KämtnerstTaße gesehen hat. Zumeist sind es die Köpfe bekannter Wiener Künstler, die Okamoto neben Bruchstücke ihrer Werke stellt: hinter schillernden Lobmeyer-Gläsem taucht das große Gesicht ihres Entwerfers Josef Hofmann auf, Riedl und Schidlo sitzen an den Spindeln ihrer Webstühle, in einem erblindeten Spiegel verschwimmt das
Die zeitgenössische Kunst zeigt sich in den Ausstellungen dieser Tage von ihrer liebenswürdigsten Seite: der heiteren nämlich. In der Galerie Würthie weisen Paul Flora und Gerhard S w o b o d a Zeichnungen und Aquarelle vor, wobei Flora natürlich den Vogel 4hschießt; seine Zeichenwelt, in der allerlei ¡Fabelwesen — vor langer Zeit unter Morgenstern - Licht auf entfernten Kleefeldern gewachsen, aber längst selbständig geworden — kindliche und absurde Spiele treiben, diese Welt ist dichter und größer geworden. Künstlerisch läßt Flora die meisten der viel bekannteren lebenden
Die Buchausstellung anläßlich des Katholikentages (in der Sezession) ist von einer jungen Bühnenbidnerin sehr geschickt und übersichtlich aufgebaut worden; besonders zu loben aber ist der Gedanke, ihr eine kleine Ausstellung moderner Graphik und Malerei einzugliedern, die einer größeren Publizität durchaus wert gewesen wäre. Denn da hängen zum Beispiel Federzeichnungen Kurt Ab so Ion s, auf den man schon seit seiner Kollektivschau im Konzerthaus aufmerksam geworden ist, und daneben die Kohleblätter R. Markowitsch s, von dem man bei irgendeiner Gelegenheit mehr Proben seiner Arbeit zu
Die Sommerpause ist vorüber, die Ausstellungssaison beginnt — wenn nicht alle Zeichen trügen, werden Herbst und Winter viel Gutes bringen; denn die Konkurrenz ist groß und Kunstvereine und Künstlerbünde werden nach wie vor alles daransetzen müssen, um in ihr ehrenvoll zu bestehen.
Dem Koinitee des Katholikentages und seiner| Zusammenarbeit mit klugen Kunsthistorikern sind einige Ausstellungen zu danken, deren jede, in ihrer Weise, einzigartig und -f- die großen Worte werden in diesem Ausstellungsbericht sehr wohl am Platze sein — vollendet ist.Zunächst ist zu berichten, daß die Geistliche Schatzkammer — sie ist seitvierzehn Jahren nicht zugänglich gewesen — in einer prächtigen Neuaufstellung dem Besuch wieder offen steht. Die Institution der habsburgischen Schatzkammer reicht bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts zurück, ihre Teilung in eine geistliche und
Seit diesem Jahr nimmt die bildende Kunst im Rahmen der Salzburger Festspiele den ihr gebührenden Platz ein. Zahlreiche — und darunter sehr bedeutende — Ausstellungen geben den sommerlichen Kunstwochen einen neuen Schwerpunkt und nėue Gelegenheiten zur Repräsentation. In Zukunft werden nicht mehr į u f die Musik- und Theaterkritiker nach Salzburg fahren müssen ...Bund, Land und Stadt haben dem Malet Gustav K. Beck geholfen, eine Galerie .Kunst der Gegenwart in Salzburg — merk’s Wien! — zu begründen und ihr einen Teil des renovierten Künstlerhauses an der Salzach und, bis auf
Die großen Ziegelwerke und Tonbrennereien schieben sich nahe an die Stadt heran, wenige Schritte genügen, um von der Spinnerin am Kreuz aus die erste dieser Fabriken zu erreichen: langgestreckte, blaßrote Gebäude, ringsherum verbranntes Gras und ab und zu wirbelt verirrte Wüstenluft weißlichen Lehmstaub auf. Die Sonne scheint hier nicht, sie strömt nur ein Hitze aus, die von den Brennöfen ringsum verdoppelt wird: eie liegt wie glühender Schwamm auf den Kuben der Fabrik, auf den Höfen, auf den Menschen. Trostlos türmt sich in den Winkeln fabriksneuer Kitsch auf: die zerstörten Teile
Die unermüdliche Galerie W ü r t h I e in der Weihburggasse zeigt jetzt eine kleine, aber erlesene Ausstellung von Graphiken Odilon Redöns (1840—1916) und verleiht damit der reichen und im ganzen sehr erfreulichen Wiener Frühjahrs- und Sommerausstellungssaison einen würdigen Abschluß. In Parenthese muß man freilich darauf hinweisen, daß diese aus dem Besitze Wolfgang Gurlitts stammenden Redon-Blätter bereits vor einiger Zeit und zum ersten Male in Linz gezeigt worden sind. Was denn wieder ein Beweis dafür ist, daß Wiens Monopolstellung als Ausstellungsstadt längst schon der Sage
