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VON NEUEN BÜCHERN

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Zu dem österreichischen Standardwerk von P. Jungmann „Missarum sol1omnia“, II. Band. Verlag Herder, Wien, 1948

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Zu dem österreichischen Standardwerk von P. Jungmann „Missarum sol1omnia“, II. Band. Verlag Herder, Wien, 1948

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Der erste Band hat bis an den Eingang zum Heiligtum des Meßopfers geführt und große Erwartungen erweckt. Im zweiten Band, der nunmehr erschienen ist, werden sie nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen. Wer die sich reichlich lohnende Mühe auf sich nehmen will, beide Bände zu studieren, dürfte am besten beim Kernstück des ganzen Werkes beginnen, bei der Erklärung des „Canon actionis“, der sich um Einsetzungsbericht und Wandlung gruppiert. Er ist der Höhepunkt, und von ihm aus wird erst klar, was vorausgeht und folgt. Bei der Führung Jungimanns wird man geradezu geblendet von der Schönheit und dem Reichtum eines jeden Wortes und jeder Gebärde. Man muß sich dazu nur noch die lebendigen Menschen vorstellen, welche einst Träger der heiligen Handlung waren, in ihren antiken Gewändern, umschlossen von den alten Basiliken. Dann gewannen die Bilder noch mehr Leben und Farbe. Dii rfüßetördiHtliche' Kunst Jüfrgmänns besteht darin, das heutige Geschehen aut dem goldenen Hintergrund der Vergangenheit aufleuchten zu lassen. Leicht hat er sich die Arbeit wahrlich nicht gemacht. Die vielen Hunderte von Anmerkungen geben nur eine schwache Andeutung von der riesigen Arbeitsleistung, der dieses Werk zu verdanken ist. Dafür wird es aber auch auf lange Zeit hinaus das Werk sein, an dem sich von nun an jede Schrift, jede Predigt und jede Katechese über die heilige Messe orientieren muß. Es ist in den letzten Jahren viel, nur zu viel dilettantisch darüber geschrieben worden, und es hat nicht an Experimenten heutiger Messegestaltung gefehlt, die keinen Zusammenhang mehr mit Sinn und Geschichte der Messe hatten. Damit muß es auf Grund der hier vorgelegten Forschungen ein für allemal ein Ende haben. Ohne Polemik entscheidet Jung, mann eine ganze Reihe von Fragen, welche die Liturgiker der letzten Jahre und Jahrzehnte beschäftigt haben. Seine Antworten sind immer klar und überzeugend, ohne Schwanken und ohne langes Herumreden. Wo andere Auffassungen eine Stellungnahme verdienen, wird in den Anmerkungen Stellung genommen. Der Text selbst ist von Aufzählungen verschiedener Hypo, thesen frei und liest sich glatt und fließend. So sind überraschend einfach die vielen Kreuze im Kanon als stilisierte, hinweisende Gebärden gedeutet.

Im zweiten Band kommt namentlich die doppelte, einander begegnende Lebensbewegung im Opfer zur Darstellung. Durch alles Gewirr und Gestrüpp der die Grundlinien zeitweise fast überwuchernden Formen dringt Jungmann immer wieder zu den Grundlinien vor, weil ihm immer der Satz vor Augen steht: „Was wir in Händen haben, 1st schon ein Gedächtnis, und es ist schon ein Opfer. Aber sowohl Gedächtnis wie Opfer müssen auch in uns selbst gedenkend und darbringend verwirklicht werden; erst dann kann daraus im vollen Sinne die .Anbetung im Geist und in der Wahrheit zu Gott emporsteigen.“ Bei allem Reden, Singen und Tun kommt es vor allem immer an auf die „Opfergesinnung, aus der unser Tun hervorgehen muß und die in unserer heutigen religiösen Betrachtung und in der pastoralen Hinführung zum Meßopfer mit Recht eine große und vielleicht immer noch nicht genügend große Rolle spielt, der gänzlichen Unterwerfung des Geschöpfes unter den Schöpfer, dem immer volleren Einklang unseres Willens mit Gottes Willen, dem immer rest loseren Aufgehen unserer Gesinnung in derjenigen, ,die in Christus Jesus war “.