Unter den schwierigsten materiellen Verhältnissen, ohne jede Hilfe von außen und in einem Atelier, in dem ein Photograph der neunziger Jahre leidlich hätte arbeiten können— unter den ungünstigsten Voraussetzungen, die man sich denken kann, haben zwei junge Wiener Maler, Johanna Schidlo und Fritz Riedl, eine Gobelinwerk6tätte aufgebaut, die in der Geschichte der älteren uiid neueren österreichischen Kunst ihresgleichen nicht hat. Sie ist erfüllt von einem Handwerksgeist, wie es ihn seit der Zeit der alten Wiener Werkstätte nicht mehr gegeben hat, von einem Sinn für Material und
Uber die „Ausstellung der Föderation der modernen bildenden Künstler Österreichs“ in der Sezession zu urteilen, fällt nicht leicht. Sechs Vereine nämlich und eine ganze Reihe von vereinslosen Künstlern ünd Gästen der Vereine haben hier mehr als hundert Bilder und Plastiken ausgestellt — und selten ist ein Künstler,, die Bildhąuer ausgenommen, mit mehr als einer Arbeit vertreten. Dieser Akt der Gleichberechtigung, so kollegial er gemeint sein mag, verwischt natürlich ein wenig die Qualitätsgrenzen: ein mäßiges Bild wirkt unter vielen nicht ganz so mäßig und ein gutes nicht
Noch lebt ein Großer aus dem engsten Kreis um Klimt und Schiele, einer, der das Erbe der sezesoionistischen Graphik bewahrt und vermehrt hat: er heißt Ludwig Heinrich Jungnickel, lebt seit Jahrzehnten in Jugoslawien — und die Albertina ehrt ihn in diesen Tagen anläßlich seines 70. Geburtstages mit einer großen und sehr eindrucksvollen Ausstellung.Die Zeichenkunst Jungnickels ist, kunst- historisch gesehen, ein Kuriosum: sie zeigt nämlich sozusagen, wie sich der Sezessionsstil der Jahrhundertwende weiterentwickelt hätte, wenn nicht Expressionismus und Kubismus sein Konzept zerstört
Lebendiges Schaffen heißt die Ausstellung der Künstlerischen olkshochschule in der Liechtensteingalerie, die das Freizeitschaffen künstlerisch ambitionierter Laden zeigt, die Mitglieder dieser olkshochschule sind. Etwa 500 Gemälde und Graphiken geben eine informati e überschau über die Leistungen on Schülern und Lehrern. Am interessantesten sind die Arbeiten der Kinderkurse, in denen sich zuweilen ursprüngliche Phantasie manifestiert hat, wenn auch die Bilder der Cizek- Sfbüler ungelenkter waren.Die Bilder der Erwachsenen, denen allen ein gewisses technisches Können gemeinsam ist,
Amerika hat es besser — und seine Architekten auch. Den Bauherren steht mehr Geld und offenbar auch mehr Platz zur Verfügung, den Architekten aber weniger von jenen Vorurteilen im Wege, die ihren europäischen Kollegen die Arbeit so sauer machen und der Hälfte aller unserer Neubauten Merkmale historischer Stile, vom Neobarock bis zum Neofaschismus, aufpappen. Frank L. Wright und seine Schüler sind drauf und dran, auch auf dem alten Kontinent Corbusier und dessen Epigonen beiseitezuschieben. Mit guten Ursachen: denn die Bauten der Amerikaner sind lebende, gleichsam atmende Organismen,
Der große Märchenerzähler, der letzte aus dem Stamm der heiter-weisen Fabulierer, ist tot. Oskar L a s k e, der mit Farbe und Pinsel auch stumpfen Augen zu predigen wußte, wie St. Franziskus den Fischen, ist gestorben.Das Künstlerhaus hat mit Recht in den Mittelpunkt seiner. Frühjahnsausstellung Werke aus dem Nachlaß des toten Meisters gestellt (und damit, nebstbei bemerkt, eine Kunstattraktion zu bieten, die sich vermutlich auch in den Besucherzahlen der Ausstellung ausdrücken wird). Da sind die kaum jemals ausgestellt gewesenen Werke der Frühzeit Laskes, deren Details bei allem
Das Stedtbauamt stellt io seinen Vorräumen (Neues Rathaus, Stiege 4) Projekte und Modelle zur architektonischen Um- und Neugestaltung des Wiener Stadtbildes aus. Einen Teil der Exponate hat man schon gesehen, ein anderer wird den Besuchern der Ausstellung neu 6ein. So etwa das großzügige und in der Tat großstädtisch anmutende Modell einer Stadtbahnumsteige- station am Margaretengürtel, die freilich erst gebaut werden wird, wenn einmal der Traum von einer Stadtbahnlinie in die südlichen Vorstädte realisiert werden kann — (vielleicht könnte in der Zwischenzeit wenigstens die bereits
Levi Corinth hat —- nicht ohne dabei an Rembrandt zu denken — alljährlich ein Selbstbildnis gemalt, gezeichnet oder gestochen. Diese Selbstbildnisse, der Reihe nach betrachtet, halten mit rücksichtslosester Ehrlichkeit die Entwicklung und den Lebensweg eines Künstlers fest, der als ein wahrer Berserker, als ein „prächtiges Untier in der Kunst" zu arbeiten begonnen hatte, den Krankheit und wohl auch Ausschweifung zerstörten und der sich gleichwohl noch in seinen letzten Wochen den Pinsel an die gichtige Hand binden ließ, um der Kunst Opfer um Opfer zu bringen. Ein wahres Bilderbuch
Das „österreichische Museum für angewandte Kunst" — einfacher und bekannter' Kunstgewerbemuseum — wechselt in einigen sein r Schauräume die Ausstellungsobjekte in regelmäßigen Abständen aus: solcherart bemüht es sich mit viel Glück, die Vorzüge des Museums mit denen eines Ausstellungshauses zu vereinen und immer neuen Anreiz zum Besuch seiner einzigartigen Sammlungen zu bieten.Diesmal sind es Gläser aus der Zeit um 1900 und klassizistische Möbel, die im Säulen- und Palffy-Saal gezeigt werden-, unter den Gläsern befindet sich eine Kollektion von jenen Tiffany-Arbeiten, die,
Der Malar Max Florian zeigt in der Galerie Würthle eine Kollektivausstellung! ihr Besuch sei empfohlen: dieser gebürtige Kärntner ist nämlich ein Künstler von Format.Max Florian liebt die kalten Farben zwischen Blau, Grün und Violett, wenn er aber ein Rot oder Gelb verwendet, dann wirken eie weniger warm als brennend oder ätzend. Diese Vorliebe für bestimmte, ein wenig extravagante Farbzusammenstellungen deckt sich mit Florians Neigung, vorzugsweise große und scharfkantige Formen zu verwenden, die, farbig reich strukturiert, wie splitternde Glasstücke anmuten. Nicht zufällig
Maria Biljan-Bilger gehört zu jenen sieben oder acht Künstlern, um derentwillen man den Art-Club ernst nehmen muß — und ihre Ausstellung im Kellerlokal dieser Kunst- vereinigung bereitet dem Besucher in der Tat Vergnügen. Maria Bilger arbeitet mit der Tonerde, wie etwa die Salzburgerin Muth- spiel mit der Farbe: unbekümmert um den Erfolg, läßt sie ihre Phantasie in schöner Gelöstheit mit dem Material spielen, formt es mit naiver Raffiniertheit — oder raffinierter Naivität, das ist nicht zu entscheiden — und der Erfolg stellt sich von selbst ein — wie überall, wo das
Wenige Tage nach der Eröffnung der Kubin- Ausstellung in der Akademie der bildenden Künste gab die Albertina die große Kollektivschau von Werken Hans Fronius' dem Besuch frei: ein zufälliges Zusammentreffen, aber eines, das der tieferen Bedeutung nicht entbehrt Hier der große Alte unter den österreichischen Graphikern, dort der Jüngere, der eines Tages — daran ist kein Zweifel — die Vorrangstellung Kubine erben wird: die Ausstellungssaison hat ihren Höhepunkt erreicht.Wie Kubin ist Fronius von einer unerschöpflichen Fruchtbarkeit, die in schöner Stetigkeit immer neuer
Die Künstler, die im Wiener Gartenvorort Pötzleinsdorf leben — es sind ihrer nicht wenige —, haben sich vor Jahren zu einer losen, mehr auf gegenseitiger Freundschaft, denn auf Organisation gegründeter Arbeitsgemeinschaft zusammengetan; der Pötzleins- dorfer Pfarrherr präsidiert dieser Künstlerrunde, die sehr liebenswürdige wienerische und wohl auch etwas biedenneierliche Züge hat, mit Wohlwollen und einem Verständnis, das an Neuem keinen Anstoß nimmt, sondern es als belebend willkommen heißt. Er ist es wohl auch, der dieser sympathischen Künstlergruppe eine gewisse Stoßkraft
Im Museum am Stubenring sind jetzt die Kunsthandwerksarbeiten zu sehen, mit denen Österreich auf der diesjährigen Mailänder Triennale gegen eine überwältigende internationale Konkurrenz zu bestehen versucht hat: besser wäre es freilich gewesen, wenn man uns diese Kollektion früher, nämlich ehe sie nach Italien ging, gezeigt hätte: vielleicht wäre die Kritik, die jetzt zu spät kommt, in diesem Falle doch imstande gewesen, einige kleinere Wunder zu wirken. Denn eine noch unglücklichere Auswahl hätte sich schwerlich treffen lassen. Zwar sind die Keramiken Professor Obsiegers und
Die Sezession hat dem Nachwuchs und den vermutlich Begabten die Chance gegeben, ihre Bilder ohne Belästigung durch allzu strenge Juroren auszustellen. Der Erfolg? In der Sezession schaut's jetzt kunterbunt aus. Gute und schlechte Bilder, alte und neue Stilvariationen hängen und stehen wirr durch-und nebeneinander; das reißt zwar nicht gerade zu Begeisterungsausbrüchen hin, wirkt aber auch nicht so gravitätisch und humorlos wie die meisten anderen der Wiener Ausstellungen.Die Sezession hat sich um neue Mitglieder umgesehen, und sie hat einige gefunden. Siegfried Fischer beispielsweise, der