Diesen Leitgedanken unverrückbar und klar vor Augen haltend, vermag der Verfasser die heutige Erscheinung des Kernstückes der Messe in ihren einzelnen Elementen zu ihren Ursprüngen zurückzuverfolgen und so schließlich den zugrunde liegenden alten Plan wieder deutlicher sichtbar zu machen. Die Weite und Mühe dieses Weges mag aus den 51 Seiten Register ermessen werden. Die Vorweihe der Gaben beim Offertorium und sie umrahmenden Begleitsprüche sind nur das zarte, gleichsam aus der Ferne erlauschte Vorausklingen der großen Opferweihe, der „Missarum sollemnia“.

Univ.-Prof. Dr, Erhard Drinkwelder, Salzburg.

Wann, wo, warum, wieso? Astronomisches Skizzenbuch von Hans Hatsche k. Oberösterreichischer. Landesverlag, Linz. Großformat, 145 Seiten. Halblcinwand S 58.—.

Gänzlich ohne jede Mathematik, allein auf der Anschauung zahlreicher, meist ganzseitiger und teilweise mehrfarbiger Skizzen fußend, wird hier ein Großteil dessen behandelt, was man fachlich als „sphärische Astronomie“ bezeichnet. Die Tatsache, daß der Verfasser ein Liebhaber der Sternkunde ist, beweist, wie sehr dieses für den Fachmann längst ausgeschöpfte und vielen trocken erscheinende Teilgebiet der Astronomie breite Kreise noch immer zu fesseln vermag. Und dies durchaus mit Recht; handelt es sich doch um das Verständnis von Erscheinungen, die jedem auch ohne Fernrohr unmittelbar am Sternenhimmel sichtbar sind. Die Absicht, die Originalität der Darstellung und besonders die vorzügliche technische Aufmachung des Werkes verdienen Anerkennung. Bei näherem Zusehen wird aber leider ein starkes Mißverhältnis zwischen dem materiellen Aufwand und der wirklich nur skizzenhaften Ausführung in Wort und Bild fühlbar. Inhaltlich hätte sich durch umsichtigere Auswahl ohne Umfangsvermehrung manche wertvolle Bereicherung und Abrundung, etwa eine bild- und tabellenmäßige Übersicht über das Planetensystem u. ä., aufnehmen lassen, die gerade der Anfänger, dem sonst keine astronomische Literatur zur Verfügung steht, billigerweise fordern dürfte. Entschieden muß die willkürliche Neuprägung von Fachausdrücken („Blickwinkel“ statt des durchaus klaren Wortes „Höhenwinkel", beanstandet werden, und auch pädagogische Gründe können nicht die falsche Behauptung rechtfertigen, daß man sogar noch die Sonnenentfernung „ähnlich“ bestimmen könne, wie der Verfasser es für den Mond vorschlägt.

Dr. Konradin Fernri d’Occhieppo

Wem die Stunde schlägt. Roman. Von Ernest Hemingway. Berman-Fischer-Ver- lag, Wien.