Abermals hat das Wiener Publikum dem „British Council“ eine schöne Ausstellung zu verdanken: in der Akademie am Schillerplatz hat die Exposition moderner amerikanischer Malerei einer zwar kleinen, aber sehr gehaltvollen Kollektion von Aquarellen des vor genau hundert Jahren verstorbenen William Turner Platz gemacht. Für uns bedeutet das eine kleine Sensation: denn in den staatlichen Sammlungen Österreichs gibt es nicht ein einziges Turner-Blatt, was angesichts des 20.000 Arbeiten umfassenden Lebenswerkes Turners gewiß seltsam ist. Die Auswahl verdient übrigens alles Lob, denn sie
Die zwei wichtigsten Ausstellungen dieser Tage wurden von ausländischen Kulturinstituten veranstaltet oder doch patronisiert: das .Institut Francais“ zeigt im Lobkowitz-Palais Zeichnungen und Aquarelle Auguste R o-dins, das .British Council“ hat wesentlichen Anteil an der dem englischen Bildhauer Henry Moore gewidmeten Ausstellung in der Albertina. Von einer Revancheexposition österreichischen Kunstschaffens in Paris, London oder Amerika hörten wir vorderhand leider nichts; zwar hätten auch wir manches zu zeigen, aber kein Kulturinstitut, das ins Ausland zu wirken vermöchte...Rodin
Die lange und schmerzlich vermißte „österreichische Galerie“ gibt im Unteren Belvedere ein erstes kräftiges Lebenszeichen von sich: sie stellt einen Teil jener Kunstobjekte aus, die sie in den Jahren seit 1947 neu erwerben hat können. Die Auswahl ist großzügig: sie greift mit der wunderschönen Pietä des Meisters von Gioßlob-ming weit zurück bis in den Anfang des 15. Jahrhunderts und läßt uns zugleich eines der besten Bilder Herbert Boeckls — den Steinbruch von St. Margareten — in sicheren Händen wissen. Das ist ein Bogen über ein halbes Jahrtausend österreichischer und
In der Ausstellung amerikanischer Malerei in der Akademie der Bildenden Künste sieht man 130 Bilder und Zeichnungen! aber ein bezeichnendes Bild von der gegenwärtigen Malerei in den USA erhält man In Ihr nicht. Liegt es an den Künstlern? Die Namen der Leihgeber, einige Bekanntschaften, die wir Im vergangenen Jahr auf der venezianischen Biennale geschlossen haben und hier wieder' finden und die zweifellos auf Repräsentation bedachte Gestaltung dieser Ausstellung, die ja durch halb Europa wandern soll, lassen immerhin schließen, daß die Künstler, deren Bilder hier gezeigt werden, zu den
Die ersten zwei Kollektivausstellungen der neuen Saison: die des Tirolers Max Weiler in der Galerie Würthle, jener unermüdlichen Förderin zeitgenössischer Kunst, und die des Wieners Gerhart Swoboda im Konzerthaus sind beide, jede in ihrer Art, gut geraten; wir empfehlen, sie zu besuchen,Max Weiler, seit der letzten Staatspreisverteilung kein Unbekannter und wenigstens seinem Alter nach kein Jüngling mehr, ist sicherlich der bemerkenswerteste Maler, den Tirol seit Egger-Lienz hervorgebracht hat.Aber seine Kunst hat eigentlich — von den Motiven seiner Landschaften und einem gewissen
Anläßlich der Vollendung des neuen Wiener Westbahnhofes wurde ein Wettbewerb zur künstlerischen Ausgestaltung der beiden inneren Schmalseiten dieses Großbaues aus-gesdirieben; die Ergebnisse dieses Wettbewerbes nun waren in der vergangenen Woche im Liechtenstein-Palais am Alser-grund zu sehen: Hunderte von Entwürfen, mit denen man nachlässig und lieblos drei große Säle tapeziert hatte.Vier Fünftel der Bewerber hatten es vorgezogen, sich nicht in geistige Unkosten zu stürzen und sich jener Symbole und Allegorien zu bedienen, mit denen man nooh im vergangenen Jahrhundert den
Der „Neue Hagenbund“ eröffnet mit seiner Herbstschau in der Secession die neue Wiener Ausstellungssaison. Kein schlechter Anfang, man muß es zugeben. Denn der Hagenbund ist zwar an Zahl und Kraft nicht zu den bedeutendsten, wohl aber zu den ehrgeizigsten unserer Kunstvereinigungen zu zählen; seine Ausstellungen — also auch diese — sind immer bunt und unausgeglichen; im Stil und in dan Leistungen. Warum auch nicht? Selbst eine gewisse wirre Grobheit nimmt man gerne in Kauf — auch sie ist noch besser als die geruhsame Sattheit, die das Schicksal so vieler Wiener Künstlerbünde ist,
Die „Neue Galerie“ in Linz hat mit ihrer Kokoschka-Ausstellung allen anderen Galerien unseres Landes, staatlichen und privaten, einen Vorsprung abgewonnen, der sich schwer wird einholen lassen; ihr weiteres Ausstellungsprogramm' — auf dem unter anderem die Namen von Redon und Ensor 6tehen — läßt erwarten, daß sich dieser Vorsprung eher noch vergrößern wird. Es scheint, als ob über kurz oder lang derartige Austeilungsensationen nur mehr in Linz zu erwarten 6eien ...Damit soll nicht gesagt sein, daß die Kokosdika-Exposition eine Sensation oder auch nur vollkommen wäre. Dazu haben
Immer noch ist die Galerie W ü r t h 1 e der einzige Ort in Wien, an dem beispielsweise der Ausländer einen einigermaßen genauen Überblick über Umfang und Qualität des Schaffens unserer Maler und Zeichner gewinnen kann. Das spricht nicht für die offizielle Kunstpflege unseres Landes* aber es spricht für die Galerie- Würthle. Kein Zweifel also, daß die einzige sehenswerte Ausstellung, die im Wien der toten Saison eröffnet wurde, in dieser Galerie zu finden ist.Wieder einmal hat die Neue Galerie“ der Stadt Linz mit ihrer großen Kokoschka-Ausstellung — über die in unserer
In der Akademie für angewandte Kunst (I, Weißkirchnerstraße) sind derzeit die Diplomarbeiten jener Schüler ausgestellt, die in diesen Tagen ihre Lehrjahre beendet haben. Eine Abschlußexposition also, die, wie gleich anfangs bemerkt sei, sehr hübsch und sehr erfreulich ist. In der Tat, die guten Geister des Wiener Geschmacks haben am Stubenring ein wahres Refugium gefunden: man sehe sich die Entwürfe für Gebrauchsgegenstände und Architekturen an, die jetzt dort gezeigt werden, die Stoffdrucke und Textilien, diese keramischen und diese Schmuckarbeiten — das alles besitzt höchste
Zwei bedeutende Wiener Ausstellungen werden derzeit von Tiroler Künstlern bestritten: die sehr gegenwartsnahe Graphikschau in der Galerie Würlhle — über die wir bereits berichtet haben — und die vorwiegend der Malerei und Bildhauerei gewidmete repräsentative Ausstellung im Künstlerhaus. Letztere ist traditionalistischer, vorsichtiger, ihrer künstlerischen Qualität aber immer noch beachtlich und teilweise sogar ausgezeichnet. Wenn man weiß, wie schwer es die Juroren bei solchen repräsentativen Ausstellungen haben, ist man die Tatsache, daß es, hier an Kitsch ebenso fehlt wie an
Unter den österreichischen Bundesländern besitzt — die Steiermark vielleicht ausgenommen _ Tirol die stärkste und leistungsfähigste Gruppe jener Künstler, die an der neueren österreichischen Malerei ernsthaft und verdienstvoll beteiligt sind: man kann nicht mehr summarisch von der Kunst unseres Landes sprechen, ohne beispielsweise die Tiroler Graphiker zu nennen; ein Tiroler Maler hat im vergangenen Jahr einen Staatspreis bekommen, ein Tiroler Bildhauer lehrt an der Wiener Akademie, eine Anzahl der auf der letzten venezianischen Biennale ausgestellten österreichischen Kunstwerke
1498 starb Meister Michael Pacher in Salzburg, als sein letztes großes Werk, der Marienaltar für die dortige Franziskaner-kfrche, beinahe vollendet war. Später wurde dieser gotische Altar wie so viele andere auch beseitigt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts stellte Fischer von Erlach an der Stelle des seinerzeitigen Pacherschen Flügelaltars einen barocken auf, dessen Mitte die herrliche Marienfigur Michael Pachers auch heute noch bildet. Der Bekleidung des Altars zuliebe wurde diese Statue verstümmelt. Gelegentlich der Entkleidung der Figuren beseitigte man 1865 leider das von Pacher
Auf der Leinwand bildet sich im Zeitraffertempo eine Wolke. Sie verändert sich, schrumpft zu einer neuen Form zusammen, beginnt sich zu drehen, bleibt stehen — und entpuppt sich als ein Pferdekopf auf einem Rubensbild. Eine Flamme schießt auf und verwandelt sich unvermittelt in einen Menschenkörper. Nebeneinander erscheinen ein Fraueakopf von Rubens und einer von Memling — und man s:eht, was dreißig Jahre Zeitunterschied in der Malerei bedeuten. Aber dann werden die beiden Köpfe auf der Leinwand größer und größer, das modische Beiwerk verschwindet — und plötzlich ist es
In den Erdgeschoßsälen der Akademie am Schillerplatz sind derzeit jene Graphiken und Bilder zu sehen, die dieser Tage mit den staatlichen Förderungs- und Würdigungspreisen ausgezeichnet oder doch wenigstens von den Juroren in diesbezügliche Erwägung gezogen wurden. Sensationen bringt diese ziemlich umfangreiche Ausstellung keine; man könnte nicht einmal behaupten, daß sie das österreichische Kunstschaffen unserer Tage wirklich repräsentieren würde — aber wenn sie schon nicht allzuviel Hervorragendes zeigt, so doch auch nichts, was unter einem gesunden und achtenswerten