Erst viele Jahre nach seinem ursprünglichen Erscheinen wird dieser Roman in deutscher Sprache zugänglich gemacht, der mitten in die Brutalität und das Chaos des spanischen Bürgerkrieges führt. Die blutigen und unmenschlichen Geschehnisse werden von Hemingway zum Ausdruck seiner Lebensanschauung verarbeitet, die auch seihen anderen Werken jene besondere Note aufdrücken. Die letzten dreimal vierundzwanzig Stunden des Amerikaners Robert Jordan, der die Lehrkanzel an der Universität seiner Heimat verlassen hat, um als Dynamitero in den rauhen und scharfkantigen spanischen Bergen einen Spezialauftrag, eine Brückensprengung, durchzuführen, bilden den Inhalt des Buches. Der Held unterliegt bei der Durchführung des gegebenen Befehles und bleibt auf dčm Kampfplatz, den er sich selbst gewählt hat. Sein Sieg liegt in der Ruhe, mit der er seinem Untergang entgegensieht. Wohl zeigt er ein vorbildliches, diszipliniertes Verhalten, aber dahinter steht nur das Nichts — ’ „Nada". Dies ist die bezeichnende Haltung aller

Helden, die fast stereotyp in Romanen und Erzählungen von Hemingway wiederkehren. Wer nach deren sittlicher Grundlage sucht, findet bloß natürlich disziplinierte Menschen, denen Geist und Übernatur nichts bedeuten. Die seelenlose mechanische Weltanschauung des 19. Jahrhunderts findet noch einmal einen genialen Zeichner, dessen Menschen die Verkörperung jener inneren Trostlosigkeit sind, die mit den Begriffen von Glaube und Religion nichts anzufangen wissen. Darum endet jedes Grübeln und Sinnen dieser gewalttätigen Helden im Nichts. Allein der Alkohol — Absinth ist der Zaubertrank Robert Jordans — und formlose zufällige Geschlechtsliebe reizen noch einmal den sogenannten Kulturmenschen, bevor Kampf und Tod ihn ins Nichts zerrinnen lassen. Die große Täuschung und der Scheintrost einer Ideologie, die mit einem großen Aufwand von Phrasen höchste Triumphe feiern, so wie wir es im vergangenen Jahrzehnt so Furchtbar noch einmal erlebten, finden hier eine dichterische Verklärung. Das wahre und erhöhte Menschentum ist aber darüber zugrunde gegangen. Die traurige Botschaft einer zerschlagenen Welt und Menschheit wird offenbar, die das Wort des englischen Barockdichters John Danne weitergibt: „Jedermanns Tod beraubt mich, weil ich mit inbegriffen bin in der Menschheit. Und deshalb schickt niemals Boten aus, um in Erfahrung ftu bringen, für wen die Stunde schlägt: sie schlägt immer für dich. Bedrückende Worte, wie auch das Buch selbst. Dr. Leopold Lentner

Sylphide, das Seefräulein. Romantisch-komisches Zauberspiel in zwei Aufzügen von Therese K r o n e s. Erstdruck. Mit einer Abhandlung über Therese Krones und ihre dramatischen Arbeiten. Von Michael Maria Rabenleclane r. Wien 1947. Wiener Bibliophilen-Gesell schäft.

Die Schauspielerin Therese Krones, die gefeierteste Diva des Wiener Vormärz, ist in Wien wohl bis hedte eine der populärsten Gestalten in der Geschichte des Theaterlebens unserer engeren Heimat. Sie lebt aber bsonders auch darum so lebendig fort, weil sie selbst Theaterfigur geworden ist und im ott gespielten Volksstück wie in der Operette, aber auch im Film, für ungezählte Zuschauer schier wieder neue Gestaltung empfing. Aber auch der Griffel des Erzählers hat sich des dankbaren Stoffes wiederholt bemächtigt, und besonders der nach ihr benannte Lokalroman von Adolph Bäuerle wurde einmal viel gelesen.— Daß aber Therese Krones nicht bloß Schauspielerin, sondern auch erfolgreiche Bühnenschriftstellerin gewesen ist, ist wohl nicht allzuvielen Kennern ihres Namens geläufig. Drei Theaterstücke'tragen ihren Namen als Verfasserin, und eines von ihnen, „Sylphide, das Seefräulein“,, hatte einen durchschlagenden Erfolg. Es wurde in Wien, im Theater in der Leopoldstadt, 124mal gegeben, fand aber auch außerhalb Wiens begeisterte Aufnahme. Aber dieses so erfolgreiche Stück ist bis heute ungedruckt geblieben und war so gut wie verschollen. Nun hat die Wiener Bibliophilen-Gesellschaft nach einem in der Wiener Stadtbibliothek vorhandenen Theatermanusknpt als Publikation für ihre Mitglieder dieses Zauberspiel in einer Aufmachung von wahrhaft seltener Schönheit herausgebracht. Beigegeben als Anhang ist dem Stück eine auf gründlicher Quellenkenntnis fußende Abhandlung über Therese Krones und ihre drei Theaterstücke von Prof. Dr. M. M. Rabenlechner. Die Wiener Bibliophilen-Gesellschaft hat mit dieser ihrer Jahresgabe ihren Mitgliedern eine sehr wertvolle, dabei reizende Piece aus der Zeit des Wiener Biedermeiers geboten. Dr. O. H.

Der stille Freund und Das Band ist zerschnitten. Von Fritz Stüber-Gunther. Verlag Stocker, Graz.

Zu den Wiener Lokalschriftstellern, deren Name eine dauernde Stelle beansprucht, gehört auch Fritz Stüber-Gunther. Außer hunderten von hochoriginellen Lokalskizzen, die er als begehrter Feuilletonist in den verschiedensten Wiener Tageszeitungen veröffentlichte und in Buchform in mehr als zwanzig reizend ausgestatteten Bändchen sammelte, schrieb er auch etliche Theaterstücke. Dann aber bot er vor allem eine Reihe von Lokalromanen, die ein hohes künstlerisches Niveau verraten, und feinziselierte Miniaturen aus dem Wien um die Jahrhundertwende. Gegenwärtig erleben zwei Romane eine Neuauflage. Die Änderung der Titel geschah ganz nach den Intentionen des verstorbenen Autors. Es sind jetzt dreißig Jahre, daß sie erstmalig erschienen sind. Gerade heute werden diese liebenswürdigen altösterreichischen Geschichten ihre Wirkung auf den Leser nicht verfehlen. Dabei hebt eine erlesene Bilderbeigabe — Alt-Wiener- und alte Ort- und Landschaftsbilder — das Buch auch äußerlich sehr geschmackvoll hervor. Eine sehr warm geschriebene Studie über Stüber-Gunthers Leben und Schaffen aus der Feder des Dichters Ginzkey beschließt den Band. Aber wir dürfen einige, das religiöse Gebiet streifende Stellen nicht als richtig erkennen.

Dr. Michael M. Rabenlechner

Graphische Blätter von E. M. Meixner. Die „Furche“ veröffentlichte unter den Buchkritiken meine Besprechung einer Publikation, die unter dem Titel „Mein Heiland“ im Verlag O. Kloiber, Wien, erschienen war und 13 graphische Blätter des Malers E .M. Meixner umfaßte. Wie nachträglich aus einer größeren Zahl uns vor- gelegter Handzeichnungen zu ersehen ist, hatte der in Gmunden lebende Künstler versucht, in Schilderungen von eindringlich realistischer und symbolisierender Art den durch Krieg, Hunger und Not führenden Leidensweg der heutigen Menschheit festzuhalten. Dieser realistisch-weltlichen Thematik waren die 13 Chri- stusköpfe entnommen, die als selbständige Publikation aus ihrem großen Rahmen herausfielen und, als religiöser Zyklus gedacht, ihrer Voraussetzung entbehrten, die in der Gesamtreihe der Handzeichnungen gegeben war. Wenn die vollständige Mappe vorliegt, die sich als Ganzheit nach ihrer künstlerischen Zielsetzung anders darstellt als die erschienene Tedpublika- tion, wird in der „Furche" auf das Werk dieses Meisters nochmals Ziurückgekommen werden, schon deshalb, um ein Mißverständnis zu beseitigen, das durch die Sonderveröffentlichung entstanden war.

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