Unter den zahlreichen Zeitschriften Deutschlands verdient die 1947 mit dem Blick auf das Vorbild des „Teutschen Merkur“ gegründete Monatsschrift „Merkur“ wegen ihrer besonderen Zielsetzung und ihres hohen geistigen Niveaus stärkste Beachtung. Unabhängig von politischen Bindungen, verpflichtet sie sich keiner Doktrin, sondern tritt für eine Haltung ein, die heute besonders not tut, „die Haltung all derer, die sich in und außerhalb des deutschen Sprachbereichs der großen europäischen Tradition der Freiheit des Geistes verpflichtet wissen.“ „Merkur“ läßt Vertreter der
Ein Wiener Kritiker bezeichnete Einrich-tungs- und Bedarfsgegenstände, die der .Osterreichische Werkbund“ im Kunstgewerbemuseum zu einer Ausstellung zusammengetragen hat, als .Produkte einer Spätkulturstufe“. Er hatte damit völlig recht. In dieser Ausstellung zeigt sich das .Wiener Möbel“, einst in aller Welt berühmt, in seiner letzten Entwicklungsphase — einer Phase, in der eine Schöpfer zwar noch Sachlichkeit anstreben, diese Sachlichkeit aber am liebsten in edlen Hölzern ausdrücken wollen, in der sie zwar noch materialgerecht, aber zugleich mit Vorliebe in erlesenem Material
Die Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten, deren Züricher Sektion derzeit im Oberstock des Künstlerhauses die erste größere und darum sehr beachtenswerte Ausstellung zeitgenössischer Schweizer Kunst zeigt, die seit Kriegsbeginn in Wien zu sehen ist, besitzt Vitalität, Großzügigkeit und Interesse an den Problemen der Gegenwart. Gewiß, sie türmt den Pelion keineswegs auf den Ossa, aber sie ist zum Glück auch weit davon entfernt, von den Bergen zu verlangen, daß sie alle wie das Matterhorn aussähen, und von lebenden Malern, daß sie alle wie Böcklin oder
Die Wiener Tischler haben, übrigens mit bemerkenswertem Mut zur Selbstkritik, eingesehen, daß zu viele schlechte und zu wenige gute Möbel erzeugt und — verkauft werden. Eines der ersten Ergebnisse dieser Einsicht ist eine kleine Ausstellung in den Verkaufsräumen der „Vereinigten Wiener Tischlerwerk-stätten-A.G.“ (Mariahilfer Straße 31), die dem Publikum an Hand einiger Zeichnungen und vieler Photographien den Unterschied zwischen wirklich zeitgemäßen und nur pseudomodernen, unpraktischen und kitschigen Einrichtungsstücken demonstrieren will. Die Lichtbilder stammen zumeist aus
Die Albertina bringt unter dem — vielleicht etwas mißverständlichen — Titel „D i e großen Primitiven“ eine wunder-derbare, eine unübertreffliche Ausstellung kostbarster graphischer Werke aus den Anfängen des Holz- und Metallschnitts im XV. Jahrhundert, dem „heroischen Zeitalter der Druckgraphik; wie heute, so waren es auch damals Österreich und Süddeutschland, welche die bedeutendsten Graphiker hervorbrachten — der salzburgische „Meister des Pariser ölberges“ um 1400 ist einer der ersten und nach ihm reißt die Reihe großer Meister nicht mehr ab: der Meister der
Die jetzige Ausstellung der Buchhandlung Kosmos (Wollzeile) wird vor allem den Subtilitätenjägern unter den Kunstfreunden willkommen sein; sie zeigt zwar keine Hauptwerke der Moderne — eignet sich deshalb auch keineswegs zu Diskussionen—, läßt aber die spielerischen und anmutig-kapriziösen Fingerübungen einiger ihrer großen Meister sehen, Etüden, in denen die Problematik des gegenwärtigen Kunstschaffens 'gleichsam in morgensternscher Weise ironisiert wird. (Und die farbigen Scherenschnitte aus dem Zyklus „Jazz“ von Matisse sind wirklich enge Verwandte der
Die „Formen-und-Wege-Ausstellung, die jetzt, wie alljährlich um diese Zeit, in den Foyers des Konzorthauses stattfindet, erfordert einige Vorbemerkungen. Erstens sind in ihr fast ausschließlich Arbeiten jüngerer Künstler zu sehen, wobei hier „jung“ weniger als Alters-, denn als Temperamentbezeichung zu nehmen ist; zweitens ist in diesem Jahr zu erkennen, daß fast alle dieser jungen Aussteller — soweit man Ergebnisse ihres Schaffens schon im vergangenen Jahr zu sehen bekam — seither einen beträchtlichen Schritt nach vorne gemacht haben. Mag sein, daß die künstlerische Krise,
Der Streit der Kunstrichtungen, der jetzt in Wien entbrannt ist, wäre so unersprießlich nicht, würde er nur in dievalereskerem Tone geführt werden denn er wird die verschiedenen Künstlervereinigungen und Ausstellungsverbände zu vermehrten und verbesserten Leistungen und ihre Juroren hoffentlich zur Strenge zwingen. Bessere Ausstellungen mögen also unter Umständen die erfreulichen Folgen eines anfänglich wenig erfreulichen Kunststreites sein.Die Frühjahrsausstellung des Künstler-hauses ist lockerer und lebendiger, als sie es vor einem Jahr vrar, ihre Neigung, der gemäßigten Moderne
Die „Grazer Sezession“ — deren Ausstellung in der Galerie Würthle viel Interesse erweckt — ist radikaler, diskussionsfreudiger und temperamentvoller als ihre Wiener Schwestervereinigung, wenn auch unausgeglichener in ihren Leistungen. Man merkt, daß es diesen steirischen Malern todernst um ihre Kunst ist und daß sie auch dort, wo sie sich vereinzelt ins Abstruse stürzen, dies um, der Sehnsucht nach der Wahrheit willen und nicht der Spielerei halber tun. Ernst besitzen alle, Gewichtigkeit einige, Anmut drei: Alfred Wickenburg zeigt sie in seinen Blumenbildern und seinen
„So baut man in der Sowjetunion“: auf agitatorische Wirkung und unmittelbaren Eindruck bedacht, wie sich an einer Ausstellung in der Hofburg zeigt. Man will nichts als wirken, aber weil man nicht mit den Stilmitteln der Moderne wirken karm — teils weil man sie aus ideologischer Überzeugung ablehnt, teils weil sie sich zur Darstellung denkmalhafter Monumentalität auch tatsächlich nicht eignen —, versucht man, durch kolossale Massen und Maße zu wirken. (Der „Sowjetpalast“ zum Beispiel wird laut Projekt „das größte Gebäude der Welt sein, seine Höhe 400 Meter betragen, wovon
Maria Lassnig, eine junge Kärntner Malerin, zeigt in der Buchhandlung Kosmos zum ersten einmal eine größere Kollektion ihrer Arbeiten, die im Rahmen umfangreicherer Ausstellungen schon viel Beachtung fanden. Diese Kollektion ist weder in ihrem Stil noch in ihrem Wert einheitlich — aber es wird sofort klar, daß Maria Lassnig ihr Bestes dort gibt, wo sie einfach und ohne sich viel um Formaltheorien zu kümmern, malt, was sie sieht und was sie beeindruckt. Da sie über Temperament und Unmittelbarkeit verfügt, gelingt ihr in. solchen Fällen auch die Form wie von selbst; Bilder, wie der
Der Leiter der Wiener Stadtplanung, Professor B r u n n e r, gab dieser Tage anläßlich eines Vortrages im Ingenieur-und Architektenverein die offizielle Stellungnahme seines Amtes zu der bekanntlich heftig umstrittenen Frage der Stephansplatz-Neugestaltung bekannt und begründete ausführlich, was die Planungsämter zur Bevorzugung jenes vielfach angegriffenen Projekts des Architekten Appel Veranlaßt habe:Das Studium der Umgebung alter Dome lehre, daß die großen Kathedralen nicht der Einschließung durch schnurgerade Häuserfluchten, sondern durch organisch gewachsene und gegliederte
Das paradoxe und interessante Bestreben, Töne in Farben zu übersetzen, Musik sichtbar zu machen, hält seit anderthalb Jahrhunderten unvermindert an. Philipp Otto Runges romantische Malerei war der erste, des abstrakten Malers Kandinsky Theorien aber wohl kaum der letzte Beweis dafür; von den synästhetischen Träumen der Romantiker, in denen Töne, Düfte und Farben „unnennbar“ zu einem simultanen Sinneseindruck verschmolzen, zieht sich über die Ausbrüche der Expressionisten, die in Schrecksekunden die Erde sich bäumen, die Bäume „schreien“ und die Schreie „versteinen“
Die Zentralvereinigung der österreichischen Architekten hat zusammen mit einer Bausparkasse — welche wohl die Hauptbeteiligte an dieser Ausstellung ist — im Gebäude der Se-cession eine Modellschau von Ein-familien- und Siedlungshäusern veranstaltet. Daß sie Neues brächte, ließe sich auch beim besten Willen nicht behaupten: man sieht dort in Miniaturausführung die üblichen Einfamilienhäuschen, mit Steildach, ohne Steildach, mit und ohne kleine Pergola, wie man sie an allen Stadträndern seit mehr als zwanzig Jahren in natürlicher Größe beschauen kann. Schwer zu glauben, daß von
Fritz W o t r u b a, Österreichs bekanntester und möglicherweise auch bester Bildhauer, Staatspreisträger und Akademieprofessor, zeigt jetzt in der Buchhandlung Kosmos (Wollzeile) eine Anzahl von Zeichnungen und Kleinbronzen. Es sind das merkwürdige, ziemlich abstrakte und dem Wiener Publikum jedenfalls ungewohnte Dinge. Aber ein „klares“ Nein ist diesen Figuren gegenüber jedenfalls nicht am Platze: es wäre aus jenem Unverstand heraus gesprochen, der Ungewohntes nach dem ersten Blick ablehnt. Auch wäre es besser, angesichts der Kleinbronzen Wotrubas nicht jene schon etwas
Unter dem Titel „Form und Gestaltung“ findet derzeit in der Akademie der bildenden Künste eine internationale Ausstellung statt — sie zeigt Arbeiten vieler bedeutender und umkämpfter Künstler unserer Tage —, die vielleicht geeignet sein wird, das Wiener Publikum zu jenem Gespräch über moderne Kunst zu veranlassen, das schon längst überfällig geworden ist; denn moderne Kunst kann abgelehnt oder als gültig hingenommen, als chaotische Illustration einer halbzerstörten Welt oder als Planskizze einer neuen Ordnung betrachtet werden — über all diese Punkte kann, soll vielleicht
In den Räumen des Künstlerhauses stellen 290 junge und zumeist noch unbekannte Künstler aus allen Österreichischen Bundesländern ihre Werke aus; Hängung und Jury besorgten sie selbst. Man hat ihnen bald nach’ der Eröffnung der Ausstellung den Vorwurf gemacht, es fehle ihnen an revolutionärem, vorwärtsdrängendem, stürmendem Geist, eine Behauptung, die bis zu einem gewissen Grade stimmt. Doch wäre es falsch, diese Beobachtung zu einem Werturteil zu erheben und damit die Kunst der Jungen zu denen in diesem Fall auch Vierzigjährige gezählt werden mit den Epitheta
Die „Internationale Plakatausstellung“ im Künstlerhaus wird voraussichtlich einen Rekordbesuch aufweisen, wie er in Wien wohl noch keiner Kunstausstellung beschieden war. Künstlerischer Snobbismus hat darum bereits die Behauptung aufgestellt, das dem Plakat entgegengebrachte Interesse ließe schließen, daß es in Wahrheit die unserer Zeit entsprechende Kunstform sei; im Gegensatz zur modernen Malerei sei es ja jedermann verständlich und übe eine Wirkung aus, die den hergebrachten Kunstgattungen verlorengegangen sei.In Wirklichkeit gelten für das Plakat andere Gesetze als für das
Eine Geschichte der Kunst der erstdn Hälfte des 20. Jahrhunderts wird deren Verhältnis zum Schmerz einer Betrachtung unterziehen müssen. In wechselnder Intensität, bisweilen in den Empfindungsformen der Qual oder des Leidens auftretend, ist er das zentrale Erlebnis der modernen Kunstrichtungen, mögen sie sich äußerlich auch noch so sehr voneinander unterscheiden. Der Zeitpunkt, zu dem er zum treibenden Grundgefühl künstlerischen Schaffens wird, läßt sich mit angeben: in Österreich sind es die Jahre, in denen Egon Schiele das Erbe Gustav Klimts übernimmt und Georg Trakl seine
Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste ist nun der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Aus einer Privatsammluag hervorgegangen, hat sie slidi noch die Intimität bewahrt, in der ein kluger Liebhaber Stück um Stück mit Sorgfalt und Liebe zu einem Ensemble zusammentrug; eine verständnisvolle, wissenschafdidie Leitung, die nur dort eingriff, wo sich die Begeisterung des sammelnden Laien zu unwahrscheinlichen Zuschreibungen an große Meister verstieg, hat der Galerie diesen Charakter nicht genommen, der den Besucher unmittelbarer und persönlicher anspricht, als es die riesigen
In der österreichischen Malerei unserer Tage ist eine starke Neigung zu Gruppenbildungen vorhanden. Künstler mit gleichen Abs’diten und gleichen Zielen schließen sich zu kleinen Arbeitsgemeinschaften zusammen, die bald für sich allein, bald im Rahmen der großen Kunstvcrcini- gungen — in deren Ausstellungen man diese Gruppenbildung gut verfolgen kann — in Erscheinung treten. Sie setzen an die Stelle eines organisatorischen Apparats das engere freundschaftliche Verhältnis und bemühen sich, das, was ihnen an Quantität abgeht, durch die Qualität ihrer Werke wettzumachen Es leuchtet
Die Malerei hat im Laufe des letzten .halben Jahrhunderts einen äußeren Verarmungsprozeß durchgemacht. Mehr und mehr hat sie abgebaut, was noch den Impressionisten, als den letzten Ausläufern der „klassischen” Malerei, für die Bewertung eines Kunstwerkes entscheidend erschien. Wie jeder durchgreifende Umwandlungsprozeß ging auch dieser nicht ohne Kämpfe, Zerstörungen und krankhafte Entwöhnungserscheinungen vor sich. Die Leidensstationen dieses Weges tragen die Namen der zahlreichen „Ismen”: Expressionismus, Kubismus, Funktionalismus, Konstruktivismus und wie sie alle heißen
Das Werk Alfred Kubins läßt sich als eine Enzyklopädie' der dämonischen Kräfte verstehen, von denen der Mensch und seine Werke immer noch oder schon wieder bedroht werden. Sie enthält Auf-Zeichnungen über die stille Zerstörungsarbeit der Zeit ebenso wie über Katastrophen aller Art, die verheerend die Erde überziehen, und neben Schilderungen von Landschaften, in denen nur mehr Maschinen arbeiten, die das Leben vernichtet haben, stehen solche, wo gezähmte Bestien in plötzlichem Kraftbewußtsein ihre Dompteure oder scheues Jagdwild den verblüfften Jäger anspringen.Die